1. Startseite
  2. Sport
  3. Lokalsport

Hochtaunus-Ligen - alles andere als langweilig

Erstellt:

uaspor_1610_FCNA1_171022_4c
Stephan Damm (Mitte) führt mit dem FC Neu-Anspach die Tabelle der Fußball-Gruppenliga Frankfurt West an. © Gerhard Strohmann

So spannend wie lange nicht mehr: Diese Spielzeit hat in den heimischen Ligen viel zu bieten. Eine Bestandsaufnahme.

Hochtaunus . Eigentlich weiß man gar nicht so genau, wo man nun den Strich ziehen soll. Noch tanzt mit Union Berlin ein krasser Außenseiter den üblichen Verdächtigen in der Fußball-Bundesliga auf der Nase herum. Etwas mehr als ein Drittel der Saison ist gespielt (12 von 34 Partien), und die »Eisernen« aus Köpenick führen weiterhin das Klassement an.

Mit ihren 26 Punkten halten die Unioner um den surinamischen Torjäger Sheraldo Becker »Abonnementmeister« Bayern München (25), den SC Freiburg (24) und Borussia Dortmund (22) in Schach. Ob man dann schon besagten Strich, was die Titelanwärter angeht, ziehen will, oder noch Eintracht Frankfurt (20) und RB Leipzig (19) mit ins Boot nimmt? Das ist Geschmackssache.

Eine »enge Kiste« bietet sich dem Betrachter auch im Tabellenkeller. Bayer Leverkusen (9 Punkte), VfL Bochum (7) und Schalke 04 (6) drängeln sich beim Sprung auf den rettenden 15. Platz.

Spannung oben wie unten. Kein einsamer Überflieger und kein hoffnungsloser Punktelieferant sind auszumachen. Und diese Zwischenbilanz lässt sich auf die drei höchsten heimischen Spielklassen mit Taunus-Beteiligung ziehen.

Gruppenliga Frankfurt West: Nicht nur der Schreiber dieser Zeilen hatte vor dem Saisonauftakt in der Gruppenliga Frankfurt West einen klaren Meister prognostiziert: die Sportfreunde Friedrichsdorf. Allenthalben wurden und werden sie auch trotz ihrer jetzt erfolgten ersten Saisonniederlage (1:2 bei der Spvgg. Fechenheim) nach wie vor als Topfavorit bezeichnet. Nochmals personell aufgerüstet gegenüber der Vorsaison, als selbst 92 eingespielte Punkte nicht zur Meisterschaft reichten (der SC Dortelweil stieg mit 95 Zählern in die Verbandsliga Süd auf), scheint heuer für viele ein Titelgewinn für das Team von Alexandros Theodosiadis (»Wir wollen aufsteigen - nichts anderes zählt«) so sicher wie das Amen in der Kirche.

Doch was zeigt die Tabelle nach 15 von 32 Spieltagen an? Ganz oben stehen andere. Der FC Neu-Anspach und mit dem FC Kalbach ein kesser Neuling halten mit je 33 Punkten die Gruppenliga in Atem - und die Sportfreunde (31 Zähler) leicht auf Distanz. Für den Türk. SV Bad Nauheim (26) als Viertplatziertem scheint dagegen das Tempo, das die »großen drei« vorgelegt haben, zu hoch zum Mithalten zu sein. Ergo: Es sieht derzeit nach einem Dreikampf aus um Titel, Vizemeisterschaft (die zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde verhilft) und Rang drei, der am Ende der Runde lange Gesichter mit sich bringt.

Das verspricht also schon einmal mehr Spannung als im vergangenen Jahr, als außer Dortelweil und den Sportfreunden kein dritter Titelanwärter in Sicht war. Der SKV Beienheim (75 Punkte) und FC Neu-Anspach (71) lagen am Ende um Längen abgeschlagen auf Platz drei und vier. Die zu zwei Dritteln ausgespielte Saison 2019/20 verlief bis zu ihrem Abbruch in der oberen Tabellenhälfte sogar eindimensional. Die Spvgg. Oberrad hatte schon acht Punkte Vorsprung.

Vor der Pandemie herrschte in der Gruppenliga an der Tabellenspitze ebenfalls schon frühzeitig gähnende Langeweile. Am Ende setzte sich der SV der Bosnier mit 76 Punkten vor der FG Seckbach (72.) durch. Der beste Taunus-Vertreter war mit dem FSV Friedrichsdorf (51) als Fünfter meilenweit von der Spitze entfernt.

Tagesform als Sprungbrett

Zurück ins Jetzt und Heute: Zwischen Rang vier und dem ersten Abstiegsplatz (13./Usinger TSG) liegen derzeit zwar elf Punkte - und doch schlagen die dort angesiedelten Clubs Woche für Woche Kapriolen. Immer ist alles drin. Wie sagt doch FSV Friedrichsdorfs Trainer Metin Yildiz: »Die Tagesform wird in dieser Saison eine noch größere Rolle als in den zurückliegenden Runden spielen. Wer kann auf alle Spieler zurückgreifen, wem fehlt sein Knipser, wer hat einen Rotsünder zu ersetzen und wer muss mangels Alternativen angeschlagene und nur halbwegs genesene Spieler ins Gefecht schicken - all diese Fragen entscheiden in der Gruppenliga mehr Spiele denn je.« Recht hat der Mann. Spieltag für Spieltag werden Belege geliefert.

