Ex-Europameister in BOL?

Frankfurt . Zuletzt herrschte bei der HSG Goldstein/Schwanheim nach dem sportlichen Abstieg aus der Handball-Landesliga Mitte Ernüchterung. Doch nun macht sich im Verein wieder eine positive Stimmung breit. Den Vereins-Verantwortlichen gelang ein völlig überraschender und bemerkenswerter Transfercoup, über den es im Handball-Bezirk Wiesbaden/Frankfurt bereits seit Monaten Gerüchte gegeben hatte.
Steffen Fäth, der bis zur A-Jugend beim VfL Goldstein gespielt hatte, dann 2007 zur SG Wallau/Massenheim in die 2. Bundesliga Süd wechselte und anschließend seine erfolgreiche Profikarriere startete, wird nach 16 Jahren zur HSG Goldstein/Schwanheim zurückkehren - und zwar unabhängig von der Liga: Goldstein ist zwar sportlich abgestiegen, kann aber den Klassenerhalt in der Landesliga durch die Hintertür noch schaffen, falls der TV Kirchzell in der 3. Liga die Relegationsrunde übersteht und nicht absteigt. Aktuell belegt der TVK dort mit 7:3-Punkten den ersten Rang. Steigt die HSG ab, dann würde der Meister der Bezirksliga A, die SG Wehrheim/Obernhain, als Bezirksoberliga-Aufsteiger also kommende Saison auch gegen einen Ex-Europameister spielen.
Jens Wagner, der für die höchste Herrenmannschaft des Bezirks Frankfurt verantwortlich ist, bestätigte den prominenten Zugang: »Ab der neuen Saison wird Steffen Fäth wieder bei uns spielen. Wir planen derzeit mit der Bezirksoberliga.« Der inzwischen 33-jährige Steffen Fäth war in den vergangenen Jahren häufig verletzt. Zum Sommer wird sein auslaufender Vertrag beim Bundesligisten HC Erlangen nicht mehr verlängert. »Seitdem keimte bei ihm der Entschluss, nicht mehr als Handballprofi aktiv zu sein«, berichtet Wagner.
Verein vermittelt Job in Frankfurt
So intensivierten sich die Kontakte zwischen Fäth und seinem Heimatclub. »Steffen ist ein Goldsteiner Junge, hat hier im Verein das Handballspielen gelernt«, erklärte Moritz Adler als Trainer der Goldsteiner Männer, »so hat er überlegt, in seine Heimat zurückzukehren. Wir waren stetig mit ihm in Kontakt. Und er hat hier auch seine Familie und Freunde«.
Die HSG Goldstein/Schwanheim konnte ihm Kontakte vermitteln, um sich ein berufliches Standbein aufzubauen. Der gelernte Bürokaufmann fand dann auch eine Stelle in Frankfurt. »Das ist ein schöner interessanter Schritt, mit 33 Jahren zu seinem Heimatverein zurückzukehren«, freute sich Jens Wagner, »das ist ein Alter, in dem man noch ein paar Jahre Handball spielen kann«.
Und Wagner hofft auch auf eine Möglichkeit, mit dem Europameister von 2016 und 79-fachen Nationalspieler Aufmerksamkeit für seinen Verein erregen zu können. »Das kann hoffentlich eine gewisse Sogwirkung auslösen, dass vielleicht auch der eine oder andere Sponsor uns Aufmerksamkeit schenkt«, berichtet der Mannschaftsverantwortliche der HSG Goldstein/Schwanheim, »wir freuen uns sehr, dass er zu uns kommt«.
Fäth wird im Sommer bei Goldstein/Schwanheim einsteigen, nachdem er die Bundesliga-Saison beim HC Erlangen, für den er seit 2020 spielte, beendet hat. »Der gesamte Kader von uns hat mir Liga-unabhängig für die kommende Spielzeit zugesagt«, berichtet Wagner, »und Steffen wird dazukommen«.
Auch bei Trainer Moritz Adler ist die Freude groß über den Rückkehrer: »Er möchte dem Verein helfen. Wir sind super-froh, dass wir es geschafft haben, ihn zu uns zu holen.« Fäth wird mit seiner Familie in sein Elternhaus ziehen und wieder in seiner früheren Heimat wohnen.
VOLKER HOFBUR