Dirk Schäfer an alter und neuer Arbeitsstätte, vor dem Colonel-Knight-Stadion in Bad Nauheim. Foto: Fischer
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Bad Nauheim. Früher wirkte er oft gehetzt, getrieben, unstet und vor allem meist von den Launen anderer abhängig. Das hat sich geändert. Gewaltig geändert. Denn Dirk Schäfer ruht in sich selbst. Er ist ausgeglichen, zufrieden, mit sich im Reinen. Beruflich wie privat. Die Zeit der Wanderschaft, die ihn zwischen den mittelhessischen Vereinen umherspringen ließ wie zünftige Gesellen auf der Walz nach dem Abschluss ihrer Freisprechung, scheinen beendet.
Beim Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim hat der gebürtige Steinbacher seit dem 1. Januar eine neue (alte) Anstellung gefunden. Als Leiter der Geschäftsstelle möchte er bleiben, lange bleiben. Woraus er keinen Hehl macht: "Hier will ich alt werden." Dass beide Seiten dies so sehen, zeigt der unbefristete Arbeitsvertrag, den der dreifache Vater unterschreiben durfte. Weiteren 15 Spielzeiten im Kurpark stehen also nichts im Wege. Wenngleich er am gestrigen Montag ein ganz klein wenig kürzertrat. Denn da wurde Dirk Schäfer 50 Jahre alt.
Ein halbes Jahrhundert, in dem sich der Tausendsassa vor allem dem Basketball sehr verbunden fühlte. Der gelernte Bürokaufmann, der einst im Kaufhaus Karstadt in Gießen einen beruflichen Einstieg fand, der Projektleiter der Messe Gießen war und der bei den Rollis des RSV Lahn-Dill im Management mitmischte, begann 2001 bei den 46ers als selbstständiger Leiter für Vertrieb und Sponsoring. Er wurde als Nachfolger von Christoph Berndt kurzzeitig sogar Geschäftsführer, galt jahrelang als bester Hallensprecher im Oberhaus, wurde dann von Christoph Syring abgelöst und später zusammen mit Cheftrainer Vladimir Bogojevic entlassen. Ehe er beim Pro-B-Ligisten Licher Basket- Bären eine neue Aufgabe fand.
ZUR PERSON
Dirk Schäfer wohnt mit seiner Lebensgefährtin Katerina, die in Usingen als Lehrerin arbeitet, und Töchterchen Amilia (14 Monate) in Pohlheim-Hausen. Aus erster Ehe hat er zwei Kinder. Lara ist inzwischen 16, Josha zwölf Jahre alt. Der gelernte Bürokaufmann, der schon Ämter bei den Fußballern des FSV Fernwald und des FC Gießen, bei den Rollis des RSV Lahn-Dill sowie bei den Basketballern der Gießen 46ers und den Licher BasketBären inne hatte, bringt sein Netzwerk auch bei den Fußballern der TSG Wieseck ein. Nebenbei macht er Moderationen beispielsweise auf Messen und begleitete einst Hessens ehemaligen SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel in dessen allerdings vergeblichem Bemühen, Ministerpräsident zu werden, auf dessen Wahlkampftour durch Hessen. (afi)
Sein erster Einstieg bei den "Roten Teufeln" war indes eher einem Zufall geschuldet. Als Dirk Schäfer beim finanziell nicht auf Rosen gebetteten Team "aus dem Herzen der Natur" im März 2014 gehen musste, meldete er sich arbeitslos. "Als ich bei einem meiner Besuche auf dem Amt gerade das Büro verlassen wollte, rief mich der nette Herr hinter dem Schreibtisch noch einmal zurück. Ihm falle gerade ein, er habe vielleicht noch etwas für mich", erzählt er rückblickend. "Ich machte noch einmal die Tür von innen zu, der Mann kramte in seinen Unterlagen und holte plötzlich eine Annonce des EC Bad Nauheim hervor, der einen Vertriebler suchte. Also habe ich Geschäftsführer Andreas Ortwein angerufen und mich mit ihm kurzfristig verabredet."
So wie am 2. Weihnachtsfeiertag des vergangenen Jahres, als er erneut mit dem Macher des Eishockey-Zweitligisten zusammensaß. Tim Talhoff hatte den EC gerade in Richtung EHC Freiburg verlassen - und Dirk Schäfer war (wieder einmal) auf der Suche, nachdem sein Engagement beim Fußball-Regionalligisten FC Gießen von überschaubarer Halbwertzeit gewesen war. "Wir haben uns schnell geeinigt. Die neue Aufgabe, den Laden zusammenzuhalten, hat mich enorm gereizt." Den Schritt ins Gießener Waldstadion bezeichnet Dirk Schäfer inzwischen als "Fehler", seine Zukunft sieht er in der Wetterau.
Andreas Ortwein müsse entlastet werden, "denn unser großes Thema ist der Bau eines neuen Stadions", für den bereits eine Machbarkeitsstudie vorliege, ein Grundstück ausgesucht, Investoren gefunden und der Wille der Politik vorhanden sei. "Diese Mammutaufgaben möchte ich in irgendeiner Form begleiten, die kommenden Jahre werden spannend."
Aus dem Sport hält er sich raus, dafür seien alleine der neue Cheftrainer Hannu Järvenpää, sein Assistent Harry Lange sowie Teammanager Matthias Baldys verantwortlich. Auch wenn die Auf- und Abstiegsbeschränkungen zwischen der Deutschen Eishockey-Liga und seinem Unterhaus bald wegfallen, sieht Schäfer die Zukunft der Wetterauer in Liga zwei, "in der wir künftig eine gute Rolle spielen wollen". Wirtschaftlich abgesichert und wenn möglich bald in einem neuen Stadion. In dem er gerne ein neues Büro beziehen möchte. Die Zeiten der Walz sind für Tausendsassa Dirk Schäfer vorbei.