Eintracht Frankfurt unterliegt Basel im Geisterspiel
Eintracht verliert 0:3 gegen den FC Basel, aber das ist an diesem skurrilen Abend irgendwie nur Nebensache. So war das Geisterspiel.
Von Tobias Goldbrunner
Leitung Sport
Frankfurts Filip Kostic (r.) und Basels Valentin Stocker kämpfen vor leeren Rängen um den Ball.
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - Es ist von Anfang an skurril. Einfach nur skurril. Kein Stau, keine Schlangen an den Eingangstoren. Ein paar Schaulustige schleichen um die Frankfurter Arena. Schauen, ob auch wirklich keiner kommt. Ordner und Polizei sichern ab. Entspannt. Denn es kommt wirklich keiner in den Stadtwald. Das Stadion wirkt verlassen. Und doch steigt an diesem Donnerstagabend ein Fußballspiel. Ein Achtelfinal-Hinspiel in der Europa League. Ohne Zuschauer, denn die müssen aufgrund des neuartigen Coronavirus draußen bleiben. 47.000 wären gekommen. Die die Arena in den magischen Europacup-Nächten normalerweise in ein Tollhaus verwandeln. Jetzt wärmen sich die Profis der Frankfurter Eintracht und des FC Basel vor leeren Rängen auf. Die rund 50 Journalisten sprechen währenddessen über die Folgen des Virus. Erwarten eigentlich alle, dass das Rückspiel, das nächsten Donnerstag ebenfalls am Main steigen soll, gar nicht erst stattfindet. Verschoben wird? Oder ganz abgesagt wird? Weil der Rest der Runde gestrichen wird?
18.50 Uhr. Die 200, 300 Gäste auf der Haupttribüne, darunter Funktionäre, Familienangehörige der Spieler, Mitarbeiter, schauen überrascht auf, als „Im Herzen von Europa“ erklingt. Wenn Zehntausende dazu einstimmen, herrscht sonst Gänsehautatmosphäre. Diesmal zücken vereinzelte Zuschauer ihr Handy, halten diesen mutmaßlich epischen Moment fest. Stadionsprecher Bartosz Niedzwiedzki verkündet voller Inbrunst die Aufstellung der Gastgeber. Die Nachnamen, die sonst fast das ganze Stadion grölt, muss er selbst vorlesen.
18.55 Uhr. Anpfiff. Die Frankfurter Ultras haben vor dem Spiel noch schnell ein Banner gestaltet und an der Nordwestkurve befestigt. „Was auch immer passiert – Eintracht Frankfurt heißt kämpfen und siegen“ – das ist heute der einzige Support. „Corona Area“ steht an einer Wand daneben.
Eintracht Frankfurt - FC Basel 0:3 (0:1)
Eintracht Frankfurt: Trapp - Touré, Abraham, Hinteregger, N´Dicka - Hasebe (73. Ilsanker) - Kamada (78. Gacinovic), Rode, Sow (46. Paciencia), Kostic - A. Silva FC Basel: Omlin - Widmer, Cümart, Alderete, Riveros - T. Xhaka, Frei - Stocker (90.+2 Zhegrova), Campo (78. Van Der Werff), Petretta (68. Bua) - Cabral Schiedsrichter: Andreas Ekberg (Schweden) Tore: 0:1 Campo (27.), 0:2 Bua (73.), 0:3 Frei (85.) Gelbe Karten: Sow (3) / Campo (1), Cümart (2), Alderete (4)
Achte Minute. Frankfurts Sebastian Rode zieht ab, verfehlt den Kasten um Zentimeter. Applaus auf der Haupttribüne. Man hört jedes Wort der Spieler. Nach Fouls gehen spitze Schreie durch das Rund. Man nimmt sogar den Fluglärm erstmals wahr. Die Begegnung plätschert so vor sich hin. Es hat was von einem Trainingsspiel.
27. Minute. Ein Traumtor des Basels Samuele Campo. Ein perfekter Freistoß aus 20 Metern in den Winkel. So laut erklingt der Jubel von der Gästebank sonst nie. Er geht sonst unter. „Der war nicht zu halten, das muss man anerkennen“, kommentiert Frankfurts verletzter Mittelfeldmann Gelson Fernandes, gut hörbar auf der Pressetribüne, im Eintracht-Radio. „Weiter, Männer, weiter“, brüllt SGE-Keeper Kevin Trapp. Die Hausherren sind das bessere Team, gehen aber mit dem Rückstand in die Kabine.
Halbzeit zwei. Die Frankfurter drängen auf den Ausgleich. Almamy Touré trifft aus spitzem Winkel die Latte (65.), Goncalo Paciencia scheitert an FC-Torwart Jonas Omlin (67.). Doch es feiern kurz darauf die Schweizer. Kevin Bua lupft den Ball nach einem Konter über Trapp ins Tor (77.).
78. Minute. Mijat Gacinovic kommt bei der Eintracht für Daichi Kamada. Irgendwo klatschen vier, fünf Leute. Doch wieder schlägt Basel zu. Der Ex-Mainzer Fabian Frei verwertet eiskalt (85.). Das geht viel zu einfach. Erneut. 0:3. Der Endstand. Den Hessen droht das Aus in der geliebten Europa League. Der vielleicht ohnehin in dieser Saison das komplette Aus droht?