Kein Playbook gegen Mappes-Show
Wetzlar (pie). Vier Spiele - vier Niederlagen. Fünf Mannschaften in der Handball-Bundesliga teilen dieses Schicksal - mittendrin die der HSG Wetzlar. Nach der 29:30 (16:15)-Niederlage gegen Aufsteiger VfL Gummersbach und Platz 16 in der Tabelle herrscht auf der Platte und in der Buderus-Arena Kopfschütteln.
Kraftlos klatschend, begaben sich die Wetzlarer Spieler auf die Abschlussrunde am Publikum vorbei - und vernahmen vereinzelt lange nicht mehr gehörte und gekannte Pfiffe in der Buderus-Arena.
Zuvor hatten die Grün-Weißen mehrmals die Chance vertan, Gummersbach in die Schranken zu weisen. Doch die eigenen technischen Fehler verhinderten eine höhere als die zwischenzeitliche Drei-Tore-Führung (26:23, 48.). Gerade in der Crunchtime aber fehlte der HSG einer wie Dominik Mappes, einer, der die Verantwortung übernimmt. Mappes hat es getan, für den VfL. Er hat das Spiel geleitet, die Mannschaft durch ein enges und teilweise hektisches Spiel geführt. Mappes, der Mittelhesse, hat dafür gesorgt, dass das Spiel Struktur bekam und zusätzlich mit seinen insgesamt zehn Toren einen großen Beitrag zum Gummersbacher Ein-Tore-Erfolg beigetragen. Diese Mappes-Show stand nicht im Wetzlarer Playbook.
Der HSG fehlte dieser Spielgestalter, der unaufgeregt für Ordnung sorgt und selbst Akzente setzt. Magnus Fredriksen ist momentan ein Schatten seiner selbst im Vergleich zu den letzten beiden Jahren. Die Mannschaft scheint sich von der Verunsicherung Fredriksens anstecken zu lassen. Jonas Schelker spielt sein erstes Jahr in der Bundesliga, mit seiner Hereinnahme kam etwas mehr Dampf ins Wetzlarer Spiel, etwas mehr Zug in die Tiefe der gegnerischen Abwehr. Wenigstens das.
In den ersten zehn Minuten schien die HSG Wetzlar noch gar nicht richtig in der Halle angekommen. Etliche Fehlwürfe und technische Fehler gepaart mit einer löchrigen Abwehr brachten die HSG mit 1:4 ins Hintertreffen. Dennoch arbeitete sich die HSG heran und so traf Adam Nyfjäll in der 23. Minute zum 12:12-Ausgleich. Mit dem einzigen Treffer in der ersten Welle, von der zweiten war während der gesamten Partie nichts zu sehen. Schelker sorgte drei Minuten später für die erste Wetzlarer Führung zum 14:13 (26.); er war es auch, der mit einem fulminanten Schlagwurf mit dem Halbzeitpfiff zum 16:15 traf.
In der zweiten Hälfte schienen die Rubin und Co. besser in die Partie zu kommen. Wetzlar blieb trotz aller Unzulänglichkeiten am Drücker und bis zum 27:26 (50.) in Führung. Zwischendurch wäre durchaus die Vier-Tore-Führung möglich gewesen, doch die Wetzlarer standen sich mit ihren technischen Fehlern, Fehlabgaben, Schrittfehlern und Offensivfouls selbst im Weg. So kam Gummersbach immer wieder bis auf ein Tor heran und Mappes sorgte mit dem 27:27 sieben Minuten vor Schluss wieder für den Gleichstand.
Lars Weissgerber übernahm Verantwortung bei den beiden folgenden Siebenmetern, die er zur 29:27-Führung (57.) in die Maschen warf. Doch so schnell wie Gummersbach wieder im Angriff war und ruckzuck den Ausgleich erzielte, konnte Wetzlar kaum gucken. Der VfL und vor allem Mappes war in den entscheidenden Phasen schneller. Schneller im Kopf und letztlich auch auf den Beinen. Die HSG spielte ihren vorletzten Angriff, wie so oft, mit viel Seitwärtsbewegung vor sich hin. Gummersbachs Abwehr schob den Wetzlarer Rückraum weit vom Tor weg. Im folgerichtigen Zeitspiel fand Wetzlar erneut keine Lösung und so musste ein Freiwurf her, den Lipovina krachend an die Latte knallte. Im Gegenzug traf Julian Köster zum 30:29-Siegtreffer für den VfL.