EC Bad Nauheim: Wie sich die Roten Teufel auf die Playoffs einstimmen

Der EC Bad Nauheim steht nach dem fünften Playoff-Einzug für sportliche Stabilität. Im Viertelfinale kämpfen die Roten Teufel zugleich gegen ihr Trauma an
(mn). Bad Nauheim ist erneut dabei. In der zehnten Saison nach dem Aufstieg in die Deutsche Eishockey-Liga 2 haben sich die Roten Teufel zum fünften Mal auf direktem Weg (spirch: Platz sechs) für das Playoff-Viertelfinale qualifiziert. Gegner ab Mittwoch kommender Woche ist einmal mehr der ESV Kaufbeuren. Für die Mannschaft von EC-Trainer Harry Lange hatten sich die Reisen ins Allgäu zuletzt zu einem Trauma entwickelt (ein Sieg in den vergangenen 15 Auswärtsspielen). »Wir sind Außenseiter und können in dieser Serie nur gewinnen. Ein Sieg dort würde reichen, wenn wir im eigenen Stadion unsere Hausaufgaben erledigen«, lacht der Coach angesichts der statistischen Vorzeichen.
Wie wurde die Viertelfinal-Konstellation aufgenommen? Schon wieder Kaufbeuren. 2015 hatten sich die Roten Teufel in den Playdowns gegen den ESVK durchgesetzt. Der Bau der Eissport-Arena beflügelte anschließend den Allgäuer Traditionsstandort. Von 2016 bis 2019 zog Kaufbeuren ins Halbfinale ein. Platz neun in der abgebrochenen Corona-Saison 2020 folgten eine Viertelfinal- und eine Pre-Playoff-Qualifikation (Vorjahres-Aus gegen Freiburg). Für die Roten Teufel gleicht die Energie-Schwaben-Arena einem Trauma. Nur eines von mittlerweile 15 Spielen in der neuen Halle konnte Bad Nauheim gewinnen; im Dezember 2021 nach Verlängerung. In Erinnerung ist das fast schon tragische Viertelfinal-Ausscheiden in der Saison 2017/18. Drei von vier Spielen verlor Bad Nauheim gegen Kaufbeuren mit jeweils nur einem Treffer Unterschied.
EC-Trainer Lange bezeichnet Kaufbeuren als »große Aufgabe«, als »defensivstarke, kompakt stehende Mannschaft mit zwei Top-Scoring-Reihen und zwei Blöcken, die den Gegner permanent beschäftigen«.
Wie sehen die kommenden Tage aus? Bis einschließlich Mittwoch hat Lange seiner Mannschaft frei gegeben. Am Donnerstag und Freitag geht’s zurück auf das Eis, und nach einem trainingsfreien Samstag beginnt am Sonntag die routinemäßige Drei-Tage-Vorbereitung auf Spiel I am Mittwoch kommender Woche.
Wer kommt zurück? Ein Comeback von Jerry Pollastrone erscheint realistisch. Ob’s zum Serien-Auftakt am 15. März schon reicht, ist offen. Der US-Amerikaner pausiert auf Grund eines Muskelfaserrisses seit Mitte Februar. Pascal Steck, der sich am Freitag am Knie verletzt hatte, wird wieder zu Verfügung stehen.
Luis Üffing ist am Sonntag in Heilbronn zum letzten Mal in diesr Saison für Bad Nauheim aufgelaufen. Der Stürmer kommt nicht auf die für einen Förderlizenzspieler erforderlichen 20 Einsätze in der DEL2. Das gilt auch für dessen Kollegen Robin van Calster, Julian Chrobot, Edwin Tropmann und Maxi Glötzl.
Wo gibt’s Tickets? Der Vorverkauf für die beiden Heimspiele (Freitag, 17., Dienstag, 21. März) startet am Donnerstag um 16 Uhr (Geschäftsstelle sowie online unter www.ec-bn.de). Die Ticketpreise bleiben im Viertelfinale unverändert. Karten für die Spiele in Kaufbeuren (Mittwoch, 15. März/Sonntag, 19. März) sind über die Homepage www.esvk.de erhältlich. Mit ausverkauften Spielen (Kapazität: 3100 Zuschauer) ist dort zu rechnen.
