Update vom 13. März, 22.17 Uhr: Seit Beginn des russischen Angriffskriegs sind in der Ukraine nach Angaben aus Kiew bereits sieben Krankenhäuser irreparabel zerstört worden. Die Kliniken in den betroffenen Städten müssten nach russischem Beschuss ganz neu aufgebaut werden, sagte Gesundheitsminister Wiktor Ljaschko der Agentur Ukrinform zufolge am Sonntagabend. Mehr als 100 weitere Gesundheitseinrichtungen seien beschädigt worden. Unter dem medizinischen Personal habe es seit dem Einmarsch der russischen Truppen am 24. Februar sechs Tote und und zwölf Verletzte gegeben, sagte Ljaschko.
Für besonderes Entsetzen hatte vor einigen Tagen ein russischer Angriff auf das Gebäude einer Geburtsklinik in der Hafenstadt Mariupol gesorgt. Moskau behauptete, dass das Haus zuletzt von ukrainischen Kämpfern genutzt worden sei. Von ukrainischer wie auch von UN-Seite jedoch hieß es, dass es sich um eine zu dem Zeitpunkt noch funktionierende Geburtsklinik gehandelt habe.
Update vom 13. März, 20.50 Uhr: Nach einem russischen Raketenangriff nahe der Grenze zu Polen wächst die Sorge, dass sich der Krieg in der Ukraine noch ausweiten könnte. Bei der Attacke auf den Truppenübungsplatz Jaworiw unweit der Stadt Lwiw (Lemberg) wurden nach ukrainischen Angaben mindestens 35 Tote und 134 Verletzte gezählt. In Lwiw sammeln sich seit Tagen zahllose Flüchtlinge aus den umkämpften Regionen der Ukraine, um nach Polen zu gelangen.
Das russische Verteidigungsministerium gab in einer Tass-Meldung an, es seien auf dem Militärgelände nahe Lwiew „bis zu 180 ausländische Söldner“ getötet sowie eine große Menge aus dem Ausland gelieferter Waffen zerstört worden. „Die Vernichtung der auf das Territorium der Ukraine eingereisten ausländischen Söldner wird fortgesetzt“, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow.
Das US-Verteidigungsministerium bekräftigte nach dem Angriff auf das nur etwa 15 Kilometer von der Grenze zum EU- und Nato-Mitglied Polen entfernte Militärgelände die Beistandsverpflichtung der Nato-Staaten. „Ein bewaffneter Angriff gegen einen wird wie ein bewaffneter Angriff auf alle bewertet“, sagte Sprecher John Kirby dem TV-Sender ABC. Dies sei auch der Grund, warum die US- und Nato-Streitkräfte ihre Präsenz an der östlichen Grenze des Bündnisgebiets verstärkten.
Update vom 13. März, 19.35 Uhr: Wie die osteuropäische Nachrichtenagentur Nexta berichtet, konnte der humanitäre Hilfskonvoi Mariupol erneut nicht erreichen. „Wir haben in Berdyansk wegen der schweren Luftangriffe in Mariupol selbst angehalten, aber morgen früh werden wir versuchen, erneut durchzubrechen“, sagte die ukrainische stellvertretende Ministerpräsidentin Iryna Vereshchuk.
Unterdessen erklärte die von Russland neu eingesetzte Bürgermeisterin der besetzten Stadt Melitopol, Galina Danilchenko, dass nun die russischen Staatssender begonnen haben, ihr Programm in der Stadt auszustrahlen.
Update vom 13. März, 18.33 Uhr: Russland und die mit Moskau verbündeten Separatisten haben der ukrainischen Armee schwere Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung vorgeworfen. Einheiten der selbst ernannten „Volksrepublik“ Luhansk entdeckten nach eigenen Angaben bei ihrem Vormarsch ein Massengrab. Sie beschuldigten ukrainische Truppen, Zivilisten als Schutzschilde missbraucht und diejenigen getötet zu haben, die sich widersetzten.
Update vom 13. März, 18.28 Uhr: Ukrainischen Angaben zufolge ist das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl wieder vollständig an die Stromversorgung angeschlossen. „Heute ist es unseren Atomwissenschaftlern und Elektrikern (...) gelungen, die Stromversorgung des von den russischen Besatzern beschlagnahmten Kernkraftwerks Tschernobyl wiederherzustellen“, teilte der ukrainische Betreiber Enerhoatom am Sonntagabend auf Telegram mit. Damit liefen die Kühlsysteme des Lagers für abgebrannten Kernbrennstoff nun wieder normal und nicht länger nur über eine Notstromversorgung.
Das von russischen Einheiten besetzte Atomkraftwerk Tschernobyl war am vergangenen Mittwoch von der Stromversorgung abgeschnitten worden. Stromleitungen seien durch Beschuss beschädigt worden, teilte die ukrainische Seite damals mit. Russland gab seinerseits ukrainischen „Nationalisten“ die Schuld.
Am Freitagabend hatte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien dann mitgeteilt, dass es Technikern gelungen sei, einen Teil der Stromleitungen zu reparieren.
Update vom 13. März, 18.24 Uhr: Wie die Kyiv Independent berichtet, soll Russland laut dem ukrainischen General-Stab Kämpfer unter anderem aus Syrien und Serbien rekrutieren, um die eigenen Truppen aufzustocken.
