Das Abstiegsgespenst spukt in der Kreisliga A

Vier von fünf heimischen Teams in der Fußball-Kreisliga A Hochtaunus sind abstiegsgefährdet. Eine Mannschaft mischt aussichtsreich im Titelrennen mit.
Hochtaunuskreis . Die Winterpause in der Fußball-Kreisliga A Hochtaunus brachte vier von fünf heimischen Teams große Sorgenfalten und viel Nachdenken über Veränderung und Verbesserung. Denn vor dem Start in die Restrunde stehen vier Mannschaften aus dem Usinger Land auf den letzten fünf Plätzen der Tabelle. Lediglich die SG Westerfeld, die mit einem 1:1 im Nachholspiel gegen den TV Burgholzhausen schon gestartet ist, erfüllte insgesamt die Erwartungen und mischt als Tabellendritter zwei Punkte hinter der Spitze voll im Meisterschaftskampf mit.
Vor dem ersten Anpfiff des Jahres 2023 äußerten sich die Verantwortlichen der »Kellerkinder« durchweg optimistisch, den Sprung an das rettende Ufer beziehungsweise das Verlassen der Abstiegszone in den restlichen elf Spielen noch zu realisieren.
Aufholjagd
Am weitesten ist der Weg für das Schlusslicht FSG Merzhausen/Weilnau/Weilrod, das mit nur einem Sieg vier Punkte hinter dem Nichtabstiegsplatz rangiert. FSG-Sprecher Armin Klimmek sieht sein Team viel besser aufgestellt als in der Vorrunde, als unglaubliches Verletzungspech den langfristigen Ausfall von elf Stammspielern brachte. Am Sonntag um 15 Uhr wartet das erste Schlüsselspiel, wenn die um sechs Punkte besser stehende SGE Feldberg in Merzhausen antritt. Klimmek erwartet ein vorentscheidendes Duell und glaubt an eine erfolgreiche Aufholjagd, wenn es der jungen Mannschaft gelinge, endlich ihre Chancenverwertung zu verbessern. Hier sind die erfahrenen Rückkehrer Pierre Kraus, Sven Baumann und Marcel Mühle gefordert. Um mehr Stabilität für die zweitschlechteste Abwehr der Liga zu erreichen, soll konstant mit einer Kernmannschaft die Aufholjagd bestritten werden. Als Minimalziel gibt die sportliche Leitung den ersten Nichtabstiegsrang aus. Drei von vier Testspielen ohne Gegentor sollen Mut machen und endlich wieder ein Erfolgserlebnis bringen. Klimmek fordert in einem »50:50-Spiel« hundertprozentigen Einsatz, um mit mannschaftlicher Geschlossenheit zum Erfolg zu kommen.
Feldbergs Trainer Christoph Egenolf bilanzierte eine gute Vorbereitung, mit der die Mannschaft topfit starte und in den ersten vier Spielen gegen drei direkte Abstiegskonkurrenten die Grundlage für ein frühes Verlassen der Abstiegszone legen soll. Fünf Testspiele mit nur einer Niederlage würden Grund zum Optimismus geben, um mit geschärften Sinnen zu wissen, worum es jetzt gehe. Beim Kampf um den Klassenerhalt müsse die Mannschaft endlich ihr ganzes Potenzial zeigen und mit einer guten Rückrunde schnell da unten rauskommen. Das Hauptmanko, die mit 39 Gegentreffern zweitschlechteste Liga-Abwehr, sei in der Vorbereitung ein wichtiges Thema gewesen: »Wir brauchen mehr Lust, das Tor zu verteidigen.« Eine effektivere Chancenverwertung sieht der SGE-Coach als zweiten Erfolgsfaktor. Auf schwer zu bespielendem Platz in Merzhausen müsse seine Elf sofort das Kellerduell annehmen und mit hundertprozentiger Leistungsbereitschaft keinen Meter Platz lassen. Ohne Überheblichkeit soll der psychologische Vorteil des Drucks beim Gegner genutzt werden. Es bestehe überhaupt kein Grund zu meinen, dass das Spiel schon gewonnen sei.
