»Anfängliche Bedenken abgelegt«

Muamer Kuric pfiff in Bosniens zweiter Liga und jetzt in der Fußball-Gruppenliga als Mitglied der Schiedsrichtervereinigung Hochtaunus.
Hochtaunuskreis (jf). Darauf kann die Schiedsrichtervereinigung Hochtaunus mit Recht stolz sein: In der Fußball-Saison 2022/23 sind gleich sieben ihrer Referees oberhalb der Kreisebene im Einsatz. Die Kehrseite dieser Leistungsentwicklung ist für Obmann Erdal Akemlek allerdings die Tatsache, dass diese sieben Unparteiischen jeweils im Gespann unterwegs sind und das Kontingent jener Schiris belasten, die Wochenende für Wochenende für den Spielbetrieb auf Kreisebene zur Verfügung stehen.
Sieben über Kreisebene
Vincent Schandry vom 1. FC-TSG Königstein leitet bekanntlich Spiele der Regionalliga und Carlo Faulhaber von der DJK Bad Homburg Begegnungen in der Verbandsliga. Zum Aufgebot der Gruppenliga-Referees gehört mit Silke Diez (TV Burgholzhausen), Tobias Reinhardt (SG Eintracht Feldberg), Marcel Becker (TuS Eschbach), Patrick Paul (SV Bommersheim) und Muamer Kuric (TuRa Niederhöchstadt) ein Quintett, das Woche für Woche auf Sportplätzen in Hessen unterwegs ist.
Muamer Kuric ist nicht nur neu auf dieser Liste, sondern auch noch relativ neu bei der Schiedsrichtervereinigung Hochtaunus. Dabei hat er in seiner bosnischen Heimat bereits Begegnungen der 2. Liga gepfiffen. Warum Kuric perfekt Deutsch spricht, lässt sich sehr leicht erklären. Nach seiner Geburt am 26. November 1991 in Bosanska sind seine Eltern als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen und haben von 1992 bis 1999 in Leichtlingen in Nordrhein-Westfalen (im Rheinisch-Bergischen Kreis) gelebt.
Nach der Rückkehr nach Bosnien hat der in Kronberg lebende Muamer Kuric zunächst in der U10-Schülermannschaft des Fußballvereins von Donji Vakuf und anschließend bei NK Elektrobosna Jajce (2004 bis 2009) gekickt und ist damit auf den Spuren seines Vaters gewandelt, der es in seiner aktiven Laufbahn zu einer regionalen Größe gebracht hatte. Mit 18 Jahren hat Muamer dann jedoch die Schiedsrichter-Prüfung abgelegt und damit eine Karriere begonnen, die ihn bis in die zweithöchste Liga gebracht hat.
»Erst nachdem ich die anfänglichen Bedenken und die Angst endgültig abgelegen konnte, machte mir die Schiedsrichterei wirklich Spaß«, berichtete Kuric von einer schwierigen Anfangsphase als Unparteiischer, die bei ihm rund zwei Jahre gedauert hat. Diese Empfindungen werden viele gestandene Referees bestätigen können und unliebsame Erfahrungen bei den ersten Einsätzen sind auch der Grund, warum immer noch sehr viele Neulinge schon bald nach der erfolgreich abgelegten Schiedsrichter-Prüfung die Flinte wieder ins Korn werfen.
Kuric, der bereits ein juristisches Examen in der Tasche hat und jetzt auch noch einen Masters-Abschluss in Wirtschafts- und Arbeitsrecht im Visier hat, ist bei einem Bauunternehmen beschäftigt, bei dem sein älterer Bruder Ahmed als Projektleiter arbeitet.
Mitglied ist der Bosnier bei TuRa Niederhöchstadt im Main-Taunus-Kreis, aber durch den engen Kontakt zu Michael Tremblau, dem stellvertretenden Kreis-Schiedsrichterobmann im Hochtaunuskreis, hat er sich der Vereinigung im Hochtaunus angeschlossen.
Die hat sich auch allen bürokratischen Hindernissen zum Trotz beim Hessischen Fußballverband dafür stark gemacht, dass Muamer Kuric aufgrund seiner nachgewiesenen Qualifikation in dieser Saison zumindest in der Gruppenliga eingesetzt werden kann. Zuletzt am 14. August beim Heimspiel der SG Nassau Diedenbergen gegen den Türkischen SV Wiesbaden (1:0) in der Gruppenliga Wiesbaden.
Fußball-Schiedsrichter Kuric ist ein begeisterter Anhänger der Variante Futsal und hat auch ansonsten ausschließlich sportliche Hobbys: »Mountainbike-Fahren, Schwimmen, Laufen und Wandern«, nennt er als seine beliebtesten Freizeitbeschäftigungen, wenn ihm Arbeit, Studium und der Einsatz als Unparteiischer Zeit zum Entspannen lassen.