Was bedeutet die direkte Playoff-Qualifikation für den EC Bad Nauheim? Der vierte Viertelfinal-Einzug binnen sechs Jahren unterstreicht die sportliche Stabilität der Roten Teufel. Zuletzt war 2017 gegen den Abstieg gespielt worden. Und die Roten Teufel haben einige Klubs hinter sich gelassen, die in der Prognose sicher besser oder auf Augenhöhe gesehen worden waren. In der nun ersten Saison ohne Corona-Einschränkungen konnten im Schnitt 2449 Zuschauer begrüßt werden (Platz sechs in der DEL2/Gesamt-Schnitt: 2437). Das sind 300 Fans weniger als in der Vor-Corona-Saison 2019/20, allerdings wurden ligaweit im Vergleich sogar 400 Zuschauer weniger registriert. Bad Nauheim bewegt sich aber - auch ohne die Derbys mit Frankfurt - auf dem Zuschauer-Level der Jahre 2016 bis 2019, basierend auf dem Rekord von erstmals über 1000 verkauften Dauerkarten.
Die Roten Teufel haben zudem im VIP-Bereich einen deutlich Zuwachs erfahren. Der zweite, kleine VIP-Raum, seit den Vorjahres-Playoffs betrieben, kommt an. Neun der vergangenen zehn Heimspiele waren im VIP-Bereich ausverkauft. »Natürlich hilft uns der sportliche Erfolg in den Gesprächen mit Werbepartnern«, sagt Geschäftsführer Andreas Ortwein.
Wie ist die Formkurve: 22 - 23 - 20 - 17. Das ist die Punktausbeute der Roten Teufel in den vier Saisonvierteln. Trotz DEL2-unwürdigen Rahmenbedingungen in der Vorbereitung schoben sich die Roten Teufel rasch, nämlich nach dem zwölften Spieltag am 21. Oktober 2022), in die Top Sechs, schnupperten in den Adventswochen, etwa zur Hauptrunden-Hälfte, zeitweise an Platz zwei. Rund um den Jahreswechsel, beginnend mit der Partie in Weißwasser (4:6), verlor das Spiel der Roten Teufel seine Leichtigkeit, seine Selbstverständlichkeit. Mit einem Sechs-Punkte-Wochenende gegen die Verfolger Freiburg und Landshut wurde kürzlich Platz sechs verteidigt.
Der ESV Kaufbeuren hat von Saisonbeginn an ganz vorne mitgemischt, teilweise wurde die Tabelle von den Allgäuern angeführt. Zuletzt verlor die Mannschaft aber ihre Form und tatsächlich noch den schon sicher geglaubten zweiten Platz. Geradezu historisch erscheint die 1:8-Niederlage am vergangenen Freitag gegen Heilbronn, am Sonntag wurde dann Platz zwei im direkten Duell mit Ravensburg aus der Hand gegeben. In der Tabelle der »letzten 15 Spiele« findet sich Kaufbeuren auf Rang zehn (Bad Nauheim ist Sechster). Im Umfeld ist eine gewisse Enttäuschung zu spüren.
Wer ist der Lieblings- und der Angstgegner der Saison 2022/23? Lieblingsgegner der Roten Teufel ist der EV Landshut. Elf von zwölf Punkten (16:7 Tore) konnten gegen die Niederbayern gewonnen werden. Neun Zähler (17:8 Tore) wurden gegen Schlusslicht Bayreuth verbucht. Angstgegner ist der ESV Kaufbeuren. Einem Sieg stehen drei Niederlagen gegenüber. Vier Punkte konnten gegen Kassel und Ravensburg geholt worden.
Was waren der höchste Sieg und die höchste Niederlage? Die Roten Teufel hatten in diesem Winter außergewöhnlich viele wilde Ergebnisse erzielt. Der höchste Sieg wurde im vorletzten Heimspiel gegen Freiburg gefeiert (9:2), die deutlichste Niederlage gab’s früh in der Saison in Crimmitschau (1:8). Herausstechen zudem Erfolge gegen Heilbronn (7:2), Bayreuth (6:1) sowie Niederlagen in Freiburg (3:8), Kassel (2:8) und Heilbronn (1:6).