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DEL2-Experte: So stehen die Chancen des EC Bad Nauheim

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Von: Michael Nickolaus

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Lanny Gare hat vier Jahre lang für den EC Bad Nauheim gespielt. Heute ist er Assistenz-Trainer dem Eishockey-Zweitligisten Selber Wölfe. © Agentur Andreas Chuc

Lanny Gare hat einst für den EC Bad Nauheim gespielt. Vor dem Playoff-Start vergleicht der DEL2-Experte die Roten Teufel und den ESV Kaufbeuren - und legt sich bezüglich eines Weiterkommens fest.

(mn). Lanny Gare hat vier Winter lang für den EC Bad Nauheim gespielt (2008 bis 2012, damals noch in der Oberliga). Er war Top-Scorer, Kapitän, Publikumsliebling. Heute ist der 44-Jährige, der in der Vorsaison seine aktive Laufbahn als ältester Spieler der Deutschen Eishockey-Liga 2 aus gesundheitlichen Gründen hatte beenden müssen, Assistenz-Coach bei den Selber Wölfen. Vor dem Playoff-Viertelfinal-Start der Roten Teufel am Mittwoch in Kaufbeuren hat Gare als DEL2-Experte beide Kontrahenten für unsere Redaktion unter die Lupe genommen. Sein Bauchgefühl. »Es gibt eine lange, ausgeglichene Serie, in der Kleinigkeiten entscheiden. Und ich glaube, Bad Nauheim gewinnt.«

Tor: »Beide Mannschaften haben eine klare Nummer eins. Hier Felix Bick, dort Daniel Fießinger. Beide sind sehr gute Torhüter. Kaufbeuren könnte hier einen leichten Vorteil durch das sehr gute, kompakte und kompromisslose Abwehrverhalten der Verteidiger haben, was es dem Torwart leichter macht.«

Verteidigung: »Wie auch auf der Torhüter-Position sehe ich beide Kader auf ähnlichem Level. Kaufbeuren hat mit Alexander Thiel einen sehr offensivstarken Verteidiger in seinen Reihen, vielleicht hat man in der Vorwärtsbewegung einen leichten Vorteil, auch wenn Bad Nauheim Spieler wie Kevin Schmidt und Mick Köhler im Kader hat. Kaufbeuren verteidigt sehr eng vor dem eigenen Tor, sucht den Körperkontakt und räumt aggressiv bei den Rebounds ab. Hier sind große Verteidiger sicher im Vorteil.«

Angriff: »Bad Nauheim lebt - wie die Statistik zeigt - sehr von seinen Importspielern. Ich bin beeindruckt, wie schnell die Roten Teufel spielen, dank sehr guter läuferischer Qualitäten. Kaufbeuren wiederum ist auch auch den deutschen Positionen in der Tiefe gut besetzt, was das Toreschießen angeht, und hat mit Mikko Lehtonen einen Spieler, der sehr viel Erfahrung, Ruhe und Auge einbringt. Tyler Spurgeon und Jere Laaksonen sind zwei absolute Bullyspezialisten.«

Die Über- und Unterzahl-Formationen: »Hier kann die Serie entschieden werden. Powerplay und Penaltykilling können eine elementare Rolle spielen. Wenn du in den Playoffs eine Überzahl-Situation hast, dann musst du sie nutzen. Ich bin etwas überrascht von der Quote von Bad Nauheim. 20 Prozent im Powerplay sind in Ordnung, aber in Unterzahl sind 74 Prozent zu wenig. Bad Nauheim spielt auch mit einem Mann weniger sehr aggressiv, geht mit drei Spielern in die Ecke, um dem Gegner das Leben schwerzumachen. Kaufbeuren wiederum ist - Über- und Unterzahl zusammengefasst - die effektivste Mannschaft der DEL2. Man hält das Spiel einfach, nimmt jede Schussmöglichkeit, die der Gegner anbietet. Tyler Spurgeon hat 14 seiner 19 Tore im Powerplay erzielt.«

Schlüsselspieler: »Zum einen die Torhüter, keine Frage. Zum anderen müssen die besten Spieler im Kader in dieser Saisonphase den Unterschied ausmachen. Und dann brauchst die Reihen drei und vier, die vielleicht mal ein Tor schießen und ein Spiel entscheiden können.«

Formkurve: »Ein gutes Gefühl, eine gute Stimmung in der Kabine und Selbstvertrauen sind wichtig. Die Unterschiede, gerade von den Tabellenpositionen zwei bis sechs, sind minimal. Du musst mit dem Gewissen aufs Eis gehen, dass du den Gegner schlagen kannst. Und das haben beide Mannschaften schon gezeigt. Die Form spricht aber für Bad Nauheim. Die Roten Teufel haben sich rechtzeitig gefangen. Dem Spiel in Heilbronn messe ich keine Bedeutung bei. Vieles wird vom ersten Spiel, vom ersten Drittel abhängen. Wer kommt wie gut und schnell in die Serie?«

Trainer: »Ich bin beeindruckend von beiden Trainern. Harry Lange und Marko Raita lassen sehr schnelles Eishockey spielen. Beide haben Qualität im Kader, beide Mannschaften sind darauf aus, den Gegner in dessen Drittel mit Forechecking zu jagen, unter Druck zu setzen, unbequem zu sein und den Gameplan des Gegners zu zerstören. Beide kommen zudem mit hohem Tempo aus der eigenen Zone, sind sich vom Stil her ähnlich. Kleinigkeiten, Zentimeter und das Scheibenglück werden entscheiden.«

Fazit: »Ich habe in den meisten Bereichen einen kleinen Vorteil bei Kaufbeuren gesehen. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass sich Bad Nauheim in sechs oder sieben Spielen durchsetzen wird. Kaufbeuren hat sein Formtief zum falschen Zeitpunkt der Saison.«

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