Olaf Best sagt nach 21 Jahren »Auf Wiedersehen«

»Mister Fußball«, Olaf Best, langjähriger Funktionär der Usinger TSG, hat seinen Ausstieg aus dem operativen Fußballgeschäft für Sommer 2023 angekündigt. Im UA-Interview nennt er die Gründe.
Achim Kremsler, Spielausschussmitglied und in Personalunion mit Best gegenwärtig auch kommissarischer Leiter der UTSG-Fußballabteilung, bedauert den Abschied von Best und würdigt seinen Einsatz: »Sein Rücktritt tut mir sehr leid. Wir sind immer sehr gut ausgekommen. Olaf hat der Usinger TSG großartige Dienste in all den Jahren erwiesen. Er wird bleibende Spuren hinterlassen. Der Rücktritt von Olaf ist für den Verein ein unvorstellbarer Verlust. Die hinterlassene Lücke wird nur sehr schwer zeitnah zu schließen zu sein. Sein Ausscheiden ist höher einzustufen als der Rücktritt von Schütrumpf. Seine Erfahrungen in diesem Amt werden uns sehr fehlen, auch seine großartigen Kontakte zum Hessischen Fußballverband werden wir in dieser Form so schnell nicht wieder herstellen können.«
Der Olaf, wie er immer wieder liebevoll und mit großem Respekt von den Spielern genannt wird, ist ein Funktionär mit Herz, der ehrenamtlich zu jeder Tages- und Nachtzeit für die UTSG unterwegs ist und vor keiner Aufgabenstellung kapituliert. Der heute 53-jährige ist eben ein »Macher«, der anpackt, nicht lange fragt und immer nach dem Wohl der Usinger Fußballabteilung strebt. Für die UTSG ist sein Ausscheiden im kommenden Sommer ein herber Verlust. Doch gesundheitliche Gründe lassen wenig Spielraum für andere Überlegungen.
Aber trotzdem ist es nicht nur die Gesundheit, die ihn zu diesem Schritt veranlasst hat. Best ist auch etwas enttäuscht von der Einstellung einiger Spieler zu diesem Sport, die als Amateurfußballer behandelt werden wollen, aber nach der Saison am Verhandlungstisch als Nationalspieler auftreten würden. Nach der An-kündigung seines Rückzugs im Sommer 2023 hat der UA mit ihm über sein langjähriges Ehrenamt gesprochen, das mit sehr vielen Facetten versehen ist.
Wie sind Sie zu diesem Ehrenamt bei der Usinger TSG gekommen?
Als ich während der Saison 2003/2004 meine aktive Laufbahn beenden musste, hat mich der damalige Leiter Michael Scherer zu einem Essen im »Hotel zur Goldenen Sonne« eingeladen und mich nicht lange überreden müssen, ob ich denn nicht Lust hätte, im Spielausschuss mitzuwirken. Ich musste keine Sekunde überlegen und habe sofort zugesagt. Meinen ersten Einsatz hatte ich damals in einem Vorbereitungsspiel bei der SG Anspach, welches wir übrigens deutlich gewannen und mit dem letzten Saisonspiel im Juni 2023 gegen den FC Neu-Anspach schließt sich damit auch der Kreis.
Wie viele Jahre waren Sie für die Usinger TSG tätig?
Wenn ich meine aktive Laufbahn mit einrechne, dann reden wir von 21 Jahren.
Ziehen Sie sich ganz aus dem operativen Fußballgeschäft zurück?
Zum jetzigen Zeitpunkt muss ich das leider mit einem Ja beantworten.
Warum geben Sie jetzt das Ehrenamt auf?
Nachdem Ende 2016 bei mir Krebs festgestellt und ich im März 2017 erfolgreich operiert wurde, erkrankte ich Mitte 2019 an einer unheilbaren chronisch-entzündlichen Darmkrankheit. Seitdem hatte ich mehrere Krankenhausaufenthalte und wurde bereits mehrfach operiert. Aufgrund meines Gesundheitszustandes, habe ich sehr lange überlegt und ich muss die Reißleine ziehen, da die Gesundheit wohl das wichtigste Gut im Leben eines jeden Menschen ist.
Gibt es schon einen möglichen Nachfolger?
Einen Nachfolger gibt es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht und es ist auch keiner in Sichtweite. Zwar haben sich einige junge Spieler wie Jannik und René Sachs sowie Marc Scherer, Benito Gonzales-Torres, Florian Garth und Luka Birkenfeld bereiterklärt, im Vorstand beziehungsweise Spielausschuss mitzuwirken, aber so richtig Verantwortung möchte keiner übernehmen. Als ich 2004 bei der UTSG anfing, waren wir acht Mitglieder im Spielausschuss. In den folgenden Jahren wurde es aber immer schwieriger, Leute für das Ehrenamt zu begeistern. Aktuell sind wir mit Achim Kremsler, Clemens Konieczny, Heribert Sachs und meiner Wenigkeit noch vier Personen, die im Spielausschuss, beziehungsweise in der Spieltagsbetreuung tätig sind.
