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Kunststück eines Trios

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Hochtaunuskreis (kie). Das gab es noch nie in der heimischen Leichtathletik-Szene. Gleich drei Nachwuchs-Asse eines Vereins qualifizierten sich für eine Weltmeisterschaft - und dann auch noch in einer Disziplin. Dieses Kunststück gelang Finn Kohlenbach, Okai Charles und Lasse Schmitt, die alle das Trikot des Königsteiner LV tragen. Das Trio aus der Burgstadt geht nun bei den Titelkämpfen der Altersklasse U20 im kolumbianischen Cali (1.

bis 6. August) an den Start und vertritt dort die deutschen Farben in der Langsprint-Staffel.

Ein Leichtathletik-Neuling ist Finn Kohlenbach, der erst seit rund zwei Jahren in der Olympischen Kernsportart aktiv ist. Zuvor jagte er als Kicker dem runden hinterher und gehörte als Wide-Receiver noch dem Jugend Team der Bad Homburg Sentinels an. American Football betreibt der 18-Jährige parallel zur Leichtathletik. Nicht unbedingt zur Freude seines Trainers Robert Schieferer, der gleich eine ganz Reihe Langsprinter und Langhürdler verschiedener Vereine unter seinen Fittichen hat. Wäre Finn nicht die Weltmeisterschaft dazwischen gekommen, würde er mit seinen »Sentinels« am 31. Juni im DM-Viertelfinale gegen die Cologne Crocodiles auf dem Platz stehen. Doch der Reihe nach. Bereits im letzten Jahr hatte Kohlenbach mit diversen Medaillen (200 m, 400 m, Staffel) in der Halle und im Freien als Leichtathletik-Neuling auf sich aufmerksam gemacht. Erster Höhepunkt in der noch jungen Karriere war der vierte Platz auf der Stadionrunde bei den nationalen Titelkämpfen der U18 in Rostock. Am Ende der Saison, auf der Stadionrunde standen 49,62 Sekunden zu Buche, folgte wegen der konstant guten Leistungen die Berufung in den Bundeskader.

Trotz der Corona-Pandemie konnte der KLVler gut trainieren, ist bestens durch den Winter gekommen und hakte auch noch erfolgreich das Abitur ab. In den ersten Rennen der Saison fehlte noch ein wenig die Feinabstimmung. Bei der Bauhaus-Gala in Mannheim gelang mit 49,03 Sekunden eine solide Zeit.

Ein paar Tage später folgte dann beim Abend-Meeting in Pfungstadt die Steigerung auf 48,92 Sekunden. Beides jedoch Zeiten, die den ehrgeizigen KLVler nicht zufrieden stellten. »Ich bin beide Male zu langsam angegangen, das holt man dann auf der zweiten Hälfte nicht mehr ein«, erinnert sich der Langsprinter. Der große Knaller folgte dann bei der Jugend-DM im Ulm. Gleich im Vorlauf gab Kohlenbach, mittlerweile in seinem ersten U20-Jahr, mächtig Gas und drückte seine Bestzeit um knapp 1,5 Sekunden (!) auf phantastische 47,60 Sekunden. Damit ging es ins Finale, wo der Königsteiner als Vierter mit 47,65 Sekunden seine Leistung eindrucksvoll bestätigte. »Nach dem Vorlauf hatte ich schon ein gutes Gefühl. Nach dem Finale war ich mir ziemlich sicher, dass es mit dem WM-Start etwas werden könnte«, erinnerte sich der Abiturient. So kam es dann auch. Noch in Ulm folgte die Einkleidung mit einer kompletten Ausrüstung. Vom Koffer, über die Winterjacke, Trainingsanzüge, Shirts, Trikots, Sweatshirts bis zu Regenbekleidung und Rucksack - versehen mit »Germany« Aufdruck - war alles dabei.

Bereits am gestrigen Freitag flog die komplette Mannschaft von Frankfurt nach Florida. Von dort ging es weiter nach Tampa Bay. Auf dem weitläufigen Areal der IMG-Academy hat der DLV sein »Pre Camp« aufgeschlagen, in dem bis zum WM-Start die finale Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften durchgeführt wird.

Auf erfolgreiche Einsätze im Nationaltrikot kann Okai Charles zurückblicken. Letztes Jahr sicherte er als Schlussläufer der deutschen Staffel bei den U20 Europameisterschaften in Tallinn (EST) mit einem knallharten Endspurt der deutschen Mannschaft die Bronzemedaille über 4x400 Meter. Bei der DM in Ulm ging Charles, der auch über 800 Meter richtig gut ist, als Titelverteidiger auf der Stadionrunde an den Start. Mit einer erneuten Gold-Medaille klappte es aber nicht. Der KLVler wurde mit 47,45 Sekunden Dritter und blieb nur einen Tick über seinem Hausrekord von 47,30 Sekunden aus dem Vorjahr. In diese Bereiche und schneller soll es bald wieder gehen, doch Charles wurde durch eine langwierige Verletzung in der Vorbereitung ausgebremst und konnte fast sechs Monate keine Wettkämpfe bestreiten.

Seiner Premiere im National-Trikot blickt Lasse Schmitt entgegen. Der Dritte KLVler im Bunde ist eigentlich Spezialist über die 400 Meter Hürden. Auf seiner Spezialstrecke beendete Lasse die Titelkämpfe in Ulm als Fünfter. Mit hervorragenden 52,39 Sekunden verbesserte der Langhürdler die Kreisrekorde bei der U20 sowie bei den Männern und knackte auch locker die WM-Norm für Cali. Sein Pech ist jedoch, dass im Nachwuchsbereich vier weitere Jugendliche schneller waren. WM-Tickets in den Einzel-Disziplinen gibt es für die Top-Zwei. Da es Lasse aber auch über die »flachen« 400 Meter (47,98) kann, wurde er für die Mixed-Staffel über 4x400 Meter nominiert.

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