Dem ukrainischen Verteidigungsministerium zufolge soll sich die Zahl der russischen Opfer seit Tagen aufgrund einer langsameren Offensive nicht verändert haben. Laut der stellvertretenden Verteidigungsministerin Hanna Malyar haben sich die offiziellen Daten, die über 12.000 getötete russische Soldaten zeigen, seit dem 8. März aufgrund der verringerten Konfrontationen nicht geändert. Die russischen Streitkräfte sollen sich wohl für einen Angriff neu gruppieren. Die Angaben können jedoch nicht unabhängig überprüft werden.
Update vom 13. März, 17.39 Uhr: Erstmals seit Kriegsbeginn hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sichtbar für die Öffentlichkeit seinen Amtssitz verlassen und Verwundete in einem Militärkrankenhaus besucht. Dabei verlieh der Staatschef den Soldaten Orden und ließ Fotos mit sich machen. „Werdet gesund. Ich wünsche euch Kraft. Ihr seid Prachtkerle!“, sagte Selenskyj in dem am Sonntag in sozialen Netzwerken veröffentlichten Video zu den Patienten.
Bisher hatte Selenskyj nur Fotos und Videos geteilt, die ihn in seinem Büro oder vor dem Amtssitz zeigen. In russischen Medien waren daher immer wieder Spekulationen laut geworden, dass sich der 44-Jährige nicht in der Hauptstadt Kiew befindet.
Russland hatte vor mehr als zwei Wochen das Nachbarland Ukraine angegriffen. Kiew beziffert die eigenen militärischen Verluste auf rund 1300 Soldaten. UN-Angaben zufolge wurden bereits etwa 600 Zivilisten getötet.
Update vom 13. März, 16.38 Uhr: Ukrainischen Angaben zufolge sind in der belagerten südostukrainischen Hafenstadt Mariupol bisher weit mehr als 2000 Zivilisten getötet worden. Seit Beginn des russischen Angriffs am 24. Februar seien 2187 Menschen ums Leben gekommen, teilte der Stadtrat am Sonntag mit. Allein in den vergangenen 24 Stunden habe es 22 Luftangriffe auf die umkämpfte Stadt am Asowschen Meer gegeben, bei denen etwa 100 Bomben abgeworfen worden seien.
Von ukrainischer Seite heißt es, dass die Angreifer absichtlich Wohngebäude attackieren würden, sie zerstörten Kinderkrankenhäuser wie auch die Infrastruktur. Russland hingegen beharrt darauf, lediglich militärische Ziele anzugreifen.
Mariupol mit etwa 400.000 Einwohnern ist seit Tagen von russischen Einheiten umzingelt und vom Rest des Landes abgeschnitten. Nach ukrainischen Angaben sind Truppen der moskauhörigen Separatisten in die Vororte eingedrungen. Mariupol gilt als Symbol des ukrainischen Widerstands - seit dem Beginn des Kriegs im ostukrainischen Donbass 2014 wurden mehrere Versuche der Separatisten abgewehrt, die Stadt einzunehmen.
Erstmeldung vom 13. März 2022:
Kiew/Luhansk - Ein Brennpunkt des Ukraine-Konflikts* bleibt weiterhin der Osten des Landes. Städte und Ortschaften sind dort hart umkämpft. Besonders schlimm traf es, örtlichen Behörden zufolge, den Ort Popasna, rund einhundert Kilometer westlich von Luhansk. Popasna sei in der Nacht von der russischen Armee angegriffen worden, schrieb der örtliche Polizeichef Oleksij Bilotschyzky auf Facebook. Dabei sollen auch Phosphorbomben zum Einsatz gekommen sein, es gebe „unbeschreibliches Leid und Brände“.
Emine Dzheppar, stellvertretende Ministerin für auswärtige Angelegenheiten in der Ukraine, veröffentlichte auf ihrem Twitter-Kanal ein Foto von den Angriffen auf Popasna. Dazu schreibt sie: „Die Eindringlinge setzten Phosphorbomben ein. Wenn es explodiert, verteilt es eine Substanz mit einer Verbrennungstemperatur von mehr als 800 Grad.“ Den Einsatz verurteilt Dzheppar scharf: „Die Verwendung ist nach internationalem Recht verboten“.
Auch der Leiter der Staatsanwaltschaft der autonomen Republik Krim und der Stadt Sewastopol, Igor Ponochovny, zeigt sich auf Twitter schockiert über den Einsatz der Phosphorbomben vonseiten Russlands. Er twittert: „Russland setzt weiterhin systematisch verbotene Kriegsmethoden und verbotene Waffen ein. Diesmal setzte die russische Armee Phosphorbomben in #Popasna, Region Luhans ein. Diese Waffe ist nach dem UN-Übereinkommen über bestimmte konventionelle Waffen (1980) verboten.“
An dieser Stelle muss betont werden, dass diese Angaben zunächst nicht von unabhängiger Seite überprüft werden können.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine weitet sich derweil immer weiter im ganzen Land aus. Am Wochenende stand vor allem auch die ukrainische Hauptstadt Kiew im Fokus. Russische Truppen rücken immer näher. In Kiew bereite man sich auf eine mögliche Blockade durch Putins Truppen vor. Stadtverwaltungs-Vizechef Walentyn Mondryjiwskyj teilte online mit, dass Lebensmittelvorräte angelegt worden seien, um die verbleibenden Einwohner der ukrainischen Hauptstadt zwei Wochen lang zu versorgen. In den nächsten Tagen werde eine Einkesselung durch die russischen Angreifer befürchtet.
Auch in der westukrainischen Stadt Lwiw hat es am Wochenende die ersten Angriffe mit Raketen gegeben. Bei einem russischen Angriff auf einen Militärstützpunkt nahe der Stadt sind nach ukrainischen Angaben 35 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Der Ort liegt nur rund 20 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA