Rekordjagd im Hochtaunus

Hochtaunuskreis (kie). Mit einem 14:14-Unentschieden endete im Hochtaunuskreis die Freiluftsaison 2022 bei den Leichtathleten. Nein, keine Sorge, bei den Läufern, Springern und Werfern in der olympischen Kernsportart wird weiterhin in Sekunden, Minuten, Metern und Zentimetern »abgerechnet«. Das Unentschieden bezieht sich auf die neuen Kreisrekorde, die im Vorjahr in die Statistik eingingen.
Jeweils genau die Hälfte im männlichen und weiblichen Bereich. Man darf gespannt sein, ob diese Zahl in der nach Ostern beginnenden Bahnsaison wiederholt oder gar übertrumpft werden kann.
Die Möglichkeit besteht, denn besonders der Königsteiner LV konnte nach Ende der Wechselphase einige namhafte Zugänge vorstellen, die allesamt Nationalkader-Status haben und somit in ihren Klassen auch in Deutschland ganz vorne mitmischen. Zu nennen wären hier Jana Marie Becker (U18), Sarah Köcher (U20), Christoph Schrick (U20) oder Marc Reuther (Aktive), alles Mittelstreckler, die auch internationale Starts anpeilen. Hinzukommen noch Topkräfte wie Elena Kelety (Aktive, Langsprint und Langhürden), die momentan noch ein Stipendium in den USA absolviert, der U18er Andrii Shymchuk (400 m, 800 m) oder auf hessischer Ebene Dreispringerin Julia Sturm (U23).
Kommen wir zu den nackten Zahlen. Mit gleich 20 (!) neuen Rekordmarken, von den Aktiven über beide Jugendklassen bis runter zu den Schülern, waren es die Spitzenkräfte des Königsteiner LV, die ganz klar den Ton angaben. Eine famose Leistung, sind die »Weinroten« doch der jüngste Verein im Kreis und gehören mit rund 180 aktiven Mitgliedern eher zu den kleineren Klubs. Die TSG Wehrheim brachte sich mit fünf neuen Rekorden in die Statistik ein, bei der TSG Friedrichsdorf waren es zwei Bestmarken, die SGK verbuchte einen Rekord.
Fangen wir bei den Frauen an. Hier sorgte Lisa Oed (KLV) auf der Bahn über 5000 Meter (16:13,46 Minuten) und 10 000 Meter (33:30,88 Min.) für neue Bestmarken. Beim Halbmarathon konnten 1:13:47 Stunden notiert werden. Beachtliche Zeiten für die Medizinstudentin, die neben ihrem anspruchsvollen Studium fast jeden Monat Kilometerumfänge im dreistelligen Bereich abspulen muss.
Dreimal schlug auch Vanessa Grimm zu, die das neue Maß der Dinge im Siebenkampf bei ganz starken 6323 Punkten setzte. Damit war die Polizeibeamtin gleichzeitig die beste Mehrkämpferin Deutschlands. Wegen einer schweren Knie-verletzung konnte Grimm nicht an der WM (Oregon) und der Heim-EM in München teilnehmen. Zuvor tütete sie noch die Rekorde mit dem Speer (46,03 m) und beim Hochsprung (1,80 m) ein. Teamkollegin Maryse Luzolo flog im Weitsprung auf tolle 6,71 Meter! Auf der klassischen Marathondistanz (42,195 km) brachte Franziska Baist (SGK Bad Homburg) 2:49:04 Stunden in die Wertung. Gleich drei neue Kreisrekorde in einer Disziplin gingen auf das Konto von Milina Wepiwe. Die Diskusspezialistin im Trikot der TSG Wehrheim markierte in ihrer Altersklasse (U18) auch international wertvolle 53,18 Meter. Die Weite war so gut, dass sie im Kreis auch locker zum Rekord in der älteren U20 und sogar bei den Frauen reichte.
Beim Nachwuchs der U20 musste auch im Speerwerfen die Liste umgeschrieben werden, nachdem Mia Haselhorst (KLV) hier 43,96 Meter markiert hatte. In der W15 wandelt Nadjela Wepiwe (TSGW) auf den Spuren ihrer Schwester und warf den Diskus aus 40,54 Meter. Die letzte Rekordmarke im weiblichen Bereich ging wieder an den KLV. Penelope Clara Strauss (noch W14) flog über 100 Meter in 12,79 Sekunden über den Tartanbelag.
Bei den Männern sorgte Tim Kolbe (TSG Friedrichsdorf) über 100 und 200 Meter (10,48 und 21,34 Sek.) für Bewegung. Der Sprinter trägt 2023 das Trikot der MTG Mannheim. Doppelt zugeschlagen hat auch Sven Wagner (KLV), der nach monatelanger verletzungsbedingter Pause zum Saisonfinale ein beeindruckendes Comeback gab. Der U23er lieferte über 1500 Meter absolut hochklassige 3:37,79 Minuten ab und wurde über 3000 Meter mit 8:10,43 Minuten gestoppt. Auch Lasse Schmitt ist für den KLV unterwegs. Der U20er zeigte über 400 Meter Hürden 52,39 Sekunden, was auch gleichzeitig Männerrekord bedeutete. Vereinskollege Finn Kohlenbach schraubte in der U20 die Rekordmarke über 200 Meter auf 21,74 Sekunden. Bei den 100 Metern trug sich Julian Rubel mit 10,92 Sekunden gleich zweifach ein. Einmal in der U18 und dann auch noch bei den älteren U20ern.
Im Bereich der U20 gab es auch bei den Staffeln (4x100 und 4x400 m) neue Bestmarken durch die Startgemeinschaft »Königstein/Kronberg/Groß-Gerau«. In der kurzen Variante zeichnete das Quartett Eric Schmerler, Finn Kohlenbach, Lasse Schmitt und Julian Rubel für 42,07 Sekunden verantwortlich. Im Langsprint waren Lasse Schmitt, Markus Wagenleitner, Sven Müller sowie Finn Kohlenbach 3:18,37 Minuten unterwegs und holten sich damit auch DM-Gold. Im Speerwerfen kratzte Fynn Lenzner (TSGW/U20) mit 59,52 Metern an einer 60er-Weite. Komplettiert wurde das Rekordfestival durch zwei M15-Jungs vom Königsteiner LV. Andrii Shymchuk (Ukraine) war mit 2:01,78 Minuten über 800 Meter richtig schnell unterwegs. Anton Hinrichsen setzte mit 10,63 Sekunden über 80 Meter Hürden ein Ausrufezeichen.