Der Kampf gegen den Abstieg aus der Gruppenliga dürfte sich im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls prickelnder entwickeln. Damals stand der zurückgezogene SV Steinfurth frühzeitig als erster Absteiger fest. Und mit dem SV Gronau (22 Punkte), Olympia Fauerbach (23) und der SG Westend Frankfurt (27) mussten sich drei weitere spätere »Abgänger« schon im Winter mit dem Fahrstuhl nach unten befassen. Bis es dann auch die TSG Niederrad (33) und den TSV Vatanspor (38) erwischte, der sich bis kurz vor dem Zielstrich ein packendes Fernduell mit der DJK Bad Homburg (42) lieferte - und es verlor.

Taunus-Vertreter im Abstiegskampf

Ein Zweikampf da unten auch in dieser Spielzeit? Nein. Wer sich die aktuelle Gruppenliga-Tabelle zu Gemüte führt, sieht, dass sich gleich vier Taunusclubs kräftig auf die Hinterbeine stellen müssen. Angefangen beim 1. FC-TSG Königstein, der mit 15 Punkten Relegationsplatz 12 einnimmt, über die Usinger TSG (15) sowie vor allem DJK Bad Homburg (9) und die SG Ober-Erlenbach (8).

Zuletzt waren 2018/19 viele Taunus-Vereine in den Abstiegskampf involviert: Der FC Oberstedten (25 Punkte) und TuS Merzhausen (38) verfehlten das Klassenziel, der 1. FC-TSG Königstein (43), FC Neu-Neu-Anspach (41) und DJK Bad Homburg (39) retteten sich. Der 1. FC-TSG Königstein wollte in dieser Runde eigentlich oben angreifen.

»Wir spielen einfach zu häufig unentschieden, außerdem belohnen wir uns in vielen Spielen nicht für den großen Aufwand, den wir betreiben«, weiß Königsteins Trainer Till Sommerfeld, wo bei seiner jungen Mannschaft der Schuh drückt. Bei der Usinger TSG machten sich des Öfteren Probleme in der Defensive bemerkbar. Diese ketten das Team um seine spielenden Trainer Tim Tilger und Pascal Bretschneider seit geraumer Zeit an eine zweistellige Platzziffer. Zudem bekam man jetzt noch eins vom FC Karben ausgewischt, wie Tilger erkennen musste: »Aufgrund von vielen verletzungsbedingten Ausfällen sowie neuerlichen Corona- und Grippe-Fällen in unserem Team wollten wir die Partie in Karben verlegen. Der Gegner hatte zunächst auch vorsichtige Zustimmung signalisiert. Bis sich diese dann aber zerschlug - und wir die drei Punkte los waren.«

Optisch zumindest ebenbürtig, aber kein Vollstrecker: Das Problem - anfänglich noch gepaart mit vielen Ausfällen - trägt DJK-Trainer Gennaro Grazioso seit Saisonbeginn mit sich herum. Bei der SG Ober-Erlenbach ist das Problem dagegen eher hausgemacht: Für die abgegebenen Offensivstrategen Niklas Kraus (zum FV Bad Vilbel) und Adrian Matuschewski (trainiert die 1b) konnte kein adäquater Ersatz aufgetrieben werden. An diesem Fakt hatte sich der kürzlich zurückgetretene SGO-Aufstiegstrainer Ramzi Kallel die Zähne ausgebissen (»Uns fehlt die Durchschlagskraft, vielleicht ist die Gruppenliga ja eine Nummer zu groß für uns«).

Vier Verfolger machen Dampf

Kreisoberliga Hochtaunus: Dichtes Gedränge prägt auch das aktuelle Bild in der Kreisoberliga. Der FC Oberstedten thront zwar seit Rundenstart an der Spitze und gedenkt diese laut Trainer Leo Caic (»Dort wollen wir auch bis zum Saisonende bleiben«) nicht mehr zu räumen - mit ihren 26 Punkten spüren die Stedter nach elf von 26 Spielen aber den Atem von mehreren »Jägern« im Nacken: Teutonia Köppern (23), Neuling 1. FC Oberursel (23), SpVgg Bad Homburg (22) sowie nun auch die SG Wehrheim/Pfaffenwiesbach (20). »Meine junge Mannschaft entwickelt sich von Jahr zu Jahr immer weiter und wird zusehends besser. Mal sehen, was geht«, blickte Bad Homburgs Trainer Ralf Haub schon vor dem ersten Doppelpass der Saison zuversichtlich nach vorne - vielleicht ja ganz nach vorne?

