Gelungene Generalprobe

Hochtaunuskreis (kie). Zufriedene Gesichter bei Vanessa Grimm und ihrem langjährigen Trainer Philipp Schlesinger: Soeben hatte das eingespielte Team das »Lotto Deich-Meeting« in Neuwied erfolgreich hinter sich gebracht. Coach Schlesinger zusammen mit dem Bundestrainer Frank Müller hinter der Bande, Vanessa Grimm als Athletin auf dem Platz.
Und die legte gut los. Mit 14,07 Sekunden über die 100 Meter Hürden war die Siebenkämpferin vom Königsteiner LV schneller unterwegs als bei ihrem Saisoneinstieg 2022. »Hinten raus hat es sich ein wenig gezogen, war aber absolut o. k. Ich benötige immer ein, zwei Wettkampfrennen, um richtig reinzukommen. Zudem war es mein erster Hürdenlauf seit ziemlich genau einem Jahr«, berichtet Grimm von der Auftakt-Disziplin im Neuwied-Stadion.
Rückblick: Vor knapp einem Jahr stellte die KLVlerin beim internationalen Mehrkampf-Meeting in Götzis (AUT) mit 6323 Punkten eine neue Persönliche Bestmarke auf. Damit beendete sie die Saison als beste deutsche Siebenkämpferin vor Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen/6273 Pkt.) und Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt/6223 Pkt.). Einen Monat später folgte dann das große Malheur. In der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften in Eugene (USA) zog sich Grimm beim Speerwerfen einen Teilanriss des Kreuzbandes zu. Eine weitere Steigerung der persönlichen Bestleistung sowie die sicheren Einsätze bei der WM sowie der Heim-EM in München waren damit vom Tisch.
Zurück zum »Deich-Meeting«. Nach dem guten Einstieg über die Hürden wartete der Hochsprung. Grimm stieg bei 1,60 Metern und meisterte diese sowie die drei weiteren Höhen jeweils im ersten Versuch. Somit gingen 1,72 Meter in die Wertung ein. »Das hat alles gepasst. Die Sprünge haben sich gut angefühlt. Das gibt Vertrauen, dass weitere Höhen sicher drin sind. In Rücksprache mit meinem Trainer habe ich das Singen dann beendet«, fasst die Olympia-Teilnehmerin von Tokio ihre zweite Disziplin zusammen. »Die Sprünge waren alle sauber und technisch o. k. Heute war es nicht relevant, ob noch ein, zwei Höhen mehr geklappt hätten. Wir haben gesehen, dass wir auf den richtigen Weg sind«, bestätigt Coach Schlesinger.
Dann folgte das Speerwerfen. Also jene Disziplin, in der sich die Bundeskaderathletin am 25. Juni in Gelnhausen so schwer verletzte. »Das ist natürlich irgendwie im Hinterkopf noch immer leicht präsent, aber ich habe keine besondere Angst vor dem Speerwerfen. Die ersten Würfe absolviert man einfach etwas vorsichtiger«, bringt Grimm diese Disziplin auf den Punkt und kratzte nach drei gültigen Würfen mit 39,45 Metern an der 40er Marke. »Aktuell wirft Vanessa noch aus einem langsamen Anlauf, den wir im Laufe der Saison weiterentwickeln werden. Im Speerwerfen entspricht ein Meter ungefähr 20 Punkten. Im Vergleich zu ihrer Mehrkampf-Bestmarke würde Vanessa mit einem Wurf um die 40 Meter ungefähr 60 Zähler verlieren. Das liegt bei unseren Planungen im Limit«, relativiert der erfahrene Coach die Weiten mit dem Speer.
Nachdem die KLVlerin drei Disziplinen im Wettkampf-Modus durchgezogen und die Belastung-Steuerung ohne Probleme funktioniert hatte, verzichtete das Duo Schlesinger-Grimm auf die abschließenden 150 Meter. Das Fazit vom Deichmeeting laute somit: Das Knie hält und ist wieder belastbar. Jetzt folgt noch am Donnerstag ein Weitsprung-Test (außer Konkurrenz) bei den Deutschen Hochschul-Meisterschaften in Darmstadt. Dann geht es auch schon zum internationalen »Hypobank-Meeting« nach Götzis.
An die Veranstaltung am Vorarlberg hat Grimm beste Erinnerungen. »Ich habe nichts zu verlieren. Das Training stimmt und ich befinde mich auf einem guten Niveau«, so die zuversichtliche Polizei-Beamtin.