Kann dieses Ehrenamt in der heutigen Zeit vom Zeitaufwand noch ohne finanzielle Gegenleistung ausgeführt werden?
Diese Frage muss ich ganz klar mit Nein beantworten. Das Ehrenamt, wie wir es kennen, stirbt meiner Meinung nach aus. Wenn wir alles zusammenrechnen, reden wir von einem Arbeitsaufwand von mehreren Stunden in der Woche, die Spiele nicht mit eingerechnet. Zudem wird alles teurer und wir bezahlen für unser »Hobby« noch. Es gibt zwar eine Fahrtkostenpauschale, aber das deckt in keinster Weise die Gesamtkosten, die man aufbringen muss, um sein »Hobby« auszuüben.
Welche Aufgabenfelder haben Sie in all den Jahre abgedeckt?
Du liebe Güte, wo fange ich da an? Wir haben eine Aufgabenliste, die über 100 Punkte im Laufe eines Jahres umfasst, aufgegliedert in dauerhafte und einmalige Aufgaben. Hierunter fallen unter anderem die Pflege und Abarbeitung des elektronischen Spielberichts, die Rundenbesprechungen, die Mannschaftsmeldungen, Passangelegenheiten, Ehrenamts- und Schiedsrichter-beauftragte. Dazu die Gesamtkoordination des Trainings- und Spielbetriebes. Der Kontakt zum Hauptverein und zum Clubhaus. Beschaffung und Pflege von Trainingsmaterial und Spielbetriebsmaterial. Trainer und Spielergespräche. Beobachtung und Kontaktaufnahme zu potenziellen Neuzugängen sowie Sponsorengewinnung. Die eigentliche Betreuung der Mannschaft an einem Spieltag. Die Planungen von Veranstaltungen und die Inventur. Der Kontakt zu Vereinen und dem Kreisfußballausschuss. Das sind nur einige der zahlreichen Aufgaben, für die ich verantwortlich zeichnete.
Was sind Ihre schönsten Erlebnisse aus dieser Zeit?
Da gibt es eine Menge. Mehrere Kreispokalsiege (sieben), den letztmalig ausgetragenen Regionalpokal 2011, wo wir gegen den damaligen Hessenligisten TGM SV Jügesheim gewannen. Ganz klar die Meisterschaft in der Gruppenliga Frankfurt West in der Saison 2009/10 mit Trainer Michael Deuerling, der Aufstieg über die Relegation in die Verbandsliga Süd in der Saison 2015/16 mit Trainer Leo Caic. Zu beiden Trainern habe ich auch heute noch einen sehr guten Kontakt. Nicht zu vergessen mehrere Aufstiege mit der zweiten Mannschaft. Aber mein ganz besonderes Highlight war die Relegation zur Hessenliga in der Saison 2012/13. Zwar hat es nicht zum Aufstieg gereicht, aber die drei Spiele gegen 1. FC Schwalmstadt (1:2), den FC Ederbergland (1:3) und SC Waldgirmes (6:1) werde ich nie vergessen.
Gibt es auch sehr negative Erinnerungen?
Natürlich. Sportlich gesehen war das der Abstieg aus der Verbandsliga nur ein Jahr später. Nachdem wir die erfolgreichste Saison und die verpasste Chance auf die Hessenliga mit dem fast identischen Kader absolviert hatten.
Gibt es auch etwas besonders Kurioses?
Oh ja. Persönlich war es auch während dieser Saison, als wir gegen den KSV Klein-Karben zu Hause zur Halbzeit mit 0:3 hinten lagen. Da bin ich wutentbrannt nach Hause gefahren. Damals wohnte ich noch in Grävenwiesbach. Erst als ich nach Hause kam, merkte ich, dass ich meine Frau in Usingen auf dem Sportplatz stehen gelassen hatte.
Wie haben sich der Teamgeist beziehungsweise die Einstellung der Spieler zur Sache verändert?
Meiner Meinung nach steht der Fußball bei den Spielern nicht mehr im absoluten Fokus. Ich denke, da hat die Corona-Pandemie auch ein Stück weit dazu beigetragen. Beispiele: Spieler sagen Spiele ab, weil sie abends auf ein Konzert gehen oder es wird während der Saison in Urlaub gefahren. Verletzte oder angeschlagene Spieler sitzen ihre Wehwehchen lieber ab, anstatt sich therapeutisch behandeln zu lassen. Ok, das ist alles legitim, wir sind nur Amateure, aber für mich eigentlich nicht nachvollziehbar. Fußball ist nun mal ein Mannschaftssport. Haben wir früher Spieler aus der Kreisoberliga angesprochen, um sie zur UTSG zu holen, konnte man sofort das Feuer in den Augen sehen. Heute kommt als erstes die Frage, welche finanzielle Unterstützung man als Spieler erhalten kann. Durch Gespräche mit anderen Vereinsverantwortlichen weiß ich, dass wir mit diesen Problemen nicht alleine dastehen.