Völkerrechtswidrige Kriegsführung
Harsche Kritik der UN vor allem an Russland
Kiew -Die Vereinten Nationen werfen der russischen Armee eine völkerrechtswidrige Kriegsführung vor. Die ukrainischen Streitkräfte schienen das humanitäre Völkerrecht "in weitaus geringerem Umfang" gebrochen zu haben, sagte Matilda Bogner, Leiterin der UN-Menschenrechtskommission in der Ukraine, am Mittwoch in Kiew. Völkerrechtswidrig würden dicht besiedelte Gebiete mit schwerer Artillerie und Mehrfachraketenwerfern beschossen sowie durch Flugzeuge und Raketen aus der Luft angegriffen. "Dabei wurde mehrfach Streumunition eingesetzt", sagte Bogner.
Sie hob besonders den Angriff auf den Bahnhof im von der Ukraine kontrollierten Kramatorsk Anfang April mit 60 Toten und 111 Verletzten hervor. Sie verwies auch auf den Beschuss der von prorussischen Separatisten kontrollierten Großstadt Donezk Mitte März mit 15 Toten und 36 Verletzten mit Streumunition.
Beunruhigend seien sogenannte extralegale Tötungen durch die russische Armee in mehr als 30 Orten in den Gebieten Kiew, Tschernihiw, Sumy und Charkiw im Februar und März, so Bogner. Allein in Butscha seien mindestens 50 Zivilisten rechtswidrig getötet worden.
Zudem seien in 248 Fällen Behördenvertreter, Journalisten, Aktivisten und andere Zivilisten von den russischen Kräften willkürlich festgenommen worden oder verschwunden, sagte sie. Acht davon seien tot aufgefunden worden. Es seien auch zwölf Fälle von verschwundenen Menschen dokumentiert, die vorher ins Visier ukrainischer Sicherheitskräfte geraten waren.
Das von russischen Truppen besetzte Gebiet um die ukrainische Stadt Cherson bereitet laut der prorussischen Militärverwaltung bereits ein Referendum für einen Beitritt der Region zu Russland vor. Das sagte der Vizechef der Militär- und Zivilverwaltung von Cherson, Kirill Stremoussow. Nach früheren Angaben sollte das Referendum im Herbst stattfinden. dpa