Update vom 30. April, 9 Uhr: Nach Angaben der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt Polens hat das Land in den vergangenen Wochen mehr als 200 Panzer an die Ukraine geschickt. Daneben habe Polen dutzende Schützenpanzer, 2S1 Carnation-Haubitzen, Drohnen, Grad-Mehrfachraketenwerfer sowie schultergestützte Luftabwehrraketen des Typs „Piorun“ aus polnischer Herstellung an die Ukraine geliefert, hieß es in dem Bericht von Polskie Radio.
Update vom 30. April, 7.55 Uhr: Die russische Armee hat ihre Offensive im Osten und Süden der Ukraine mit unverminderter Härte fortgesetzt und dabei insbesondere die Großstadt Charkiw ins Visier genommen. In Charkiw waren in der Nacht heftige Explosionen zu hören. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach trotz der anhaltenden russischen Angriffe auf die zweitgrößte Stadt des Landes von „taktischen Erfolgen“ der Regierungstruppen in der Region.
„Die Lage in der Region Charkiw ist schwierig“, sagte Selenskyj in einer Fernsehansprache. „Aber unser Militär und unser Geheimdienst haben wichtige taktische Erfolge erzielt“, so der Staatschef. Zuvor hatten die ukrainischen Streitkräfte nach eigenen Angaben in der Nähe von Charkiw das „strategisch wichtige“ Dorf Ruska Losowa zurückerobert. Selenskyj warf der russischen Armee vor, bei ihrer Offensive im Donbass „alles Leben zerstören“ zu wollen. Die permanenten Angriffe auf die Infrastruktur und auf Wohngebiete zeigten, „dass Russland dieses Gebiet unbewohnbar machen will“.
Update vom 29. April, 20.59 Uhr: Nach Angaben des mehrsprachigen Nachrichtenportals Ukrinform haben ukrainische Streitkräfte das Dorf Ruska Losowa in der Region Charkiw zurückerobert, teilte die Hauptverwaltung des Nachrichtendienstes des Verteidigungsministeriums der Ukraine in Telegram unter Berufung auf den Journalisten Denis Kasanskyj mit. In den letzten 24 Stunden war Charkiw demnach 16 Mal unter Artilleriebeschuss und Raketenangriffe geraten.
Erstmeldung vom 29. April, 15.40 Uhr:
München - Im Ukraine-Konflikt greifen russische Truppen in mehreren Regionen weiterhin mit aller Härte an. Dabei liegt ihr Fokus derzeit fast ausschließlich auf dem Osten der Ukraine. Diese Karte zeigt, wo der Ukraine-Krieg wütet. Bis vor kurzem fanden in der Hafenstadt Mariupol, die zum östlichen Oblast Donezk gehört, heftige Bodenkämpfe statt. Doch nach wochenlangen Luftangriffen bombte Russland die Stadt fast bis zur völligen Zerstörung und konnte sie großteils einnehmen.
Noch ist das Kapitel um Mariupol allerdings nicht geschlossen. Denn im Asowstal-Stahlwerk im Südosten der Stadt haben sich die verbliebenen ukrainischen Soldaten sowie unzählige Zivilisten verschanzt. Abgeschnitten von jeglicher Versorgung und belagert von den Truppen Wladimir Putins, harren sie nun aus. Putin selbst hatte verfügt, das Werk nicht aktiv zu stürmen, da der Kampf in den unterirdischen Tunneln des Werks keinen Sinn ergebe.
Ukrainische Behörden jedoch meldeten, dass russische Soldaten trotz dieser Aussagen die Angriffe auf das Werk nicht beenden würden. Nun laufen wohl Vorbereitungen für die Erstürmung des massiven Stahlwerks. Ein ukrainischer Offizier berichtete von miserablen Zuständen innerhalb des Werks.
Nach Angaben ukrainischer Behörden in Mariupol sperren russische Truppen bestimmte Gebiete der Stadt ab, um sich auf die Erstürmung des Asowstal-Werks vorzubereiten. Die Besatzer hätten erneut Gebiete bis hin zum Weselka-Park in der Stadt abgesperrt, zitierte der US-Sender CNN den Berater des Bürgermeisters von Mariupol, Petro Andrjuschtschenko.
Der erwähnte Weselka-Park befindet sich direkt im Norden des Stahlwerks, wo sich tausende Zivilisten und Soldaten aufhalten. Die Absperrung durch das russische Militär könne ein Hinweis auf einen neuen Versuch zur Erstürmung des Asowstal-Werks sein, erklärte der Berater.
Währenddessen machte der ukrainische Kommandeur Serhij Wolyna auf die schwierigen Zustände im Werk aufmerksam. Die Situation innerhalb des Stahlwerks sei „jenseits einer humanitären Katastrophe“, sagte Wolyna, der sich selber vor Ort verschanzt hat, CNN. In dem Gebiet des Stahlwerks befänden sich hunderte Zivilisten, betonte er. Darunter seien auch 60 jüngere Menschen, von denen der jüngste nur vier Monate alt sei.
Aufgrund des russischen Luftangriffes auf das Feldlazarett des Werkes gebe es nun keine „lebenswichtige“ medizinische Ausrüstung mehr. Das Equipment für medizinische Eingriffe sei zerstört worden, weshalb man verwundete Personen nicht mehr behandeln können. Derzeit würden sich Sanitäter der Armee mit all ihren Fähigkeiten um die Verwundeten kümmern, doch man brauche dringend Medikamente und Ausrüstung. Darüber hinaus habe man „sehr wenig Wasser, sehr wenig zu essen“.
Details über eine mögliche Evakuierung seien ihm zwar nicht bekannt, sagte Wolyna. „Ich weiß, dass eine Mission in Saporischschja angekommen ist und sie versuchen werden, eine Rettungsaktion einzuleiten“, unterstrich er gegenüber CNN jedoch. Zudem sei er im ständigen Kontakt mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der ihm die aktuellsten Entwicklungen zu Mariupol und generell zum Krieg in der Ukraine schildere. Selenskyj versuche zwar die Moral der Eingeschlossenen aufrechtzuerhalten, doch er könne nicht mit Sicherheit sagen, wie lange sie den russischen Angriffen standhalten könnten. (bb)