»Kopfsache«
Die negative Überraschung schlechthin ist der vorletzte Platz der Usinger TSG II. Der Kreisoberliga-Absteiger steht am Sonntag um 13.30 Uhr ebenfalls vor einem Sechs-Punkte-Duell, wenn er bei der DJK Bad Homburg II antritt, die als Tabellennachbar nur um einen Punkt besser liegt. UTSG-Trainer Rainer Birkenfeld blickt auf eine positive Vorbereitung (»Es lief besser als gedacht«) und erwartet mindestens drei bis vier Siege, um den Klassenerhalt zu erreichen. Das größte Defizit beim zweitschlechtesten Angriff der Liga bleibe die fehlende Konsequenz bei der Chancenverwertung. Birkenfeld: »Das ist Kopfsache, wenn der Ball aus anderthalb Meter über das Tor geschossen wird.« In den verbleibenden Spielen müsse es darum gehen, nach der Eichhörnchen-Methode Punkte zu sammeln und sich endlich für den eigenen Aufwand zu belohnen. Dabei habe seine Elf in der Vorrunde zu oft die geistige Frische vermissen lassen, um über 90 Minuten konstant zu agieren. In Kirdorf sollen gleich die ersten drei Punkte her und es dürfe von der ersten Minute an nicht gedankenlos, sondern hellwach agiert werden: »Wir stehen zu Recht da unten und müssen auch mal auf ein 0:0 spielen«, sagt Birkenfeld.
Simon Bartsch, Trainer der SG Wehrheim/Pfaffenwiesbach II, hadert immer noch mit der vor der Winterpause vergebenen Chance, sich aus der Abstiegszone abzusetzen. Allerdings sei mit top Trainingsbeteiligung und drei vielversprechenden Testspielen eine gute Vorbereitung gelungen. Diese sei auch nötig gewesen, denn nach dem spielfreien Sonntag warten mit dem SV Seulberg gleich ein schwerer Gegner sowie mit der SGE Feldberg und FSG Merzhausen zwei direkte Konkurrenten. Bartsch: »Jetzt geht es ans Eingemachte, denn wir stehen nicht umsonst da unten.« 18 Treffer in 13 Spielen bedeuten den schlechtesten Angriff der Liga. Von Spiel zu Spiel schauen und so schnell wie möglich da unten rauskommen, laute die Devise. Der SG-Coach fordert mehr Giftigkeit, um das eigene sportlichen Potenzial auf den Platz zu bringen. Vor allem den jungen Spielern, welche die erste oder zweite Senioren-Saison bestreiten, fehle es an Konstanz. Sie müssten körperlich und spielerisch nachhaltig zulegen: »Wir müssen daran arbeiten, auch mal nur 1:0 zu spielen.« Gerade gegen Seulberg sei seine Elf im Hinspiel die bessere Mannschaft gewesen und habe aus zwei Chancen des Gegners zwei Tore kassiert. Im ersten Spiel gelte es nicht zu verlieren.
Die SG Westerfeld hat mit dem 1:1 gegen Burgholzhausen bereits ihr erstes Spiel bestritten und steht am Sonntag um 15 Uhr beim Rangsiebten EFC Kronberg vor der nächsten Bewährungsprobe, im Titelrennen zu bleiben. Trainer Michael Riemann sieht noch viel Verbesserungspotenzial nach einer holprigen Vorbereitung angesichts schlechter Trainingsbedingungen. Die Hoffnungen ruhen sicher auf Torjäger Marco Weber, der nach Ablauf seiner Rotsperre erstmals eingreifen wird. Der SG-Coach fordert von seinen Spielern, mehr Verantwortung zu übernehmen, mehr miteinander zu kommunizieren und nicht nur 70, sondern 90 Minuten die Spannung hochzuhalten. Angesichts der sichtbar vorhandenen fußballerischen Qualität gelte es diese gemeinsam auf den Platz zu bringen. Der kleine Kunstrasen in Kronberg erfordere es, von Anfang an wach zu sein, die Räume eng zu machen und das Spiel anzunehmen. Die eigenen wiedergefundenen Offensiv-Qualitäten sollen für eine schnelle Entscheidung sorgen.
Riemann verlängert
Trainer Michael Riemann hat unterdessen seinen Vertrag in Westerfeld um eine Saison verlängert. »Er bringt eine ungeheure Energie und Impulse mit auf den Platz. Er spricht die Sprache der Spieler und findet immer die Balance zwischen Disziplin und Spaß am Fußball«, sagt ein erfreuter SGW Vorsitzender Steffen Heil. Neu im Führungsteam der SGW ist Julian Luther. Der 33-Jährige löst Steffen Heil als Abteilungsleiter Herrenfußball ab und übernimmt eine verantwortungsvolle Rolle im Verein. Julian Luther ist kein unbekannter bei der SG Westerfeld und hat 2018/19 als Interimstrainer die damalige Kreisliga-C-Mannschaft geführt.