In der KOL 2021/22 sah das auf den besten Plätzen der Liga noch ganz anders aus. Meister SG Ober-Erlenbach (79 Punkte), Vize Teutonia Köppern schon mit respektvollem Rückstand (71) - und dann lange nichts, bis zum FC Oberstedten (55) als dritter Kraft. Auch in der Abbruchsaison 2019/20 führte der FV Stierstadt (53) nach zwei Dritteln der Spiele das Klassement vor Teutonia Köppern (40) unangefochten deutlich an.

Zuletzt war der Titelkampf 2018/19 relativ lange offen geblieben. Am Ende angelten sich die Sportfreunde mit 63 Punkten den Titel - Ober-Erlenbach (59), der jetzige A-Ligist EFC Kronberg (55) und die Köpperner Teutonen (54) hatten Paroli geboten.

Was den aktuellen Abstiegskampf in der KOL angeht, macht Gruppenliga-Absteiger TSV Vatanspor Bad Homburg eine traurige Figur. Elf Spiele, elf Niederlagen - und doch bemüht sich Sportchef Muhammet Yilmaz unentwegt mit sich anbahnenden Neuzugängen in der Winterpause Zuversicht zu verbreiten. Für sich selbst und die Mannschaft. Wenn auch die »Vordermänner« FC Weißkirchen (mit 7 Punkten auf dem ersten Abstiegsplatz), SGK Bad Homburg (9/Relegationsrang), Eintracht Oberursel (11) und Sportfreunde Friedrichsdorf II (12) schon enteilt sind.

2021/22 standen die DJK Bad Homburg II (13 Punkte) und Usinger TSG II (20) bereits frühzeitig als Absteiger zur A-Liga fest. Und trotzdem versprach der Spannungsstecker bis zur letzten Saisonminute »Saft« in der Leitung - bis beim Saisonfinale schließlich der SV Seulberg (31) noch hinter den EFC Kronberg (ebenfalls 31) auf den ersten Abstiegsplatz stürzte. Kronberg erwischte es dann aber wenige Tage später in der Relegation auch.

Halbe Liga im Aufstiegsfieber

Kreisliga A Hochtaunus: In der Kreisliga A ist derzeit ebenfalls kein echter »Überflieger« auszumachen. Wie ausgeglichen die Spielklasse heuer vielmehr besetzt ist, wird nicht zuletzt damit belegt, dass Spitzenreiter FSV Steinbach (21 Punkte) jüngst bei Schlusslicht DJK Bad Homburg II mit 0:2 baden ging und Verfolger SG Westerfeld (20) bei »Kellerkind« SG Wehrheim/Pfaffenwiesbach II gar mit 0:4 düpiert wurde. Zur Freude der herangerückten Verfolgerschar um den TV Burgholzhausen (20), FSV Friedrichsdorf II (19), SV Seulberg (17), EFC Kronberg (16) und FV Stierstadt II (15). Fußballfan, was willst du mehr? Mehr als die halbe Liga darf auf zwei Direktaufstiegsplätze und Relegationsrang drei spekulieren.

Das Titelrennen der vergangenen A-Liga-Saison hatte sich auf das Fernduell 1. FC Oberursel/FC Mammolshain kapriziert. Sie beendeten die Runde mit je 62 Zählern und reichlich Abstand zur SG Westerfeld (52). Letztlich rückten beide in die KOL auf.

In der Abbruchsaison 2019/20 waren im Aufstiegsrennen die Rollen klar verteilt. Die Sportfreunde Friedrichsdorf II (39 Punkte/aus 16 Spielen) und die Usinger TSG II (25/14) durften schließlich hoch, der FC Mammolshain (32/15) verzichtete.

2018/19 war die SG Eschbach/Wernborn mit 77 Punkten ein souveräner A-Liga-Meister. Den zweiten Direktaufstiegsplatz krallte sich die SG Oberhöchstadt (69) und schickte die SGE Feldberg (68) ins Aufstiegsspiel.

Zum Abstiegskampf der aktuellen A-Liga-Saison: Zwischen Rang acht (SGE Feldberg/12 Punkte) und Schlusslicht Usinger TSG II (7) liegen gerade einmal fünf Pünktchen, die sechs Clubs voneinander trennen. Das verspricht ähnlich nervenaufreibend zu werden, wie 2021/22, als neben der abgeschlagenen SG Hundstadt (16 Punkte) mit der SG Eschbach/Wernborn II (28), SG Ober-Erlenbach II (27) und Teutonia Köppern II (25) ein Trio bis zum bitteren Ende ums Drinbleiben fightete, letztlich aber geschlossen den Weg in die B-Liga antreten musste. WOLFGANG BARDONG

uaspor_1610_KOL3_171022_4c
Muhammed-Enes Baltaci und die SG Wehrheim/Pfaffenwiesbach sind aktuell auf Rang fünf bestes Kreisoberliga-Team aus dem Usinger Land. © Gerhard Strohmann
uaspor_1610_ALIGA4_17102_4c_2
Marco Weber und die SG Westerfeld mischen in der Kreisliga A Hochtaunus wieder kräftig im Rennen um den Aufstieg mit. © Gerhard Strohmann

Auch interessant