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Ein Paar mit »Benzin im Blut«

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Die beiden können es kaum abwarten, bis es endlich losgeht: Mario Urban und Michelle Schafferhans knüpfen bei der Taunus-Rallye in und um Weilrod im geliehenen BMW 318 nach über zehnjähriger Pause an ihre alte Rallye-Erfahrung an. © Red

Weilrod . Mario Urban und Michelle Schafferhans teilen viel miteinander. Nicht nur das Leben und die Freude am gemeinsamen Söhnchen, sondern auch ihre Hobbys. Während Junior bereits auf vier handgeschobenen Buggy-Rädern eher gemächlich unterwegs ist, drehen sich die unter Papa und Mama schon etwas schneller - und das nicht nur bei Feuerwehreinsätzen, zu denen beide schon seit Jahren gemeinsam ausrücken:

Die beiden werden an diesem Wochenende bei der Taunus-Rallye in Weilrod erstmals gemeinsam an den Start rollen.

Klar, wer Rallyes mag, fängt irgendwann einmal an, nichts Ungewöhnliches also. Bei Mario Urban und Michelle Schafferhans ist es aber irgendwie anders, sie haben beide nämlich schon Rallye-Erfahrung, der 43-Jährige mehr als seine gerade 30 Jahre alt gewordene »Mimi«. Sie sind Wiedereinsteiger. Mario hat Rennanzug und Helm 2013 nach gut 15-jähriger, hoch erfolgreicher Kurvenhatz an den Nagel gehängt, ein Jahr vorher war die Rallye-Karriere bei Michelle nach nur zweimaligen Einsatz schon wieder zu Ende. Beide geben ganz offen zu, dass »alte Liebe« zwar nicht rostet, Rallye-Fahren aber doch ganz schön ins Geld geht. Danach sind sie beide, unabhängig voneinander, zur Feuerwehr gegangen, auch da wird wenn’s brennt ordentlich Gas gegeben.

Dabei war Mario Urban, der 1997 als Pilot im aufgemotzten Ascona B häufig auf Spitzenplätze abonniert war und später, schon im »BMW 320 iS E30«, sogar Zweiter bei der Deutschen Amateur-Rallyemeisterschaft und bei anderen Rallyes oft Klassensieger wurde, durchaus auf dem Weg nach ganz vorne. Passiert ist ihm und Mimi nie etwas, nun gut, bis auf den einen Totalschaden in Bitburg und den Abflug in den Acker bei Wüstems - das gehört dazu, Hauptsache unverletzt…

Die Begeisterung für den Rennsport blieb beiden jedoch erhalten, im MSC Riedelbach hatten sie ihre Freunde und verbrachten dort auch nach ihrer aktiven Zeit viele Stunden, nicht auf der Strecke, aber nebendran beim Organisieren von Rallyes und als Streckenposten.

Leidenschaft wieder zum Leben erweckt

Dann kam das »Heidegedöns 2022«, jenes Fußball-Spaß-Event auf dem Riedelbacher Sportplatz, bei dem der MSC, nur so zum Spaß, Zuschauern Mitfahrgelegenheiten im Rallye-Auto angeboten hat. Mario und Mimi ließen sich nicht zweimal auf den Beifahrersitz bitten und standen, wen wundert’s, danach lichterloh in Flammen. Die Lockungen der alten MSC-Kumpels, an die frühere Rallye-Vergangenheit anzuknüpfen, ließen nicht lange auf sich warten. »Also gut, probieren wir’s halt, was soll schon schiefgehen«, sagten sich die beiden, die auch als Paar schon längst zusammengekommen waren.

Die Frage nach dem fahrbaren Untersatz war rasch geklärt. Für Jan Schneider, Neffe von MSC-Urgestein Norbert Schneider, war das keine Frage: »Klar, die beiden bekommen einen von meinen BMW 318 TI Cup, leihweise natürlich.« Ein besonderes Risiko sah Schneider darin nicht. Als Kfz-Meister betreibt er in Runkel an der Lahn die BTS-Sportauto-Schmiede, in der kleinere Blessuren leicht ausgebügelt werden können. Nur ganz kaputtgehen sollte das Auto nicht.

Klare Rollenverteilung

Das haben Fahrer Mario und »Franzerin« Mimi aber auch nicht vor. Bei allem Ehrgeiz, den beide noch im Blut haben, werden sie es sicher nicht übertreiben. Dass sie es noch »drauf« haben, konnten sie bei einem »kleinen Rallyesprint« in Schlüchtern, zu dem sie sich »zum Üben« angemeldet hatten, mit einem ordentlichen Ergebnis und ohne Havarie unter Beweis stellen. Offenbar ist Rallye-Fahren wie Fahrradfahren: Man verlernt es nicht so schnell.

Die Rollen im Auto sind längst verteilt, er links, sie rechts. Allerdings hat in gewisser Weise trotzdem Michelle als Co-Pilotin das Kommando. Sie sagt ihrem Mario im wahrsten Sinne »wo’s lang geht«, indem sie ihm die Kurven ansagt, ob er sie »voll« oder doch besser »piano« ansteuern soll: »Eins rechts, macht zu in drei links, don’t cut in Haarnadel rechts,…“ Die Zahlen eins bis sechs geben an, wie schwer die nächste Kurve ist. Eins ist eine sehr enge Kurve, während sechs nur einen leichten Bogen darstellt. Ruft sie »Don’t cut«, sollte er das ernst nehmen und die Kurve tatsächlich nicht schneiden. »Es ist total wichtig, dass wir uns immer aufeinander verlassen können«, weiß Mario. Mimi ist da ganz bei ihm, drückt es aber mit einem verliebten Lachen etwas anders aus: «…da hört er mal auf’s Wort!«

ALEXANDER SCHNEIDER

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