»Eine Herzensangelegenheit«

Hochtaunuskreis (jf). Beim FC Mammolshain, der über die Relegation den Aufstieg in die Fußball-Kreisoberliga Hochtaunus geschafft hat, steht mit dem 53-jährigen Jörg Wagner ein Torwart im Kader, der es in der Saison 2021/22 auf drei Einsätze gebracht hat und auf der Funktionärsebene hohe Ämter bekleidet.
Nicht allein seines Alters wegen ist der in Froschhausen nördlich von Seligenstadt lebende Wagner eine Ausnahmeerscheinung. Der am 8. August 1968 in Darmstadt geborene Vollziehungsbeamte beim Hauptzollamt Gießen ist nämlich in Personalunion auch Kreisfußballwart von Offenbach, war Klassenleiter der Fußball-Gruppenliga Frankfurt West und führt darüber hinaus inzwischen auch noch als Vorsitzender den Sportkreis Offenbach.
Wie kommt ein solch hochkarätiger Funktionär dazu, sich einem Verein anzuschließen, der mehr als 50 Kilometer von seinem Wohnort entfernt und weit außerhalb seiner eigenen Fußballregion beheimatet ist? Die Antwort auf diese Frage heißt Klaus Moser.
Der 68-jährige Griesheimer, der in »zweiter Ehe« mit dem FC Mammolshain verheiratet und dort bereits seit Jahrzehnten als Spielausschuss-Vorsitzender und Mädchen für alles fungiert, erinnerte sich an seinen langjährigen Freund aus gemeinsamen Zeiten beim PSV Grün-Weiß Frankfurt, als der Verein aus dem Königsteiner Stadtteil einen weiteren Torwart suchte.
Moser und Wagner kickten nicht nur bei den Grün-Weißen, sondern ab 1994 auch beim FC Mammolshain zusammen und Jörg Wagner gehörte 2000 als 2. Vorsitzender auch dem von Bernd Reimann geführten Vorstand des FCM an. Anlässlich der Weihnachtsfeier 2021 wurde der Vereinswechsel des »verlorenen Sohnes« vorangetrieben.
Seine Laufbahn als Fußballer hatte Wagner in der Jugend der TG 75 Darmstadt und beim SV Darmstadt 98 begonnen, ehe der Allrounder (zunächst Mittelfeld und Stürmer, später Torwart) mit Klaus Moser beim PSV und FCM kickte. Die weiteren Stationen waren der FC Kurier Seligenstadt, SG Germania Klein-Krotzenburg, TuS Froschhausen und FC Kickers Obertshausen, ehe sich der Kreis mit seiner »Rückkehr« nach Mammolshain nun geschlossen hat.
Wagner: »Für mich ist der FCM eine Herzensangelegenheit. Deshalb habe ich auch sofort zugesagt, nachdem mich Klaus Moser angerufen und um Hilfe gebeten hat.«
Die Funktionärs-Karriere des Jörg Wagner begann als Fußball-Klassenleiter, setzte sich als Referent für den Frauenfußball, Trainer der Regionalauswahl der U17-Juniorinnen, Teamer des DFB-Mobils und den Vorsitz im Kreissportgericht fort. Seit 2016 ist er Kreisfußballwart von Offenbach und am 24. September 2021 hat er beim Sportkreistag in Heusenstamm von Peter Dinkel (81) auch noch das Amt des Sportkreis-Vorsitzenden übernommen.
Zuvor war er drei Jahre lang Dinkels Stellvertreter gewesen und die graue Eminenz des Sportkreises Offenbach ist überzeugt, den richtigen Nachfolger auserkoren zu haben: »Ich kenne den Jörg schon seit 30 Jahren, als ich Vorsitzender von Germania Klein-Krotzenburg war und er Torwart.«
»Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende«, beantwortet Wagner mit einem Zitat von Oscar Wilde die Frage nach seinem Lebensmotto. Sport, Reisen und der Hund sind für ihn neben seinem ausgefüllten Alltag im beruflichen und ehrenamtlichen Bereich die liebsten Hobbys.
Am heutigen Mittwochabend endet die Ära Wagner als Klassenleiter der Fußball-Gruppenliga Frankfurt West. Die Vorrundenbesprechung für die am 7. August beginnende Saison 2022/23 wird im Clubhaus des FV Stierstadt von seinem Nachfolger Andreas Bernhardt geleitet und beinhaltet ebenso eine würdige Verabschiedung von Jörg Wagner.
»Keine Unterbrechung wegen Corona sowie mehr Respekt und Fairplay untereinander«, wünscht sich Offenbachs Kreisfußballwart für die neue Spielzeit.