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Benefiz-Partie der besonderen Art

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Neu-Anspach (jf). Von weißer Weihnacht war vor 35 Jahren keine Rede, als sich am 19. Dezember 1987 zwei Fußballmannschaften der SG Anspach zu einem Benefiz-Kick auf dem Sportplatz an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße getroffen haben.

Der war damals auch noch nicht vom Kunstrasen der heutigen Tage bedeckt, sondern die Alten Herren der SGA aus den Jahren der Bezirksklassen-Zugehörigkeit von 1969 bis 1972 trafen sich bei strömendem Regen, um den Vorabend des 40. Geburtstags von Fridolin Foussini in würdigem Rahmen und gemeinsam auf dem Sportplatz zu begehen.

Die anschließende Feier fand im Anspacher Wanderheim statt und an jenem Abend bekam der lebenslustige Fridolin von seinen Ex-Kollegen auch noch etliche Frozzeleien und Sprüche aus gemeinsamen Fußballertagen zu hören. »Jetzt kannst du als Regenmacher wieder zurück nach Afrika!« war angesichts der heftigen Niederschläge am Abend nur einer davon.

Fridolin Foussini, der am 18. Februar 2021 im Alter von 76 Jahren in seinem Heimatland Benin an den Folgen einer hochgradigen Diabetes-Erkrankung gestorben ist, war vor mehr als 50 Jahren als Spieler der SG Anspach der erste dunkelhäutige Fußballer, der im Taunus für Furore gesorgt hatte.

Der stets gut gelaunte und sprachbegabte Fridolin hat neben seiner Frau fünf Kinder hinterlassen, von denen zwei seiner Jungs noch immer in Deutschland arbeiten. Foussini selbst ist in seiner eigenen Großfamilie eines von zehn Kindern gewesen, das nachmittags in der Hauptstadt Cotonou des früheren Königreichs Dahorney (heutiges Benin) auf dem Markt Schnürsenkel verkaufte, um seinen Beitrag zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen.

Über eine Kleinanzeige in einer großen deutschen Boulevard-Zeitung nahm der Jugendliche Kontakt zur Firma Susemihl in Anspach auf. Dort absolvierte er erfolgreich eine Schlosserlehre, nachdem er von einem Susemihl-Mitarbeiter in der französischen Hafenstadt Marseille abgeholt worden war. Darüber hinaus arbeitete Foussini samstags auch noch als Hilfsarbeiter bei einem örtlichen Gerüstebau-Unternehmen, um seine Familie in Afrika finanziell unterstützen zu können.

Nach seiner Rückkehr in die Heimat hat Foussini in Benin zunächst an einer Berufsschule als Lehrer für Polytechnik gearbeitet und außerdem die örtliche Schulmannschaft als Fußballtrainer betreut. Bis zum Eintritt ins Rentenalter ist er anschließend im Ministerium für Erziehung in der Abteilung für das duale Ausbildungssystem tätig gewesen.

Am 1. Oktober 1967 hatte Fridolin Foussini sein Debüt im Trikot der SG Anspach gegeben und sein Abschiedsspiel im Jahr 1975 hat auf schneebedecktem Untergrund auf dem Sportplatz an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße stattgefunden.

In der Saison 1968/69 gehörte der dunkelhäutige Afrikaner zur Erfolgsmannschaft der SGA, die unter der Regie von Spielertrainer Gerd Börner das »Double« gewonnen hat. Diese legendäre Runde wurde mit der Meisterschaft in der A-Klasse und dem damit verbundenen Aufstieg in die Bezirksklasse sowie dem Gewinn des Kreispokals gekrönt.

Unvergessen im Kreise der ehemaligen SGA-Fußballer sind auch die Auftritte von Fridolin bei den Weihnachtsfeiern oder Fastnacht-Veranstaltungen auf der Bühne im Saalbau Ernst, wo er das Publikum als »Muhammed Ali« zu Stürmen der Begeisterung hingerissen hat.

Das Benefizspiel am 19. Dezember 1987 endete nach Toren von Wolf, Rodeck, Druschel und Wanzke auf der einen sowie Warz (2), Börner und Foussini auf der anderen Seite schiedlich-friedlich 4:4.

Wichtiger jedoch als das Ergebnis auf dem Fußballplatz war der stattlicher Spendenbetrag, den Fridolin Foussini für seine Familie als finanzielle Unterstützung mit zurück in den Benin nehmen konnte.

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Am Vorabend seines 40. Geburtstags hatte Fridolin Foussini (mit Ball) am 19. Dezember 1987 mit den Altherren-Fußballern der SG Anspach bei strömendem Regen zu einem Benefizspiel auf dem Platz gestanden. Zweiter von rechts stehend: Trainer Dietmar Jung (mit Hut), der am 26. Oktober 2022 verstorben ist. © Gerhard Strohmann

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