Nervenstark zur Goldmedaille

Hochtaunuskreis (kie). Ein ungültiger Weitsprung-Versuch zum Auftakt der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Ulm konnte den Top-Favoriten Oliver Koletzko (Wiesbadener LV) kaum aus der Ruhe bringen. Er ist routiniert genug, dass er jederzeit nachlegen kann, um ins Finale zu kommen. So kam es dann auch. Der U20er aus Schmitten flog mit seinem zweiten Versuch im Donaustadion auf starke 7,62 Meter, setzte sich damit an die Spitze des Feldes und legte im dritten Durchgang zum Ende des Vorkampfes gleich noch einmal 7,48 Meter nach.
Die beiden nächsten Versuche im Endkampf, beide leider ungültig, sprang »Oli« volles Risiko. Mit dem letzten Satz auf nochmals 7,62 Meter untermauerte der Bundeskaderathlet seine immer stabiler werdende Form und er verteidigte seinen DM-Titel von Rostock erfolgreich. Jetzt werden die Koffer gepackt, denn die jeweils beiden erstplatzierten Athleten von Ulm fliegen bei (zuvor) erfüllter Norm zu den Nachwuchsweltmeisterschaften (2. bis 7. August) nach Cali (Kolumbien). Für einen Start in Südamerika wurde vom Deutschen Leichtathletik Verband (DLV) eine Weite von 7,55 Metern verlangt. Die hatte der Schmittener im Vorfeld bereits zweimal erfolgreich abgehakt. Einmal mit 7,57 Metern beim Gewinn der Deutschen Vizemeisterschaft (Aktive) im Berliner Olympia-Stadion und dann nochmals mit 7,69 Metern beim Gewinn der Bauhaus-Gala in Mannheim.
Im Speerwerfen wollte Fynn Lenzner (TSG Wehrheim) nach ein paar Wettkämpfen im Bereich von 59 Metern endlich einmal eine »Sechs« vor dem Komma stehen haben. Nach drei Würfen im Vorkampf bedeuteten 59,05 Meter drei weitere Versuche im Finale. Hier gelang den Hessenkader-Athlet eine kleine Steigerung auf 59,52 Meter und Platz sieben. Die erhofften 60 Meter waren es zwar noch nicht, die Verbesserung des eigenen Kreisrekordes um 28 Zentimeter bedeuteten aber einen netten Trost.
Nach seinem tollen vierten Platz (wie berichtet) auf der Stadionrunde schnürte Finn Kohlenbach (Königsteiner LV) auch noch über die 200 Meter seine Spikes. Mit 21,97 Sekunden als Zweiter des dritten Vorlaufes war das Finale eingetütet. Hier wehte den Sprintern ein strammer Gegenwind von - 2,1 m/sec. entgegen. Umso höher sind die 21,89 Sekunden (5. Platz) zu bewerten, da der KLVler ja auch noch zwei harte 400 Meter Rennen in den Beinen hatte.
Ein richtiges Mammut-Programm mit gleich sechs Starts an dem DM-Wochenende absolvierte Team-Kollege Julian Rubel in der jüngeren U18. Nach der Silber-Medaille mit der Staffel (4x100 m) warteten auf den Burgstädter die 100 Meter. Nach 11,08 Sekunden in der ersten Runde folgten 10,84 Sekunden im Halbfinale. Das wäre eine neue Bestzeit (bisher 10,92 sec.) gewesen, wenn nicht der Rückwind mit unzulässigen +2,2 m/sec. zu stark geholfen hätte. Im Finale herrschte dann fast Windstille und Rubel lieferte als Siebter 11,03 Sekunden ab. Weiter ging es am letzten Tag der Titelkämpfe mit den 200 Metern. Nach 22,21 Sekunden im Vorlauf war das Finale leider »vom Winde verweht«. Julians 22,47 Sekunden und Platz fünf können sich bei einem Gegenwind von 22,47 Sekunden allemal sehen lassen.
Vom Königsteiner LV waren noch vier weitere Leichtathletik-Asse in Ulm im Einsatz. Langhürdler Lasse Schmitt (U20) hatte im Vorfeld der DM mit 52,39 Sekunden bereits die WM-Norm für Cali geknackt. Da diese Strecke aktuell in Deutschland mit gleich fünf Norm-Erfüllern sehr stark besetzt ist, war es eher unwahrscheinlich, zu den letztendlich nur zwei WM-Fahrern zu gehören.
Zum Auftakt brachten 53,98 Sekunden den Einzug ins Finale. Hier verbesserte sich Schmitt als Fünfter auf 52,61 Sekunden und blieb nur knapp über seinem Kreisrekord von 52,39 Sekunden. Dank seiner guten Leistungen über die flachen 400 Meter (47,98 sec.) ist der KLV-Athlet auch ein ganz heißer Anwärter auf einen Platz über 4x400 Meter im deutschen Mixed-Team bei der WM.
Alles richtig gemacht hat bei seiner DM-Premiere Louis Buschbeck. Vorläufe auf den Mittelstrecken haben bei einem taktischen Verlauf immer ein erhöhtes Risiko, dass man auf der Strecke bleibt. Kein Problem für den jungen Burgstädter, der zu jeder Zeit hellwach war und nach 1:58,21 Minuten das große »Q« für den direkten Einzug ins Finale sicher hatte.
Dort wurde dann etwas schneller gelaufen und Buschbeck sicherte sich mit einem starken Spurt auf der Zielgeraden in 1:57,90 Minuten den vierten Platz. Zum bronzenen Edelmetall fehlten am Ende nur winzige 0,06 Sekunden. Team- und Altersklassenkollege Niklas Steffens blieb bei den 1500 Meter mit 4:16,17 Minuten unter seinen Möglichkeiten und konnte nach dem Vorlauf die Spikes wegpacken.
Zehnkämpfer Markus Wagenleitner (auch KLV) war im Vorfeld auf den letzten Drücker auf den DM-Zug aufgesprungen, nachdem er wenige Tage vor Meldeschluss im Stabhochsprung 4,60 Meter gemeistert hatte.
In Ulm gelangen Wagenleitner jetzt nur 4,40 Meter und Wagenleitner teilte sich damit zusammen mit Jakob Legner (LAZ Zweibrücken) den sechsten Platz.
Sinnbildlich neben der Spur lief bei ihrer DM-Premiere Raphaella Zali. Die Hessenkader-Sprinterin war mit einer schönen Bestzeit von 25,39 Sekunden nach Ulm angereist. Mit nur 26,14 Sekunden kam die TSGlerin bei leichtem Gegenwind noch nicht einmal in den Bereich ihrer Bestmarke und schied aus.