Tausende Gefallene? Berichte liefern brisante Einschätzung über russische Armee im Ukraine-Krieg

Berichte mehren sich, dass es sich bei den russischen Soldaten im Ukraine-Krieg vor allem um junge Rekruten handeln soll. Mütter sorgen sich.
München/Moskau - Sie sind in diesen rauen Tagen gefragte Ansprechpartner: die Mitarbeiter der Nichtregierungsorganisation (NGO) „Komitee russischer Soldatenmütter“. Sie wollen dabei helfen, dass etliche russische Mütter erfahren, wo ihre einberufenen Söhne im dramatischen Ukraine-Krieg abgeblieben sind.
Ukraine-Krieg: „Soldatenmütter“ Russlands befürchten mehr Tote – „Familien wurden im Dunkeln gelassen“
Hunderte Anrufe würden die Mitarbeiter der Organisation täglich beantworten, erzählt die Vorsitzende Svetlana Golub im Interview dem britischen Guardian - und berichtet von angeblicher Geheimniskrämerei rund um die Invasionsarmee im zunehmend eskalierenden Ukraine-Konflikt*. „Die Familien wurden im Dunkeln gelassen und hatten keine Kenntnis von der Militäroperation in der Ukraine“, sagt Golub und schildert, dass einige Familien, die sich bei ihr melden, seit Anfang Februar nichts von ihren Söhnen in der russischen Armee gehört hätten.
Damit nicht genug: Die „Soldatenmütter“-Vertreterin geht ihrerseits davon aus, dass Russland in seinen Luftstreitkräften und der Armee deutlich mehr Tote zu beklagen hat als von offizieller Seite eingestanden wird. „Kriege führen immer zu Toten. Aus den vielen Gesprächen, die mir zwischen Soldaten und ihren Familien zugetragen wurden, schließe ich, dass viele Russen bereits gestorben sind“, erklärte sie dem Guardian in Bezug auf Tote und Verletzte auf Seiten der russischen Armee im Ukraine-Krieg.
Ukraine-Krieg: Zweifel an der Moral der russischen Truppen von Wladimir Putin
Mehr Tote? Verunsicherte Familien in Russland? ntv.de beschreibt in einer Analyse, dass es Zweifel an der Moral und dem Kampfeswillen in den Truppen von Moskaus Machthaber Wladimir Putin im Ukraine-Krieg gibt. Demnach sei das systematische Schikanieren, das sogenannte „Dedowschtschina“ („Herrschaft der Großväter“) an der Tagesordnung.
Die meisten Rekruten im Krieg in der Ukraine sollen zudem jung und unerfahren sein. Auf Fotos sind in der Tat immer wieder teils sehr junge russische Soldaten zu sehen, verifizieren lässt sich letztlich auch diese Information nicht - wie so viele andere im Russland-Ukraine-Konflikt* nicht. Die New York Times berichtete indes, dass Rekruten immer wieder ihr militärisches Gerät sabotieren würden, weil sie nicht an Kriegshandlungen teilnehmen wollen. Oder, dass sie, im Unklaren gelassen, vereinzelt sogar in Richtung Russland zurückmarschieren würden.
Im Video: Kompakt - Die News zum Ukraine-Krieg und zum Einmarsch Russlands
Zur Einordnung: Laut ntv.de sind in Russland alle Männer zwischen 18 und 28 Jahren wehrpflichtig. Die taz zitiert ein andere Vertreterin des „Moskauer Komitees der Soldatenmütter“, die die angeblichen Methoden bei der Rekrutierung anprangert. „Sie werden nicht gefragt, manche stellt man einfach in einer Reihe auf und lässt sie unterzeichnen. Da muckt doch keiner auf“, sagte Olga Larkina demnach. Die Berichte lassen Schlimmes vermuten. Offenbar sind Familien teils im Ungewissen, ob ihre Söhne beim russischen Vormarsch in der Ukraine überhaupt noch am Leben oder vielleicht gefallen sind.
„Die Ukrainer haben Listen von gefallenen und gefangenen russischen Soldaten veröffentlicht. Wer seine Verwandten auf diesen Listen findet, ruft unsere Komitees an. Wir können den Leuten aber nicht helfen: Dafür müsste Russland eine humanitäre Feuerpause verkünden, wenigstens für kurze Zeit den Beschuss und die Bombardierungen einstellen“, erklärte Valentina Melnikowa von den „Soldatenmüttern“ Russlands der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.S.).
Ukraine-Krieg: Kiew vermeldet tausende tote russische Soldaten
Wie Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nacht auf Donnerstag (3. März) behauptete, sind bereits mindestens 9.000 russische Soldaten durch die Verteidiger getötet worden. Überprüfen lässt sich auch das in den Kriegswirren nicht. Und doch kursieren bei Social Media mittlerweile zahlreiche Videos und Fotos, die gefallene Soldaten zeigen sollen. Moskau hatte am Mittwoch 498 Gefallene vermeldet. Laut Einschätzungen der „Tagesthemen“ der ARD liege die Realität bei all der Propaganda wohl dazwischen. Die Unsicherheit der Mütter in der Heimat bleibt bestehen. (pm) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.