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EC Bad Nauheim: 16-Stunden-Party mit drei Punkten

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Von: Holger Hess

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700 Eishockey-Fans aus der Wetterau rollen mit der Eisenbahn nach Landshut und machen sich nach der Ankunft auf einen halbstündigen Marsch zum Stadion. © Holger Hess

700 Bad Nauheimer zelebrieren am Sonntag den Sonderzug-Trip nach Landshut. Als Bonus gibt’s in Niederbayern die fast sichere Playoff-Qualifikation oben drauf.

(hss). »Hessens wahre Liebe« triumphierte über »Bayern, des samma mia«. Nicht nur beim Song-Contest auf den Rängen, sondern auch auf dem Eis. 800 Fans der Roten Teufel verwandelten am Sonntag die mit 4448 Zuschauern restlos ausverkaufte »Fanatec-Arena« in Landshut zu ihrer Partyzone. Für viele der rund 700 Anhänger des EC Bad Nauheim, die mit der Eisenbahn an die Isar gerollt waren, dauerte die stimmungsvolle Feier bis tief in die Nacht. Kurz nach 2 Uhr erreichte der 13. Sonderzug in der Club-Historie den Bad Nauheimer Bahnhof. Der 4:3-Auswärtscoup in Niederbayern krönte die gut 16-stündige Tour mit der Schweizer Centralbahn AG.

Die Tür zur direkten Playoff-Qualifikation in der DEL 2 ist für den EC Bad Nauheim (80 Punkte) zwei Spieltage vor dem Hauptrundenende weit aufgestoßen. Sechs Zähler Differenz liegen zwischen den beiden Traditionsvereinen, und auch das Torverhältnis spricht für die Kurstädter. »Der Teufel schläft nicht. In dieser Liga hat es schon verrücktere Dinge gegeben«, will EC-Trainer Harry Lange von verfrühten Glückwünschen - unter anderem von EVL-Coach Heiko Vogler - (noch) nichts wissen.

Ein Zähler aus den verbleibenden Partien zuhause gegen Crimmitschau (Freitag, 19.30 Uhr) und in Heilbronn würde alle Rest-Zweifel beseitigen, selbst wenn Landshut (74) aus den Begegnungen mit Bayreuth und in Kassel die maximale Ausbeute holt. Die Roten Teufel könnten rechnerisch sogar noch Vierter oder Fünfter werden, wenn Dresden (85/gegen Freiburg und in Krefeld) bzw. Krefeld (82/in Regensburg und gegen Dresden) Federn lassen sollten.

Mehrere Gründe benannte Lange für den eminent wertvollen Sieg am Gutenbergweg: Torwart Felix Bick als starken Rückhalt, »überragende Special Teams« und das zweite Drittel, das »auswärts seit langem das beste war«. Auf die turbulenten 27 Sekunden, in denen Landshut nach einem Vogler-Timeout von 0:3 auf 2:3 verkürzte, wusste der kanadische EC-Neuzugang Grayson Pawlenchuk mit seinem zweiten Treffer in der dritten Begegnung ebenfalls die passende Antwort.

Gekämpft wurde von beiden Teams auch im Schlussabschnitt »um jeden Zentimeter«. Bad Nauheim verteidigte den Drei-Punkte-Erfolg bis zur finalen Sirene. Der heimische Anhang feierte nach Spielende noch lange, ließ das Team mehrfach hochleben. Fabian Herrmann, der zweifache Torschütze, gab anschließend noch eine kleine Zugabe mit einem gekonnten »Bauchplatscher« vor dem Gästeblock, wo die Gesänge immer wieder den Lautstärkepegel nach oben schnellen ließen.

Weder Heiko Vogler noch Harry Lange wollten im Anschluss die Spekulationen um Landshuts Verteidiger Alexander Dersch kommentieren, der vor einem Wechsel nach Bad Nauheim stehen soll. »Uns hat es sehr gutgetan, dass so viele Fans mitgekommen sind. Die letzten Auswärtsspiele waren wirklich schlecht. Das hat der Mannschaft einen Ruck gegeben«, sagte der EC-Coach bei der Pressekonferenz. Zu diesem Zeitpunkt war die große Gruppe der rot-weißen Anhängerschar wieder auf dem halbstündigen Fußmarsch in Richtung Bahnhof.

30 Bierfässer à 50 Liter, 20 Kisten »Äppler«, alkoholfreie Softgetränke, Wasser, belegte Brötchen oder Brezeln - für reichlich Proviant an Bord war gesorgt. Geschäftsstellen-Mitarbeiterin Alina Santjohanser hatte im Vorfeld federführend perfekt geplant und die organisatorischen Aufgaben aufgeteilt. Die Fanclubs Rote Teufel e. V. und Fanatics packten mit an. Die Mitarbeiter der Geschäftsstelle und freiwillige Helfer unterstützten tatkräftig, und die Gesellschafter besetzten eine der Theken in den beiden Partywagen.

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EC-Goldhelm Tim Coffman wirft sich mit allem, was er hat, in den Zweikampf gegen Landshut-Goalie Luka Gracnar. GERLEIGNER © Georg Gerleigner

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