Quo vadis, Usinger TSG?

Wohin führt der Weg der Usinger TSG im Jahr 2023? Sportlich und hinter den Kulissen sieht es beim Fußball-Gruppenligisten aus dem Hochtaunus aktuell nicht rosig aus.
Usingen . Wohin führt der Weg der Usinger TSG im Jahr 2023? Sportlich und hinter den Kulissen sieht es aktuell nicht rosig aus. Als Tabellen-13. belegt das Team von den Muckenäckern in der Fußball-Gruppenliga-Frankfurt West zu Beginn der Restrunde (Sonntag, 15 Uhr, Heimspiel gegen Schlusslicht TSG Ober-Wöllstadt) einen Abstiegsplatz und auf Funktionärsebene steht der Abgang der Führungscrew bevor.-
Zunächst zum sportlichen Teil: Achim Kremsler, der sich mit Olaf Best aktuell noch in der sportlichen Leitung befindet, sieht vor allem personelle Probleme verantwortlich für die sportliche Schieflage. »Uns haben in vielen Spielen bis zu zehn Stammkräfte verletzt gefehlt. Das kann keiner stemmen. Anleihen an unsere 1b? Nein, die Mannschaft hat nach dem Abstieg aus der Kreisoberliga nun in der Kreisliga A selbst ihre Last, drin zu bleiben.« Rainer Birkenfeld, aktueller Coach der »Zweiten«, ist laut Kremsler als Aufrücker zum Trainerstab des Gruppenliga-Teams im Gespräch.
Dass man in der Pause im Gegensatz zu den übrigen heimischen Gruppenligisten ohne Neuzugänge geblieben ist, sei die Entscheidung des Spielertrainer-Tandems Tim Tilger/Pascal Bretschneider - Letzterer wird 2023/24 nur noch Spieler sein - gewesen. Beide haben laut Kremsler auf die Rückkehr der Langzeitverletzten Adrian Bitiq und Nico Gasch verwiesen. Ob das reicht? Kremsler: »Hinterher ist man immer schlauer.«
Schon jetzt ist der 22er-Kader wieder geschrumpft: Außenstürmer Pierre Hübsch erlitt kürzlich im Training einen Kreuzbandriss (neun Monate Pause), und Luca Birkenfeld zog sich im mit 2:3 verlorenen Test beim RSV Würges (KOL Limburg-Weilburg) eine Knieblessur zu, die einige Wochen Pause nach sich zieht.
Spielertrainer Tim Tilger ergänzt: »Perica Zrakic ist nach einer Bänderoperation wieder im Lauftraining, kann aber wohl erst wieder im April gegen den Ball treten. Nicolai Dörnte kann beruflich bedingt in dieser Saison nicht mehr spielen. Für die ersten beiden Spiele im Jahr 2023 fällt zudem Oleg Huwa aus, da er noch eine Sperre abbrummen muss.« Und Defensivmann Sven Hrubesch habe den Verein, so Kremsler, nach einem Disput mit den Trainern mit unbekanntem Ziel verlassen.
Tim Tilger bilanziert eine Wintervorbereitung, die an sich gut verlaufen sei, aber es seien nicht immer alle Spieler dabei gewesen. »Wir sind aber körperlich fit und auch zufrieden mit der erfolgreichen Generalprobe vergangene Woche gegen Waldsolms.« Der Matchplan für das erste Spiel am Sonntag (15 Uhr) gegen Schlusslicht TSG Ober-Wöllstadt stehe. »Wir sind ganz klar im Abstiegskampf und werden alles reinhauen. Gegen Ober-Wöllstadt muss am Sonntag ein Sieg her, das ist das ganz klare Ziel«, so Tilger.
Während das Team um den sportlichen Verbleib kämpft, muss der Verein zum Ende der Saison 2022/23 auf der Funktionärsebene umdisponieren. Der langjährige Sportliche Leiter Olaf Best wird (wie im UA-Interview berichtet) nach dieser Spielzeit aufhören. Auch der aktuell mit ihm engagiert arbeitende Achim Kremsler wird mit Abpfiff des letzten Saisonspiels am 4. Juni seine Tätigkeit für die Usinger TSG beenden. Zu der wie von Best im Interview genannten »Enttäuschung über fehlende Mithilfe im Verein, der gar keine Strukturen mehr erkennen lässt - entweder ziehen alle an einem Strang, oder man lässt’s« führt Kremsler auch Privates an, das ihn zum Ziehen des Schlussstrichs unter das »Kapitel UTSG« veranlasse. So kümmere er sich intensiv um seine betagten Eltern, beide über 90 Jahre alt. Auch für ihn sei der Entschluss, bei der UTSG aufzuhören, »unverrückbar, selbst wenn unsere Aufgaben im Verein auf professionelle Füße gestellt und bezahlt würden.« Weder Best, noch Kremsler können für ihre umfangreichen Vereinstätigkeiten bis dato potenzielle Nachfolger ausmachen. Das sportliche Geschehen rund um das einstige Aushängeschild des Hochtaunus-Fußballs rückt durchaus in den Hintergrund. Was es angesichts eines wackeligen 13. Tabellenplatzes aber nicht darf.
Auch Spielertrainer Tim Tilger hat aktuell keine Lösung parat. »Olaf und Achim machen es einfach gut. Nun brauchen wir jemand, der nach ihnen den Hut auf hat. Wir benötigen unbedingt Leute, damit es in vernünftigen Bahnen weitergeht. Nur einer reicht da nicht, es müssen mindestens zwei sein. Was Olaf und Achim da zurzeit noch machen, ist absolut zeitintensiv. Und da zeigt sich auch das allgemeine Problem, welches das Ehrenamt inzwischen hat. Das kann man so kaum noch stemmen, da braucht es mehr Leute.«
An Tim Tilger und seinem Team liegt es unterdessen, dafür für sorgen, dass der Verbleib in der Gruppenliga gesichert wird. Im schlechtesten Fall droht der Usinger TSG gar ein Doppelabstieg, da auch die zweite Mannschaft in der Kreisliga A stark gefährdet ist. Quo vadis, Usinger TSG?
VON DIRK ORTMANN UND WOLFGANG BARDONG