1. Startseite
  2. Sport
  3. Lokalsport

FC Neu-Anspach: Cirrincione löst Loutchan ab

Erstellt:

Von: Dirk Ortmann

uaspor_1304_SalvatoreCir_4c
Neuer Trainer des Gruppenliga-Zweiten FC Neu-Anspach: Salvatore Cirrincione. © Red

Mit sofortiger Wirkung wird Salvatore Cirrincione neuer Trainer des Fußball-Gruppenligisten FC Neu-Anspach. Der 46-jährige B-Lizenz Inhaber übernimmt damit den Trainerposten von Jörg Loutchan.

Ein wenig überraschend ist es schon, was sich dieser Tage beim in der Fußball-Gruppenliga Frankfurt West heimischen FC Neu-Anspach vollzogen hat. Salvatore Cirrincione löst Jörg Loutchan als Trainer ab. Cirrincione - der kaufmännische Angestellte ist gebürtiger Bornheimer, Sohn einer deutschen Mutter und eines sizilianischen Vaters - leitete bereits am Dienstag seine erste Trainingseinheit an neuer Wirkungsstätte. Am Sonntag im Heimspiel (15.30 Uhr) gegen die Spvgg Fechenheim wird er erstmals auf der Bank sitzen.

Seit dem Jahreswechsel hat der FCNA die Tabellenführung an den Topfavoriten Sportfreunde Friedrichsdorf abgeben müssen. Aus den sieben Spielen des Jahres 2023 holte das Team aus der Kleeblattstadt nur neun Punkte.

»Ich freue mich, dass wir mit Salvatore einen erfahrenen und kommunikativen Trainer verpflichtet haben, der unsere Philosophie und Zukunftsaussichten mittragen wird«, so der Sportliche Leiter Martin Schmidt. Bei den Gesprächen im Vorfeld war es vor allem die Struktur und die Ausrichtung des Vereins, die den gebürtigen Frankfurter zu seinem neuen Arbeitsfeld bewegten.

»Durchziehen oder sofort aufhören«

Damit beerbt Cirrincione den scheidenden Jörg Loutchan, der sein Amt in einem intensiven und sachlich geführten Gespräch mit Schmidt zur Verfügung stellte. Loutchan bleibt dem FCNA aber weiterhin als Trainer der A-Jugend des FCNA bis zum Saisonende erhalten. Diese Tätigkeit hatte er zusätzlich zum Training der 1. Mannschaft im Winter übernommen, als er bei den Youngstern die Trainernachfolge von Jonas Müller antrat. Er wird auch nach wie vor die bei der Jugend äußerst beliebten Fußballcamps auf dem Kunstrasenplatz des Vereins ausrichten.

Noch am Abend des 2. April - am Nachmittag hatte der FC Neu-Anspach sein Spiel in der Fußball-Gruppenliga Frankfurt West als Tabellenzweiter bei »Kellerkind« DJK Bad Homburg überraschend mit 1:2 (1:0) verloren - hatte Jörg Loutchan das Gespräch mit seinem Sportlichen Leiter, Martin Schmidt, gesucht. »Ich hatte so dieses spezielle Bauchgefühl, dass ich Teile der Mannschaft nicht mehr erreiche«, machte Loutchan aus seinem Herzen keine Mördergrube. »Es gab für mich zwei Optionen: Durchziehen und aussitzen oder sofort aufhören. Ich mache aber keine halben Sachen, deswegen kam mein Angebot an den FCNA. Wäre ich weiter im Amt, hätte ich Veränderungen vornehmen müssen, die sehr unbequemer Art gewesen wären. Dafür hätte ich dann die Rückendeckung des Vorstands benötigt.«

Daher stellte er in einem intensiven, aber sachlich geführten Gespräch mit Schmidt sein Amt zur Verfügung. Mit seinem Angebot wollte Loutchan »den Weg frei machen für neue Impulse«. So wird er in einer Erklärung seitens Stefan Dörschmidt, beim FCNA für Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung zuständig, zitiert. Und ferner heißt es da: »Wir bedanken uns bei Jörg für eine sehr gute und positive Zusammenarbeit und vier sehr erfolgreiche Jahre als Chefcoach des FC Neu-Anspach, was zur positiven Entwicklung der Mannschaft maßgeblich beigetragen hat. Seit der Vorbereitung auf die Rückrunde der laufenden Saison entwickelte sich das Verhältnis mit der Mannschaft als schwierig, was mit mehreren Faktoren wie mangelnde Trainingsbeteiligung, schlechte Stimmung und nicht zufriedenstellenden Ergebnissen zu tun hat. Wir sind der Meinung, dass der nötige Zug innerhalb der Mannschaft abhandengekommen ist und mussten insofern handeln.«

»Jörg hat hier super Arbeit gemacht

Zuletzt war der neue Trainer Salvatore Cirrincione als Trainer im Nachwuchsbereich des SC Hessen Dreieich, bei Germania Weilbach und Makkabi Frankfurt »am Ball«. Seine letzte Trainerstation bei den Senioren war der FC Kalbach. Dort arbeitete Cirrincione drei Jahre lang als Chefcoach in der Verbandsliga Süd, zuvor zwei für Spielzeiten als Kalbacher Co-Trainer unter Gültekin Cagritekin. Davor wiederum hatte er als Trainer bei TuS Nieder-Eschbach und der U23 der Spvgg. Oberrad gewirkt. Auch als aktiver Spieler war Cirrincione vorwiegend für den FC Kalbach im Einsatz, in Mittelfeld und Abwehr.

