Andrea Dienstbach ist bereit für die DM

Koffer packen, Pferd in den Hänger laden und dann geht es los in Richtung Westfalen: Andrea Dienstbach aus Eschbach startet mit ihrer Stute Finurah bei den deutschen Amateurmeisterschaften.
Die Hoffnungen auf eine gute Platzierung sind hoch, schließlich läuft es für die 50-Jährige und ihre Stute Finurah derzeit »sensationell«, wie die Reiterin erzählt. Sie wurde im Sommer Hessenmeisterin bei den Amateuren und Vizemeisterin im Amateur-Bundesfinale des Förderkreises für Amateur- und Berufsreitsport (FAB).
Die Schleifen und Schärpen von ihren vergangenen Meisterschafts-Erfolgen sind zu Hause in Eschbach ordentlich aufgehängt. Lachend zeigt sie auf die Schleife, mit der sie vergangenes Jahr als hessische Vizemeisterin geehrt worden war. »Da dachte ich schon, das wäre der Höhepunkt von allem.«
Ihre vielen Erfolge hat sie sich von der Pike auf erarbeitet. Aufgewachsen in einer pferdebegeisterten Usinger Familie saß sie schon auf dem Pferderücken, als sie noch nicht einmal laufen konnte. Die große Schwester Ulrike brachte ihr das Einmaleins des Reitens bei, etwa mit zehn Jahren startete sie das erste Mal auf einem Turnier. »Das hat mir von Anfang an Spaß gemacht und ich war auch erfolgreich«, blickt sie zurück. Geritten wurde auf den familieneigenen Pferden, das waren keine teuer erkauften Überflieger, sondern »eher normale Pferde«, sagt Dienstbach mit Blick zurück an die Vierbeiner ihrer Vergangenheit.
Da waren Waleska und ihre Tochter Walona, die in den 1980er Jahren in den Stall am Alten Marktplatz einzogen. 1987 brachte Walona Pasadena zu Welt, die bis zu ihrem Lebensende 30 Jahre später bei Dienstbachs blieb. »Das war mein erstes Pferd, das ich bis zur Klasse M gestartet bin«, erklärt die Reiterin. Pasadena wurde ebenfalls Mutter, sie brachte Haifa auf die Welt - und auch diese braune Stute war unter Dienstbach im Dressurviereck erfolgreich unterwegs.
Die Pferde standen direkt am Haus, wurden von der Familie selbst versorgt. Morgens wurden sie durch die Stadt zur Koppel geführt, abends ging es dem selben Weg wieder zurück. Auch zur Anlage des Usinger Reitvereins wurde oft geritten. »Heute ging das gar nicht mehr«, sagt sie mit Blick auf den Verkehr und den Umbau des Marktplatzes.
Und so war es kein Wunder, dass sich Dienstbachs nach einer neuen Bleibe für ihre Pferde umschauten. Eigentlich sollte es nur ein Stall außerhalb der Stadt sein, doch letztlich wurde es eine ganze Reitanlage, und zwar der Glockenhof in Eschbach.
2010 zogen die Pferde um, Andrea Dienstbach und ihr Mann bauten sich ganz in der Nähe das Haus, in dem sie heute noch leben. Es waren aufregende Zeiten, denn nur ein Jahr zuvor hatten sie ein neues, sehr vielversprechendes Pferd gekauft: Finurah. »Dabei wollte ich eigentlich nur eine Reithose haben«, erinnert sich die Usingerin.
Sie hatte damals auf der Suche nach einem Schnäppchen im Internet gesurft, auf einer Seite ploppte die Werbung für ein Internet-Verkaufsportal für Pferde auf, und zwar mit einem Foto von Finurah. Dienstbach klickte auf die Verlinkung, schaute sich das Video der damals fünfjährigen Stute an, vereinbarte ohne langes Nachdenken mit dem Verkäufer einen Termin zum Probereiten. »Und nach zehn Minuten im Sattel wusste ich: Das passt, das ist mein Pferd.«
Wie alle ihre Pferde bildete sie auch Finurah zusammen mit Schwester Ulrike selbst weiter aus. Es lief lange Zeit wie am Schnürchen, doch auf dem Weg zur schweren Klasse entstand ein unerwartetes Problem: Finurah sprang die fliegenden Galoppwechsel nach rechts einfach nicht, für ein S-Pferd ein Unding. »Ich bin fast verzweifelt«, erinnert sich die 50-Jährige.
Bei namhaften Ausbildern suchte sie Rat, eine Lösung fand sie auch dort zunächst nicht. Vor drei Jahren wandte sie sich dann an Dressurreiter Eyal Zlatin, bei dem sie heute noch trainiert. »Und irgendwann hat es bei Finurah einfach Klick gemacht. Heute springt sie die Wechsel nach rechts sogar besser als nach links.«
Und auch der weitere Nachwuchs steht im Stall Dienstbach schon parat: Gretchen. Die achtjährige Stute werde eines Tages wohl noch besser als Finurah, so die Reiterin und erzählt von ihrem größten Wunsch als Dressurreiterin: das goldene Reitabzeichen. Dafür braucht sie zehn Siege in der schweren Klasse S, vier hat sie schon...