EC Bad Nauheim: Mit dem »Sweep« ins Halbfinale

Das hätten auch die großen Optimisten nicht gedacht. Der EC Bad Nauheim setzt sich mit 4:0 in der Viertelfinal-Serie der DEL 2 gegen den ESV Kaufbeuren durch.
Mit einer Gala in die Vorschlussrunde. Weiß läuft heiß. Joker nur ein Witz. »Sweep« gegen Angstgegner. Allzu viele Überschriften produzierte der EC Bad Nauheim am Dienstagabend beim vorläufigen Saisonhöhepunkt in der DEL 2 gegen den ESV Kaufbeuren. Mit dem 5:1-Triumph (3:0; 1:0; 1:1) vor über 4000 Eishockey-Fans im Kurpark setzte die Truppe von Trainer Harry Lange noch das Tüpfelchen aufs »i« und machte den »Sweep« gegen die Allgäuer perfekt, also den 4:0-Serien-Endstand. Das Halbfinale startet am 31. März.
»Ein 4:0? Höchstens für Kaufbeuren, wenn mich vorher jemand gefragt hätte«, versuchte Lange den Versuch einer Einordnung. »So wie wir uns zerrissen haben, ist das verdient. Viele Jungs waren angeschlagen. Tim Coffman geht mit einem Cut vom Eis, kommt Minuten später zurück und spielt durch. Wahnsinn.«
Bei den Roten Teufeln mussten Grayson Pawlenchuk und Mick Köhler verletzt passen. Philipp Wachter stand kurzfristig mit Adduktorenproblemen auf der Ausfallliste. Dafür kehrte Jerry Pollastrone nach mehrwöchiger Verletzungspause ins Line-Up zurück.
50 Sekunden waren im Kurpark gespielt, da musste die Partie erstmal länger unterbrochen werden. Ein brutaler Bandencheck von Simon Schütz gegen EC-Goldhelm Tim Coffman erregte gleich die Gemüter. Nach Ansicht der Videobilder entschieden die Referees auf eine Spieldauer-Strafe gegen den Übeltäter. Zudem mussten die Allgäuer fünf Minuten in Unterzahl überstehen. Das sollte ihnen nicht gelingen. Der EC spielte wie im Rausch und kam noch vor Ablauf der ersten Minute durch Fabian Herrmann zum 1:0. Noch im Powerplay feuerte Kevin Schmidt einen Blueliner ab, den Daniel Weiß (4.) zum 2:0 ins ESV-Tor verlängerte. Unter Szenenapplaus kehrte Coffman, der sich behandeln lassen musste, zur Mitte des ersten Abschnitts zurück.

Offensiv-Flaute bei den Jokern
Weitere kleine Strafen setzte es jeweils zeitgleich gegen Huba Sekesi und Tyler Spurgeon sowie gegen Sebastian Gorcik und Kevin Schmidt. Im Fünf-gegen-Fünf legten die Kurstädter nach. David Cerny bediente Pascal Steck, der den Puck zum 3:0 (16.) versenkte.
Bei Kaufbeuren lief offensiv nichts zusammen. Das Powerplay zu Beginn des zweiten Abschnitts verpuffte. Weiß, gerade von der Strafbank wieder auf dem Eis, beteiligte sich an einem Konter, schoss und lieferte so den nächsten Assist für Jordan Hickmott - 4:0 (25.). Gnadenlos effektive Bad Nauheimer kamen im Sturm praktisch mit drei Reihen aus. Andreas Pauli kam nicht zum Einsatz, und Michael Bartuli hatte erst Mitte des zweiten Drittels erstmals Eis unter den Schlittschuhen. Beim ESV musste obendrein auch noch Dieter Orendorz - offensichtlich verletzungsbedingt - vorzeitig in die Kabine. Lange vor der zweiten Sirene gab es stehende Ovationen, und die Fans feierten ihren ECBN.
Im Schlussabschnitt startete auf den Rängen die Bad Nauheimer Party, die vermutlich erst in den frühen Morgenstunden ihr Ende gefunden hat. Die Joker mussten lange auf den Ehrentreffer warten. Felix Bick hatte seinen Handschuh einfach auf jeder Scheibe. Bis zur 53. Minute. Da zeichnete dann John Lammers für das letzte Joker-Tor der Spielzeit verantwortlich. Eine Minute später schoss Mikko Lehtonen noch mal gefährlich aufs EC-Gehäuse. Obligatorisch nahm Gästecoach Marko Raita am Ende seinen Goalie vom Eis. Da war aber nicht nur dem kleinen ESV-Anhang im Block klar, dass die Saison für die Allgäuer beendet ist. Für Bad Nauheim aber noch lange nicht. Marius Erk setzte den 5:1-Schlusspunkt.
EC Bad Nauheim: Bick - Schmidt, Seifert, Sekesi, Erk, Hafenrichter, El-Sayed - Körner, Vause, Pollastrone, Hickmott, Herrmann, Coffman, Cerny, Steck, Weiß, Pauli, Bartuli.
ESV Kaufbeuren: Fießinger - Appendino, Thiel, Schütz, Echtler, Bidoul, Orendorz, Schmidt - Lammers, Lewis, Spurgeon, Lehtonen, Gorcik, Laaksonen, Oswald, Krauß, Lillich, Burghart, Thomas, Schweiger.
Im Stenogramm / Schiedsrichter: Janssen/Neutzer. - Zuschauer: 4046. - Strafen: 8:9 Minuten plus Spieldauer (ESV). - Tore: 1:0 (1.) Herrmann (Vause, Weiß - PP1), 2:0 (4.) Weiß (PP1), 3:0 (16.) Steck (Cerny, El-Sayed), 4:0 (25.) Hickmott (Weiß, Schmidt), 4:1 (53.) Lammers (Spurgeon), 5:1 (60.) Erk (Bick - EN).