»Mich reizt die neue Aufgabe unheimlich«, gibt Cirrincione Einblicke in die Hintergründe, die ihn dazu bewogen haben, den vor dem Osterwochenende seitens des FC Neu-Anspach zu ihm entwickelten Kontakt zu realisieren. »Der Verein hat eine sehr erfolgreiche Historie. Wie man hier mit Jugend und zweiter Mannschaft umgeht, ist ein tolles Projekt und gefällt mir sehr«, sagt Cirrincione.« Die Eindrücke, die er aus der ersten Trainingseinheit am Dienstagabend gewinnen konnte, hätten sich für ihn »sehr, sehr gut angefühlt«. Er habe der Mannschaft gesagt, dass er »nichts Revolutionäres« vorhabe: »Jörg hat hier über Jahre eine super Arbeit geleistet und für eine tolle Struktur gesorgt. Ich werde daher vielleicht an kleinen Rädchen drehen - das Grundprinzip aber steht.«

Der scheidende Jörg Loutchan bleibt dem FCNA »weiter verbunden«, wie er gegenüber unserer Zeitung betont, »weil es ein wirklich guter Verein ist. Ich bin niemandem böse, dass mein Angebot angenommen wurde. Allerdings gehört zur ganzen Wahrheit auch, dass ich erst vor sieben Wochen meinen Vertrag beim FCNA verlängert hatte, dies aber von Vereinsseite her keinen Weg in die Öffentlichkeit fand. Ich wurde unterdessen von Spielern und auch anderen Vereinen gefragt, ob ich in Zukunft überhaupt noch beim FC Neu-Anspach bin.« Rückblickend behalte er »tolle Momente in Neu-Anspach« in Erinnerung: »Ich hinterlasse, auch wenn es zuletzt eine Delle gab, ein Spitzenteam, für das noch alles drin ist. Den Spielern ist nun allerdings jedes Alibi genommen.«

»Ich hätte wirklich sehr gerne mit Jörg weiter zusammengearbeitet«, sagt Martin Schmidt, Sportlicher Leiter und seit drei Jahren Trainer des Neu-Anspacher Kreisoberliga-Teams, »nachdem aber Jörg, mit dem ich mich stets montags über die Spiele vom Wochenende ausgetauscht habe, an jenem Sonntag die Initiative ergriff und das Gespräch dahingehend eröffnet hatte, geriet für mich natürlich die Frage ›Wie soll und wie kann es nun bei uns im Verein weitergehen?‹ schnell über allem anderem in den Vordergrund.« Schließlich einigten sich Schmidt und Loutchan darauf, eine neue Lösung für die Trainingsleitung der 1. Mannschaft zu suchen.

Salvatore Cirrincione freut sich, seinen Vorgänger weiterhin als A-Jugend-Trainer im Verein zu wissen. »Dass Jörg bei uns bleibt, ist wie ein Extrabonbon für den FCNA. Denn die Arbeit, die Jörg hier geleistet hat, verdient allerhöchste Anerkennung. Vor ihm ziehe ich absolut den Hut.« Schon am Dienstag, bei seiner ersten Trainingseinheit, seien ihm, Cirrincione, »jedoch ein paar Strömungen innerhalb der Mannschaft aufgefallen - das ist aber ganz normal.« Jetzt komme es für ihn primär darauf an, »diejenigen Spieler, die Jörg künftig zu vermissen, und die diejenigen, die sich durch den Trainerwechsel neue Chancen erhoffen, zusammenzubringen. Da muss ich die goldene Mitte finden.«

Große Chance

Angesichts von nur einem Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Sportfreunde Friedrichsdorf (der allerdings noch eine Partie mehr auszutragen hat) und der Tatsache, dass man laut Martin Schmidt bereits »drei Neuzugänge für 2023/24 fix« habe, weiß Cirrincione zwar um die große Chance, die sich dem FCNA bietet, den Aufstieg in die Verbandsliga Süd zu packen. Dieser stehe für ihn selbst indes »überhaupt nicht im Vordergrund - vielmehr geht es für mich darum, beim FCNA Spaß zu haben. Den habe ich aber nur, wenn auch meine Spieler Spaß haben. Druck, unbedingt aufsteigen zu wollen, machen wir uns keinen. Den Druck haben die Sportfreunde. Wir würden uns aber natürlich nicht dagegen sträuben, aufzusteigen. Klappt es am Ende für uns jedoch nicht, würden wir vor lauter Enttäuschung auch keinen Salto rückwärts machen.«

DIRK ORTMANN UND WOLFGANG BARDONG

UASPOLSPORT13-B_141917_1_4c_1
Spendet keinen Applaus mehr vom FCNA-Seitenrand: Jörg Loutchan. © Gerhard Strohmann

Auch interessant