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Der Karriere-Höhepunkt

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Margrit Sachs mit der Goldmedaille. © Red

Die Riedelbacher Lehrerin Margrit Sachs wird Weltmeisterin mit deutschem Ü40-Team.

Riedelbach . Schon seit 40 Jahren spielt sie Volleyball: Margrit Sachs. Im Oktober hat die Karriere der 49-Jährigen einen vorläufigen Höhepunkt erreicht, auf den nicht viele Volleyballerinnen verweisen können. Margrit Sachs wurde Weltmeisterin. Wie es dazu kam, ist im Vergleich zu anderen Sportarten recht ungewöhnlich.

Sachs unterrichtet Sport an der Max-Ernst-Schule, einer Haupt- und Realschule mit Förderstufe in Weilrod-Riedelbach. Sie wohnt in Weilburg und spielt sowohl für den TV Waldgirmes II in der Oberliga als auch für die TG Bad Soden. Bei der TG gehört sie Altersklassenmannschaften an, mit dem Ü43-Team hat sie schon mehrfach den deutschen Altersklassenmeistertitel errungen - stolze fünf Mal in Folge.

Dass sie auch für die Ü40-Nationalmannschaft spielt, geht auf die Eigeninitiative der Sportlerin zurück. Im Dezember 2019, als sie für Waldgirmes noch in der 1. Mannschaft (2. Bundesliga) aktiv war, hatte es einen Aufruf gegeben. Margrit Sachs bewarb sich einfach mal - und wurde prompt für ein internationales Turnier in Litauen in den Kader berufen.

Volleyball-Ikone als Nationaltrainerin

»Dort habe ich mich wohl ganz gut angestellt und wurde sogar zum MVP (Most Valuable Player/hier: wertvollste Spielerin, Anm. d. Red.) im Zuspiel gewählt. Seitdem bin ich dabei«, lächelt die Frau frei heraus. Zusammen mit Altersklassenspielerinnen aus ganz Deutschland - von Ueckermünde bis Stuttgart - wurde Sachs schon 2021 Europameisterin. Das Ü40-Nationalteam wird von Renate Riek-Bauer trainiert, die als eine Volleyball-Ikone bezeichnet werden darf. Die 62 Jahre alte gebürtige Stuttgarterin gehörte 1984 zum westdeutschen Olympia-Team und absolvierte die schier unglaubliche Zahl von 518 Länderspielen. Gemeinsam auf dem Feld steht Margrit Sachs unter anderem mit weiteren Olympionikinnen: Tanja Hart-Schneider (1996, 2000 und 2004 dabei) und Christina Benecke (2000, 2004).

Im vergangenen Oktober reiste das Team nach Alcudia auf Mallorca. Dort wurden die von der IVVA (International Veteran Volleyball Association) veranstalteten Weltmeisterschaften der Senioren und Seniorinnen angesetzt. Bei den Frauen waren 27 Teams aus 18 Nationen in fünf Altersklassen am Start. Für den »Malle-Trip« hatte Margrit Sachs als Lehrerin mitten in der Schulzeit eine Dienstbefreiung bekommen. Zunächst gab es vor Ort einige Trainingstage. Dann wurde es ernst. Die H7, ihre Schulklasse, fieberte via Livestream bei den Spielen ihrer Lehrerin mit.

Gegen die ersten Gegner gewann das deutsche Team um Zuspielerin Sachs deutlich. Umso spannender gestaltete sich das Finale gegen Peru. »Beide Mannschaften hatten sich nichts geschenkt«, blickt Margrit Sachs zurück. Am Ende durfte sie mit ihrem deutschen Team die Hände jubelnd in die Höhe strecken. 25:13 - 25:19 - 2:0. Die Südamerikanerinnen seien durchaus ebenbürtig gewesen, blickt Sachs auf den deutschen Gold-Coup zurück.

Die Riedelbacher Lehrerin ist stolz, von diesen Erfahrungen berichten zu können. Sie spielt schließlich mit Volleyballerinnen, die auf »einen ganz anderen Lebenslauf« zurückblicken können, bewege sich mit »diesen großartigen Spielerinnen« jetzt auf Augenhöhe. »Man kennt sich, man mag sich, wir ticken alle gleich«, beschreibt sie die vom Volleyballvirus infizierte Gemeinschaft, »Leidenschaft verbindet eben.«

Ihre Schüler üben auch schon

Für die Weilburgerin ist Volleyball eine ganz besondere Sportart: »Ein sehr technischer Sport mit großer Komplexität«, verleiht sie ihrer »riesengroßen Faszination« für das Mannschaftsspiel Ausdruck. In einer Projektwoche hat sie jüngst den jüngeren Schülern ihren Sport nähergebracht. »Sie haben schnell gelernt, schon bald konnte richtig Volleyball auf kleineren Feldern gespielt werden«, erzählt Margrit Sachs. Sie bedauere, dass es keine Volleyball-AG an ihrer Schule gibt.

Zurück zu ihrer Karriere: Das Training mit der Nationalmannschaft erfolgt jährlich in zwei Trainingslagern sowie vor den Meisterschaften in Vorbereitungsturnieren. Ein teurer Spaß: Die Kosten für Anreise und Unterbringung tragen die Spielerinnen selbst.

Gut möglich, dass sie im Oktober noch etwas tiefer in die Tasche greifen müssen. Dann findet der Global Cup nämlich jenseits des Großen Teichs in Utah statt. Vorher muss Margrit Sachs allerdings das Team wechseln, rückt sie doch in die Altersklasse Ü50 auf.

SABINE NEUGEBAUER

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