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Hauptziel lautet: »Zurück zu den Kickers«

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Offenbach Joachim Wagner ist der starke Mann beim Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach. Der OFC sei jedoch keine One-Man-Show, betont der Präsident und Aufsichtsratschef. Im Interview spricht er über gemeinsame Entscheidungen und Ziele, die jüngsten Personalwechsel sowie die Rückbesinnung auf das, was den Verein von je her ausgemacht hat,

Der OFC hat die Punktrunde auf Platz drei beendet und den Hessenpokal gewonnen. Wie fällt Ihr Saisonfazit aus?

Gemischt. Wir freuen uns natürlich sehr über den Pokalsieg. Das ist nicht nur finanziell wichtig, sondern tut auch der Kickers-Seele gut. Aber leider nagt an uns doch recht schwer, dass wir den Aufstieg dieses Jahr wieder knapp verpasst haben.

Was hat Sie an der Saison am meisten erfreut bzw. enttäuscht?

Interessanterweise waren es zwei Spiele gegen Steinbach, die die größten Emotionen bei mir ausgelöst haben. Das positive Highlight war natürlich der Sieg im Hessenpokal gegen Steinbach. Und die größte Enttäuschung spürte ich nach der Niederlage in Steinbach, als endgültig klar wurde, dass wir den Aufstieg verpasst haben. Wobei rückblickend klar ist, dass der Aufstieg nicht an diesem Spieltag verspielt wurde, sondern in den ersten drei Begegnungen nach der Winterpause.

Hatte Geschäftsführer Thomas Sobotzik letztlich zu viel Macht? Haben die Kontrollmechanismen nicht funktioniert?

Ich habe in der Pressekonferenz die Beweggründe für unsere Trennung von Thomas Sobotzik erläutert. Es gab mehrere Faktoren, die uns zu diesem Schritt bewogen haben. Und die Entscheidung wurde einstimmig in allen Gremien getroffen.

Der OFC wurde aufgrund der vielen Querelen mit dem Verband und einzelnen Vereinen hinter vorgehaltener Hand als »Unsympath der Liga« bezeichnet. Wie sehr hat das Image des Clubs zuletzt gelitten?

Das ist ein Thema, das wir intern auch diskutiert haben. Grundsätzlich bin ich sehr dafür, dass wir uns für unsere Rechte und Interessen einsetzen. Und es waren manche Entscheidungen, beziehungsweise Vorgehensweisen, aus unserer Sicht nicht immer klar nachvollziehbar. Allerdings muss so ein Diskurs immer respektvoll und fair ablaufen. Es macht auch keinen Sinn, jeden Konflikt öffentlichkeitswirksam zu führen.

In Matthias Georg haben Sie einen neuen Geschäftsführer geholt, der in der Liga über hohes Ansehen verfügt. Was erhoffen Sie sich von Ihm?

Matthias Georg hat in der Tat einen sehr guten Ruf und wir freuen uns sehr, dass wir ihn überzeugen konnten, nach Offenbach zu kommen. Er hat in Steinbach gezeigt, dass er nicht nur am kurzfristigen sportlichen Erfolg interessiert ist, sondern auch langfristig, strategisch arbeiten kann. Das beinhaltet, dass wir die vorhandenen Kompetenzen und Ressourcen im Verein und Umfeld besser nutzen. Auch der Kontakt zu den Fans und Sponsoren muss intensiviert werden. Und wir müssen uns in der Öffentlichkeit mehr auf unsere traditionellen Werte berufen: Wir sind ein ehrlicher, traditioneller Arbeiterverein ohne Allüren und Schnickschnack. So müssen wir öffentlich auch wahrgenommen werden.

In Steinbach war Georg für die Bereiche Finanzen und Sport verantwortlich. Welche Bereiche wird er beim OFC abdecken?

Er wird als alleiniger Geschäftsführer beide Bereiche verantworten. Aber wiederum ist es uns dabei sehr wichtig, dass wir alle Ressourcen im Verein mobilisieren. Im sportlichen Bereich ist es ganz klar unser Ziel, dass die Verzahnung mit dem Leistungszentrum enger wird. Dadurch wollen wir unseren Jugendspielern verstärkt eine Chance geben, sich bei uns weiterzuentwickeln. Dazu passt auch die Wiederkehr der zweiten Mannschaft zur kommenden Saison,.

In Angelo Barletta und Sreto Ristic hatte der OFC zuletzt auf relativ unerfahrene Trainer gesetzt. Wird Erfahrung bei der Wahl den künftigen Chefcoaches ein besonderes Kriterium sein?

Die Trainersuche ist Hauptaufgabe des neuen Geschäftsführers. Wir legen nur - in Absprache mit ihm - strategische Ziele fest. Vielleicht könnten wir das Hauptziel unter dem Motto »Zurück zu den Kickers« zusammenfassen. Ich bin keiner, der die Historie unkritisch glorifiziert. Und wir wissen ganz genau, dass wir mit der Zeit gehen müssen. Aber wir müssen dazu stehen, wo wir herkommen, was wir sind, und was uns alle gemeinsam verbindet. Dann sind wir authentisch und letztendlich auch dann erst erfolgreich. Auf das Sportliche bezogen bedeutet es, dass wir den Fußball spielen müssen, der zu uns passt. Gradlinig - mit viel Tempo und Leidenschaft.

Wie sehr lindert der Hessenpokalsieg die Enttäuschung über den verpassten Aufstieg?

Von der Reihenfolge und Dramaturgie her war es ganz gut, dass das Pokalfinale unser letztes Saisonspiel war. Insofern konnten wir alle mit einem positiven Erlebnis die Saison abschließen. Aber das große Ziel ist und bleibt der Aufstieg in die 3 Liga.

Der Aufstieg ist das Ziel der nächsten Saison. War es rückblickend ein Fehler, dies nicht bereits vor bzw. während der vergangenen Runde klar nach außen kommuniziert zu haben?

Ich habe in meinem Leben gelernt, Entscheidungen der Vergangenheit zu reflektieren, aber nicht aus dem aktuellen Blickwinkel zu bewerten. Daher tue ich das auch heute nicht. Wir gehen jetzt gemeinsam mit vollem Elan die neue Saison an. Und eins kann ich allen Fans und Sponsoren versprechen: Wir werden alles daran setzen, eine schlagkräftige Truppe - sowohl auf als auch außerhalb des Feldes - zusammenzustellen, die unsere Stadt, Region, Fans und Sponsoren würdig vertreten wird. Wir werden keine Minute ruhen, bis wir unser großes gemeinsames Ziel erreicht haben.

Das Gespräch führte Christian Düncher.

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