Plan geht auf

Hochtaunuskreis (kie). Fünf Rennen innerhalb von zwei Tagen, zudem noch auf hohem DM-Level, sind ein strammes Programm. Tim Kolbe löste diese Herausforderung bravourös. Nach seinem starken vierten Platz (100 Meter) am ersten Tag der deutschen Meisterschaften für die Altersklasse U23 (wie berichtet) ging der Sprinter im Trikot der TSG Friedrichsdorf erneut in den Startblock.
Über 200 Meter lautete die Pflichtaufgabe, zu den top zwei in seinem Vorlauf zu gehören oder zu den beiden Zweitschnellsten im 22-köpfigen Feld. Im zweiten Vorlauf hatte Kolbe dann nach 21,77 Sekunden hinter Mitfavorit James Adebola (SCC Berlin/20,89 sec.) das große »Q« für den direkten Finaleinzug in der Tasche.
»Tim hatte nach den drei Rennen am Samstag schon etwas müde Beine. Der Plan war also, schnell durch die Kurve zu kommen, das Feld hinter Adebola zu kontrollieren und so Kräfte fürs Finale zu sparen. Das hat ja dann auch bestens geklappt«, so Trainer-Vater Lars Kolbe.
Nur rund zweieinhalb Stunden später wartete dann das Finale auf den 22-Jährigen Friedrichsdorfer, der auf der siebten Bahn ins Rennen ging und auf der ersten Hälfte mächtig Gas gab und bei ungefähr 150 Meter auf der dritten Position lag. Dann schwanden ein wenig die Kräfte und Kolbe wurde noch von zwei Konkurrenten überholt. Flotte 21,51 Sekunden und ein fünfter Platz können sich aber allemal sehen lassen. An der Spitze überraschte Robin Ganter (MTG Mannheim), der mit tollen 20,76 Sekunden den etwas höher gewetteten James Adebola (SCC Berlin/20,88) in Schach hielt.
»Im November hatten wir uns zusammengesetzt und drei Ziele skizziert. Eine Steigerung der 100-Meter-Bestzeit mit einer Etablierung im Bereich von 10,50 Sekunden. Dann natürlich auch die klare Steigerung der Marke über 200 Meter sowie das Erreichen der beiden Sprint-Finals bei den deutschen Meisterschaften der U23 in Wattenscheid. Diese Planung ist voll aufgegangen. Ich bin absolut zufrieden«, freute sich Vater Lars Kolbe, der vor rund 30 Jahren mit handgestoppten 10,7 Sekunden (100 Meter) selbst ein guter Sprinter war.
Junior Tim drückte in dieser Saison die Kreisrekorde bei den Männern auf starke 10,48 Sekunden (100 Meter) bzw. 21,34 Sekunden (200 Meter). Obwohl die deutschen Meisterschaften eigentlich der Saisonhöhepunkt waren, soll nach einer kurzen Phase der Regeneration das nötige Leistungs-Level für noch ein oder zwei Rennen gehalten werden. Es fehlt noch ein Wettkampf bei optimalen Rahmenbedingungen: Gutes Sprintwetter, ungefähr gleich starke Gegner und ein strammer noch zulässiger Rückenwind. Eventuell gelingt dem Studenten (Wirtschafts-Ingenieur) dann am 13. August beim Ferien-Meeting in Wetzlar noch eine kleine Steigerung.
Ein gelungenes Comeback feierte Sven Wagner. Der Mittelstreckler vom Königsteiner LV hat mehr als ein »Seuchenjahr« hinter sich. Diverse Verletzungen, ein kapitaler Sturz mit dem Fahrrad und zuletzt eine Virus-Infektion bremsten den Bundeskaderathleten massiv aus. Letztendlich ist es über ein Jahr her, dass der KLVler bei einem Wettkampf an den Start ging. Das war die U20-Europameisterschaft in Tallinn (EST). Jetzt war der »Neustart« bei den nationalen Titelkämpfen der U23. Wagner hatte keine Probleme, sich als Zweiter seines Vorlaufes mit 3:55,25 Minuten direkt fürs Finale zu qualifizieren. »Ein nicht ganz so schneller Rennverlauf würde mir hier entgegenkommen. Ein Spurtrennen wäre deutlich besser gefallen als ein knallhartes Temporenen. Ich bin ja erst wieder seit rund vier Wochen im Training«, so der Psychologie-Student.
So kam es dann auch. Das zwölfköpfige Feld lag auf den ersten zwei Runden dicht beisammen und passierte die 800 Meter im Bereich von 2:12 Minuten - eher eine Trainingszeit. Wenig später ging ein Ruck durchs Feld. Das Tempo wurde merklich angezogen. Der KLVler war zu diesem Zeitpunkt auf der Innenbahn eingekesselt, musste sich neu sortieren, nach außen ausweichen und von dort dann den Spurt anziehen. »Das hat wohl ein paar Körner gekostet, die am Ende gefehlt haben«, so der KLVler, der am Ende mit 4:00,81 Minuten den sechsten Platz belegte. »Auf mich wartet jetzt eine echte Late-Season mit noch einigen Starts über 1500 und 3000 Meter«, verrät der 20-Jährige die Planung für die beiden nächsten Monate.
Für Jenny Patrovsky (TSG Wehrheim) war schon die Qualifikation zur DM ein schöner Erfolg. Am Ende belegte sie im Diskuswerfen mit 40,71 Metern den 13. Platz. »Endlich mal wieder eine Weite über 40 Meter. Beim Einwerfen flog ein Versuch noch weiter. Schade, dass Jenny das dann im Wettkampf nicht wiederholen konnte. Unterm Strich ist das aber okay, da wegen einer langen Prüfungsphase in der dualen Ausbildung und einer Krankheit das Training doch arg reduziert war. Eine Qualifikation fürs Finale war futsch, dafür hätte man knapp über 46 Meter werfen müssen«, bilanzierte Trainer Adrian Ernst.