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EC Bad Nauheim: Eine Mannschaft - zwei Gesichter

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Der Trainer des EC Bad Nauheim hat »Fragezeichen im Kopf«. Die Roten Teufel zeigen zwei Gesichter. Vorm Derby hatten Gastgeber den Kassel Huskies ausgeholfen - »im Sinne des Sports«.

(mn). Eine Mannschaft - zwei Gesichter! Die Roten Teufel zocken rund um den Jahreswechsel (wieder einmal) mit ihrer in den Herbstmonaten erspielten Ausgangsssituation. Nur ein Punkt konnte in den vergangenen vier Begegnungen gewonnen werden, das einst komfortable Polster auf die Positionen sieben und elf der Deutschen Eishockey-Liga 2 ist auf mittlerweile vier, beziehungsweise elf Zähler zusammengeschrumpft. Dem Gänsehaut-Freitag, als noch Minuten nach der Penalty-Entscheidung mit Lautstärke, Wucht, Intensität und Zusammenhalt der Standort Bad Nauheim gefeiert worden war, folgte 48 Stunden später der Grusel-Start in Kaufbeuren mit vier Gegentreffern in den ersten acht Minuten. Von »Fragezeichen im Kopf« spricht Harry Lange, der Trainer, am Montag. - Der Status quo und was vom Wochenende hängen bleibt:

Der Gäsenhaut-Freitag : 4450 Zuschauer! Rappelvoll! Ausverkauft! Das Colonel-Knight-Stadion war zuletzt im Februar 2019, also vor der Corona-Pandemie, bis auf den letzten Platz gefüllt; damals gegen die Löwen Frankfurt. Das Top-Spiel zwischen den (jetzt elf Spiele ungeschlagenen) Kassel Huskies und den Roten Teufeln bot zweieinhalb Stunden echtes Entertainment mit einem Penaltyschießen als Zugabe. Die Mannschaft der Roten Teufel war längst in der Kabine verschwunden, als noch Minuten nach Spielende Fans in noch immer vierstelliger Anzahl ihr Team feierten und die Ehrenrunde der Huskies untergehen ließen.

Schlittschuhe vergessen : Torwart Jerry Kuhn, in Bad Nauheim seit der vergangenen Playoff-Serie eine Reizfigur, hatte seine Schlittschuhe zuhause in Kassel vergessen. Über Betreuer Wolfgang Janout erreichte Torwart Felix Bick beim Aufwärmen vor dem Stadion die Anfrage, ob er seinem konkurrierenden Kollegen seine Ersatzschuhe zur Verfügung stellen könne. Natürlich. »Das war für mich selbstverständlich im Sinne des Sportgeists. Ich wäre auch dankbar, wenn mir jemand in dieser Situation helfen würde«, sagt der Keeper der Roten Teufel. Kuhn saß, wie beim ersten Saisonspiel in Bad Nauheim, als Backup nur auf der Auswechselbank.

Das verschobene Tor beim Penaltyschießen : Beim Penalty von Tobias Wörle hatte Huskies-Keeper Jake Kielly bei seiner Abwehrreaktion einen Pfosten verschoben. Der Puck ging am anderen Pfosten vorbei. Damit war die Partie entschieden. Bad Nauheim protestierte noch - vergeblich. Der Puck sei klar an dem Pfosten, der noch in seiner ursprünglichen Position war, vorbei gerutscht. Deshalb sei die Entscheidung korrekt, klärte Stefan Vogl, Schiedsrichterbeauftrager der DEL2, nach der Pressekonferenz auf.

Die Grusel-Minuten von Kaufbeuren : 0:2 nach 43 Sekunden, vier Gegentore nach acht Minuten. »Wenn man nicht bereit ist, Zweikämpfe zu führen und sich gegenseitig zu unterstützen, wenn man nicht den Willen hat, als Erster an der Scheibe zu sein, wenn man sich lieber gegenseitig bemitleidet, dann wird’s schwer, dann passiert so etwas«, sagt Harry Lange. Unkonzentriert, naiv, lethgarisch waren die Roten Teufel angetreten und hatten auch die zweite Chance, die der rasche Anschlusstreffer gegeben hatte, nicht genutzt. »Unsere besten Spieler müssen die Besten sein. Und das waren sie nicht. Wir hatten zu viele Passagiere an Bord und zu wenige, die vorangehen.« In den vergangenen fünf Spielen haben Taylor Vause, Jerry Pollastrone und Jordan Hickmott jeweils nur einen Treffer erzielt; das ist zu wenig Output für eine Mannschaft, die offensiv von ihren Importspielern abhängig ist. Dahinter blieben auch die deutschen Leistungsträger unter Form. Neben Tim Coffman hatten die jungen Michael Bartuli und Kevin Nidenz die auffälligsten Wochenend-Szenen.

Die zwei Gesichter und ihre Hintergründe: Harry Lange räumt ein, derzeit »Fragezeichen im Kopf« zu haben. Man werde »alles auf den Prüfstand stellen, alles hinterfragen«. Klar ist auch, die Mannschaft werde eine Trainingseinheit mehr als üblich in dieser Woche absolvieren. Denn. Schon in der kommenden Woche wird der Rhythmus durch ein weiteres Dienstag-Spiel im Terminkalender unterbrochen. Mit Freiburg (auswärts am Freitag) und Landshut (am Sonntag zuhause) warten nun zwei Klubs auf Pre-Playoff-Positionen, zu denen es den Abstand zu wahren gilt. Die Zahl der Blackouts der Roten Teufel hatte sich zuletzt besorgniserregend erhöht. Zudem hat lediglich Bayreuth eine schlechtere Quote in den Special Teams, sprich Über- und Unterzahl. »Wir müssen aufpassen, dass sich die Aussetzer nicht in den Köpfen festsetzen. Die Jungs müssen bereit sein, in jedem Spiel Meter zu machen«, sagt Lange.

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