Kaufbeuren vs. Bad Nauheim: Der Standort-Check

Kaufbeuren und Bad Nauheim. Kleinstädte mit großer Eishockey-Tradition. Vor dem Playoff-Start haben wir die beiden Standorte unter die Lupe genommen. Der Standort-Check:
Die Serie beginnt am Mittwoch in Kaufbeuren. Der EC Bad Nauheim hat am Freitag Heimrecht in der Best-of-seven-Serie.
Tradition
Kaufbeuren / Eishockey wird in Kaufbeuren seit 1946 gespielt. In den 70ern, 80ern und 90ern spielten die Allgäuer nahezu durchgehend in der Bundesliga, später noch in der DEL. Namen wie Dieter Hegen, Dieter Medicus oder Vladimir Martinec prägten diese goldene Zeit.
Bad Nauheim / In der Wetterau wird ebenfalls seit 1946 Eishockey gespielt. Ihren größten Erfolg feierten die Roten Teufel in der Saison 1973/74 mit Rang drei in der Bundesliga. Prägende Persönlichkeiten waren Ladislav Olejnik und Rainer Philipp Nach der Insolvenz 1982 war Bad Nauheim nicht mehr erstklassig. 2004 verschwand die Wetterau von der Zweitliga-Landkarte. Neun Jahre später gelang der Wiederaufstieg.
Stadt
Kaufbeuren / Die 45000-Einwohner-Stadt ist als Eishockey-Stadt und Bundeswehrstandort ein Begriff. Zeitweise galt Kaufbeuren als die Stadt mit der größten innerstädtischen Kneipendichte. Bekannt ist die kreisfreie Stadt zudem für das Tänzelfest. Alljährlich wird dabei an den Besuch von Kaiser Maximilian im 15. Jahrhundert erinnert.
Bad Nauheim / Elvis Presley und die Roten Teufel prägen die 32000-Einwohner-Stadt in der Wetterau. Presley hatte während seiner Militärzeit in Friedberg über ein Jahr lang in Bad Nauheim gewohnt. Noch heute wird zu Ehren des Musikers, Sängers und Schauspielers jährlich das Elvis-Festival gefeiert.
Nachwuchs
Kaufbeuren / Rund 1 300 Mitgliedern und über 300 Nachwuchsspieler sind im ESVK organsiert. Fünf Nachwuchsteams spielen in den höchsten Spielklassen, unter anderem die U20, der älteste Nachwuchs.
Bad Nauheim / Bei den Roten Teufel sind aktuell 331 Mitglieder registriert. In acht Altersklassen sind Mannschaften gemeldet. Drei hauptamtliche Trainer (davon zwei in Vollzeit) kümmern sich um die Kinder und Jugendlichen. In den jüngeren Jahrgängen spielen zahlreiche Mädchen.
Stadion
Kaufbeuren / Die Energie-Schwaben-Arena ist ein Schmuckkästchen und wurde im Oktober 2017 eingeweiht. 23 Millionen Euro hatte der Bau gekostet. Vorausgegangen war ein Bürgerentscheid. Im Dezember 2012 hatten Stadt und Polizei das alte Stadion für den Spielbetrieb vorübergehend gesperrt. Ein Jahr hatte der ESVK seine Heimspiele in der Fremde austragen müssen.
Bad Nauheim / Das Colonel-Knight-Stadion, das 1946 erbaut wurde, fasst 4500 Zuschauer und ist längst nicht mehr zeitgemäß. Schon 2019 war das Projekt Multifunktionshalle angestoßen, dann aber durch die Corona-Pandemie nicht mit dem erhofften Tempo vorangetrieben worden. Bezüglich der DEL«-tauglichen Spielstätte läuft der GmbH so langsam die Zeit davon.
Kader
Kaufbeuren / Die Importspieler führen die Scorerliste an; der Kanadier Jacob Lagace hat 55 Punkte gesammelt, ist Top-Scorer. Auffallend: Gleich neun Spieler haben zweistellig getroffen. Der Kader ist in der Tiefe ausgeglichen besetzt. Die eigenen Talente wie Markus Schweiger und Johannes Krauß haben sich für DEL-Verträge empfehlen können.
