Das Goldene Buch, ein Rekordgebot und neun Abgänge

Toller Saisonabschluss: 1500 Fans kamen am Sonntag, um den EC Bad Nauheim noch einmal zu feiern. Neun Spieler wurden verabschiedet.
(hss). »Was soll ich sagen? Was wäre hier los, wenn wir gewonnen hätten?« Trainer Harry Lange blickte fast ein bisschen ungläubig von der Bühne auf die rot-weiße Fan-Ansammlung am Teichhaus-Parkplatz. Rund 1500 gutgelaunte Menschen, deren Sympathien dem EC Bad Nauheim gelten, kamen am Sonntag zur Abschlussfeier des Finalisten der Deutschen Eishockey-Liga 2. 24 Jahre nach dem Penaltydrama am Essener Westbahnhof hatten die Roten Teufel wieder ein Zweitliga-Finale erreicht und - trotz der Niederlage gegen Ravensburg - wochenlang eine riesige Eishockey-Euphorie in der Kurstadt entfacht.
Autogramm-Doppelstunde: Vor dem Haupteingang des Colonel-Knight-Stadions bildete sich eine lange Schlange. Die EC-Profis signierten Playercards, Trikots, Playoff-Schals und andere Utensilien. Der Andrang sorgte dafür, dass Moderator Christian Berger erst mit einstündiger Verspätung die Interview-Talkrunden auf der Bühne eröffnen konnte.
1946 Dauerkarten 1946 verkaufte Saisontickets lautet die magische Marke, die die Rot-Weißen als Ziel ausgerufen haben. »Innerhalb von einer Woche sind schon 1000 Saisontickets geordert. Wir sind ein stabiler Standort. Eishockey gehört zu Bad Nauheim«, adressierte Tim Talhoff seine Botschaft auch in Richtung Stadt und Politik. Für die Geschäftsführung ergänzte Andreas Ortwein: »Das war ein unglaublicher Ritt durch die Saison. Die Mannschaft hat einen tollen Charakter, Harry Lange ist für uns ein absoluter Glücksgriff.«
Erfolg macht sexy : Zu 98 Prozent in trockenen Tüchern sei laut Ortwein der Kader für die kommende Saison. »In den nächsten zwei, drei Wochen werden wir die Namen veröffentlichen, die unser Team verstärken. Erfolg macht sexy, aber ich appelliere an alle Fans und Sponsoren: Bleibt mit beiden Füßen fest auf dem Boden!« Der Nieder-Weiseler bedankte sich auch bei allen Helfern und Unterstützern: »Mittlerweile haben wir pro Spieltag einen Staff von 100 Leuten, damit wir bei Heimspielen einmal pro Woche ein ›Feuerwerk‹ veranstalten können.«
Goldenes Buch: »EC Nauheim, unsere Liebe, unsere Mannschaft, unser Stolz, unser Verein - Kurstadtverein.« Begleitet von den Fangesängen betrat die Mannschaft um 19:04 Uhr die Bühne. Der Reihe nach trugen sich die Profis ins Goldene Buch der Stadt Bad Nauheim ein. »Leidenschaft und Begeisterung sind übergesprungen, Eishockey war zuletzt das Top-Thema in der Stadt. Eishockey ist ein Teil von Bad Nauheim«, sagte Bürgermeister Klaus Kreß, »wir sind in vertrauensvoller Zusammenarbeit gemeinsam mit dem EC dran, den Stadionneubau nach dem Mega-Projekt Therme umzusetzen.«
Neunfacher Abschied: Rihards Babulis, Michael Bartuli, David Cerny, Mick Köhler, Grayson Pawlenchuk, Philipp Wachter und Felix Bick verlassen die Roten Teufel, Tobias Wörle sowie Andreas Pauli beenden ihre Karrieren. Mit kleinen Statements verabschiedeten sich die Cracks nacheinander von der EC-Anhängerschar. Christian Berger überreichte jedem Spieler eine individuelle Fotocollage.
2300 Euro! Den höchsten Preis bei der traditionellen Trikotversteigerung erzielte das Jersey mit der Rückennummer 10 von Fan-Liebling Andreas Pauli: Imposante 2300 Euro wurden für die Kluft des »Wühlbüffels« - wie FFH-Moderator Marius Franke den kampfstarken Stürmer einst treffend titulierte - auf den Tisch geblättert.
All inclusive: Hinter den Roten Teufel liegt eine denkwürdige Spielzeit. Viertelfinal-Sweep gegen Kaufbeuren, faustdicke Halbfinal-Überraschung gegen Kassel und die emotionale Finalserie gegen Ravensburg. »Auch wenn die Niederlage gegen die Towerstars immer noch wurmt, es gab ja noch mehr Highlights. Der Ausflug nach Krefeld, der Sonderzug nach Landshut. Und wie ihr beim 1:0 in Spiel vier jeden geblockten Schuss, jeden gehaltenen Schuss von Felix Bick gefeiert habt, einfach unglaublich«, bedankte sich Harry Lange bei den begeisterungsfähigen Fans in Rot und Weiß. Für den Erfolgscoach aus Klagenfurt geht die Saison weiter. Der 39-Jährige gehört bei der Weltmeisterschaft in Tampere und Riga zum Trainerstab von Österreichs Nationalmannschaft.
Nach Mallorca : »Wir steigen jetzt in den Bus und fahren nach Hause«, wiederholte Harry Lange augenzwinkernd die Worte, mit denen er routinemäßig die Auswärts-Pressekonferenzen einer immer länger werdenden Spielzeit beendet hatte. Für die Cracks geht es jetzt aber nicht mehr in den Bus, sondern in den Flieger. Ein Sponsor ermöglicht der Mannschaft einen kurzen Partytrip auf die beliebte Baleareninsel.