Rückstau vor der Leber. Darauf reagiert der Körper mit so genannten Umgehungskreisläufen, die das Blut an der Leber vorbei zum Herzen leiten.“ Platzt eine dieser Ausweichadern, kann der Patient schlimmstenfalls innerlich verbluten.
Diese Gefahr ist bei einer Pfortadererkrankung nicht zu unterschätzen. „Durch dieses wichtige Gefäß fließen etwa ein bis eineinhalb Liter Blut pro Minute. Wenn beispielsweise etwa zehn Prozent des Blutes in den Umgehungskreisläufen verloren geht, verliert der Patient also innerhalb von zehn Minuten ein bis eineinhalb Liter Blut“, rechnet Oberarzt Dr. Andreas Benesic vor. Deshalb mussten die Krampfadern in Renate Schmidingers Speiseröhre entfernt werden. Dazu nahmen die Mediziner eine Gummibandligatur vor. „Bei dieser minimalinvasiven Behandlungsmethode werden die Krampfadern abgebunden“, erklärt Chefarzt Dresel.
Normalerweise haben vor allem Alkoholkranke mit solchen Krampfadern zu kämpfen, die in der Fachsprache Ösophagusvarizen heißen. „Sie treten meist bei einer Leberzirrhose auf“, berichtet Leberspezialist Benesic. Doch im Falle von Renate Schmidinger lag die Sache anders: „Ich trank bis zur Diagnose nur sehr selten Alkohol und heute gar keinen mehr.“ Nach einer Fülle von Untersuchungen stellten die Schongauer Spezialisten fest: Die Erkrankung ist eine Spätfolge der bereits Jahre zurückliegenden Chemotherapie gegen den Darmkrebs.
„Wir haben uns lange die Köpfe zerbrochen, wodurch der Leberschaden entstanden sein könnte. Am Ende fanden wir heraus, dass die kleinen Blutgefäße der Leber durch das Medikament Oxaliplatin in Mitleidenschaft gezogen worden ist“, berichtet Dresel. In der Folge erkrankte Renate Schmidinger an Bluthochdruck in der Pfortader, Experten sprechen von portaler Hypertension (Pfortaderhochdruck).
Nun muss die 78-Jährige Medikamente einnehmen, die den Blutdruck senken. „Damit komme ich gut klar“, berichtet sie. Einmal im Jahr muss sie sich einer Magenspiegelung unterziehen. Abgesehen von diesen Routineuntersuchungen genießt sie ihr Leben in vollen Zügen: „Ich mache zwei Mal die Woche Waldspaziergänge, gehe auch gerne mal in die Berge.“ Bei ihrer Ernährung achtet sie darauf, dass viel Gemüse auf den Teller kommt, Alkohol ist tabu.
Renate Schmidinger ist froh, dass sie nach dem Darmkrebs auch ihre Lebererkrankung so gut in den Griff bekommen hat. „Ich bin den Ärzten im Krankenhaus Schongau sehr dankbar dafür. Ich kann jedem nur raten, bei ähnlichen Beschwerden rechtzeitig zum Arzt zu gehen.“ Chefarzt Dresel pflichtet bei: „Auch bei Pfortaderhochdruck gilt wie bei sehr vielen anderen Erkrankungen: Je früher sie erkannt wird, desto besser sind die Behandlungschancen.“
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.