Bad Nauheim / Das Nordamerika-Quartett mit Tim Coffman, Taylor Vause, Jordan Hickmott und Jerry Pollastrone hat den EC Bad Nauheim durch die Saison getragen. Vor der Pollstrone-Verletzung waren das das Quartett komplett unter den Top30-Scorern der DEL 2 zu finden. Ein Alleinstellungsmerkmal.
Trainer
Kaufbeuren / Marko Raita (einst Co-Trainer in Frankfurt) als Chef und Daniel Jun als dessen offizieller Assistent bilden das Trainer-Duo. Über die Kooperation der ESVK-U20 (Jun) und dem Oberligisten EV Füssen (Raita) hatte sich das Duo kennen und schätzen gelernt. Beide sind dafür bekannt, nichts dem Zufall zu überlassen. Raita hat bereits bis 2025 verlängert
Bad Nauheim / Harry Lange ist das Urgestein der Roten Teufel. Im Sommer 2012 war der Österreicher als Spieler gekommen, dreieinhalb Jahren als Assistent steht er nun seit zwei Jahren als Chef-Trainer in der Verantwortung. Die Roten Teufel führte er gleich in seiner ersten Saison als Head Coach ins Halbfinale. Der Vertrag mit Lange wurde bereits verlängert. An seiner Seite steht Adam Mitchell, langjähriger DEL-Profi.
Hauptsponsor
Kaufbeuren / Einen klassischen Hauptsponsor (Kategorie: Diamant) gibt es nicht. Acht Unternehmen werden bei den Allgäuern als »Platin«-Werbepartner genannt.
Bad Nauheim / Neun Premium-Partner (Dexturis, DGT, EPS, IMA, Licher, MTS-Automobile, Partyrent, Stadtwerke, Volksbank Mittelhessen) bilden die Spitze einer Sponsoren-Pyramide mit über 150 Werbepartnern.
Infrastruktur
Kaufbeuren / Die neue Arena liegt unweit des alten Stadions und des Bahnhofs und bietet reichlich Parkmöglichkeiten. Es fehlt eine klassische Stadion-Gastronomie. Der VIP-Raum bietet 180 Personen Platz. Das alte Stadion wurde inzwischen abgerissen, gehört zum Park. Ein großer Spielplatz soll entstehen.
Bad Nauheim / Das Stadion ist in die Jahre gekommen. Sichtbehinderungen durch Nebel und beschlagene Scheiben sind über viele Wochen hinweg ein Ärgernis. Ein klassisches Stadion-Restaurant gibt es nicht. Die VIP-Kapazitäten wurden erweitert. Neun der letzten zehn Spiele waren im VIP-Bereich ausverkauft.
GmbH
Kaufbeuren / Michael Kreitl hat 2015 - zur GmbH-Gründung (vier Gesellschafter) - das Trikot mit dem Sakko getauscht und die Geschäftsführung übernommen. Der 42-Jährige hat rund 150 DEL- und mehr als 600 Zweitliga-Spiele absolviert.
Bad Nauheim / Andreas Ortwein und Tim Talhoff sind die Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH (zwölf Gesellschafter). Ortwein ist - mit einer kurzen Unterbrechung - seit Dezember 2008 der Spitzenfunktionär der Roten Teufel. Talhoff ist seit Januar 2022 wieder beim EC Bad Nauheim.
Konkurrenz
Kaufbeuren / Der ESVK ist sportlich konkurrenzlos. Im Umkreis spielen mehrere Eishockey-Oberligisten, der FC Memmingen ist im letzten Sommer aus der aus der Fußball-Regionalliga abgestiegen. Football-Erstligist Allgäu Comets aus Kempten kann in Sachen Popularität nicht mithalten.
Bad Nauheim In Frankfurt, Gießen und Wetzlar - jeweils rund 35 Kilometer entfernt - spielen Fußball-, Basketball- und Handball-Erst- und Zweitligisten. In der Wetterau regiert - das Fan-Interesse betreffend - allein der Eissport.
Social Media
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