1. Startseite
  2. Sport
  3. Lokalsport

Eine prächtige Entwicklung

Erstellt: Aktualisiert:

imago1011029946h_180622_4c_2
Jubelnde Hüttenberger Handball-Youngster um Niklas Theiss und Simon Böhne - die Bilder der sensationellen Zweitliga-Saison 2021/22. © Red

Hüttenberg (mro). Auch mit etwas Abstand zum letzten Spiel kann das Saisonfazit des Handball-Zweitligisten TV 05/07 Hüttenberg nur heißen: Das war ein Traumjahr! Während die Fans beim Kehraus der Runde ein Plakat mit der Aufschrift »Danke für die geile Saison« auspackten, fasste es Kapitän Dominik Mappes in seiner Abschiedsrede ebenso treffend zusammen:

»Wir haben eine perfekte Saison gespielt.« Der Jüngste der »jungen Wilden« - Niklas Theiß - fand trotz Abiturbelastung Zeit, um diese starke Leistung zu erklären.

Der Trend wurde umgekehrt: Hatte noch vor zwei Jahren vieles darauf hingedeutet, dass der Weg des TVH nach dem letzten Erstliga- abstieg wieder Richtung Abstiegszone geht, so ist das Original aus Mittelhessen in dieser Saison wie Phönix aus der Asche auferstanden. Im Vorjahr musste noch ein Trainerwechsel während der Saison her, um die Klasse zu halten. Allerdings machte eine gute Rückrunde Mut auf Besserung. Dennoch lautete das Saisonziel, schnell 30 Punkte zu sammeln. Mit der Wette auf am Ende 21 Siege und Abschlussplatz vier hätte man viel Geld machen können.

Auch Niklas Theiß gibt zu: »Unfassbar. Das haben wir uns vorher nicht so gedacht.« War in der Vergangenheit oft die Deckung der Schlüssel zum Erfolg, musste man in dieser Saison die viertmeisten Gegentreffer hinnehmen. Geschuldet allerdings auch dem Willen, immer aufs Tempo zu drücken, was darin gipfelt, dass man hinter Meister Gummersbach den zweitgefährlichsten Angriff der Liga stellt. Und mit Mappes, Ian Weber, Hendrik Schreiber und Theiß gleich vier Spieler mit über 100 Saisontreffern in den Reihen hatte. Mappes schließt die Saison zudem als Spieler mit dem höchsten HPI (Handball Performance Index) der Liga ab.

Die Gründe für den Höhenflug: Trainer und Mannschaft waren eine Einheit. Jeder hat seine Rolle gefunden. »Mit der Truppe hat es mega Spaß gemacht. Die ›Alten‹ haben sich gut um uns gekümmert, haben uns immer geholfen. Aber auch, dass wir unter Trainer Johannes Wolhrab so viel spielen durften. Er hat so viel Vertrauen in uns.«

Natürlich hob die Rückkehr von Mappes die Mannschaft auf eine andere Stufe. Der 28-jährige nahm von Beginn an die Führungsrolle an. Fast schon sensationell anmutend zudem die Leistungsentwicklung der Youngster Tristan Kirschner, Philipp Schwarz und Philipp Opitz, die teilweise eigentlich nur als Ergänzungen, als Leihspieler vorgesehen waren. Auch Kreisläufer Patrick Jockel musste durch den monatelangen Ausfall des tschechischen Nationalspielers Vit Reichl mehr Verantwortung übernehmen.

»Do (Dominik Mappes) war natürlich im Angriff ein Faktor. Zörbi (Moritz Zörb) hat im Vorjahr nicht viel gespielt. Das waren schon Leute, die uns vorangetrieben haben. Die ganze Mannschaft hat harmoniert. Es hat alles gepasst. Wenn man dann gut in die Saison startet, ist es natürlich einfacher. Wir haben uns einfach in einen Flow gespielt. Auch wenn Anfang des Jahres mal schwierigere Phasen da waren, haben wir uns wieder rausgekämpft«, gibt Theiß zu verstehen. Die Entwicklung der Jungen erklärt der Linkshänder zudem damit, dass »Stefan (Kneer), Tobi (Tobias Hahn), Rombe (Christian Rompf) und Do uns in jedem Training korrigiert und Tipps gegeben haben. Das hilft enorm.«

Was verhinderte die Sensation Aufstieg? In der Rückrunde fehlte die Konstanz, speziell im Defensivverbund inklusive der Torhüterleistung. Zudem konnten nicht in jedem Spiel die verletzungsbedingten Ausfälle der Leistungsträger Mappes, Schreiber, Zörb, Hahn und Rompf aufgefangen werden. Zudem raubte die Herzmuskelentzündung von Reichl dem TVH die Option eines anderen Spielertyps am Kreis. »Wir hatten ein, zwei Ausrutscher. Aber die passieren jeder Mannschaft im Laufe der Saison«, ergänzt Theiß.

Gesamtpaket: Das stimmt. Aber natürlich wird der Weggang von Mappes das TVH-Spiel verändern. Dass aber andere Spieler bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, haben sie in der zurückliegenden Saison bewiesen. Mit Timm Schneider und Jannik Hofmann kommen zudem Akteure mit Erstligaerfahrung zurück, die den Verlust der Routiniers kompensieren sollen. Zugang David Kuntscher ist ein weiteres Talent im Rückraum. Mit dem Schweizer Nationalspieler Leonard Grazioli wechselt zudem ein junger Torhüter mit Potenzial auf Leihbasis vom Nachbarn Wetzlar. Ryuga Fujita brachte in seinen übersichtlichen Einsatzzeiten meist frischen Wind, und Joel Ribeiro sollte nach einem gesundheitlichen Seuchenjahr den Rückenwind des Saisonendes mitnehmen. »Wenn der Start gut läuft, können wir ähnlich gut spielen wie in diesem Jahr«, blickt Youngster Theiß voraus.

Auch interessant