Samstag,
16.11.2019 - 00:00
2 min
Zum „Golfer“ gesellt sich der „Rocker“

Von Ken Chowanetz
Editor Zentraldesk

Optisch führt der T-Roc R das R-Line Exterieurpaket, das es für das normale CUV gibt, noch einige Schritte weiter. (Foto: Chowanetz)
Kleines Leistungs-Alphabet: Wenn es um die stärksten Modelle einer Baureihe geht, setzt BMW auf das M, Hyundai auf das N – und VW auf das R. Allerdings ist es in der „R-Lebniswelt“ von Volkswagen zuletzt für den letzten Vertreter seiner Art ein wenig einsam geworden. Passat R, Touareg R und Scirocco R haben sich verabschiedet – einzig der Golf R hielt die Stellung. Jetzt aber naht Verstärkung für den wilden Kompakten. VW schickt den T-Roc R ins Feld, einen echten Rocker sozusagen. „Rocker“ und „Golfer“ sind mehr als nur Namensvettern. Im T-Roc R werkelt derselbe Motor wie im Golf R. Und der hat es in sich. 221 kW/300 PS stark ist das Triebwerk, das es auf bis zu 400 Nm Drehmoment bringt und das SUV (das bei VW aus Gründen, die man nicht verstehen muss, CUV – Crossover Utility Vehicle – heißt) in 4,8 Sekunden aus dem Stand in die 100-km/h-Sphäre beschleunigt. Die Frage, wer denn, bitteschön, in Zeiten engagiert geführter Klimadiskussionen ein solches Auto braucht, versuchen die Wolfsburger mit der Positionierung des Rockers zu entkräften. Der T-Roc sei, sagt Entwicklungsleiter Jan Schiedek-Jacht, eben kein Rennwagen, sondern biete alltagstaugliche Performance – zum Beispiel mit einem Kofferraumvolumen von 392 bis maximal 1237 Litern. Für das, was der Rocker kann, fallen die Verbrauchswerte auch einigermaßen moderat aus. Je nach Bereifung wird im WLTP-Test ein Wert von 7,5 bis 7,7 Liter/100 Kilometer ermittelt. Jedem muss allerdings klar sein, dass man bei Fahrten, bei denen sich das Tempo eher den maximal möglichen 250 km/h als der Richtgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen nähert, ein solcher Verbrauch nicht zu erreichen ist.
Bei Testfahrten auf kurvenreichen Bergstraßen zeigt der T-Roc vom Start weg, was er kann. Das ist wörtlich gemeint. Der Rocker kommt serienmäßig mit der Launch Control daher. Der eher an eine Rakete als an ein Auto erinnernde Start, bei dem man im Stand Drehmoment aufbaut, den Fuß vom Bremspedal nimmt und dann in gefühlt einigen Nanosekunden die Hundertermarke beim Tempo reißt, ist alles andere als alltagstauglich. Wer diese Funktion auf einer nicht abgesperrten Straße einsetzt, handelt wahrlich grob fahrlässig.
Ansonsten aber kann der T-Roc tatsächlich beides. Gemütlich (und auf der Motorseite ein wenig unterfordert, wie es scheint) durch die Landschaft cruisen oder aber dank der exzellenten Abstimmung durch die Kurven jagen, dass es eine Freude ist. Die lässt sich noch steigern: Durch das optionale Akrapovic-Auspuffsystem wird der Rocker zum Krawallovic. In einem Wohngebiet aktiviert man diese Gänsehaut erzeugende Soundanlage allerdings lieber nicht. 3800 Euro kostet sie – und treibt so den T-Roc-R-Preis (Start bei 43 995 Euro) schnell in Richtung 50 000 Euro.