Tür zum Halbfinale steht weit offen
Bad Nauheim (mn). Das »Trauma« Kaufbeuren scheint überwunden. Nach zuvor 14 Niederlagen aus den vergangenen 15 Spielen im Allgäu sind die Roten Teufel nun zum zweiten Mal binnen fünf Tagen als Sieger vom Eis der Energie-Schwaben-Arena gegangen. Der EC Bad Nauheim, auf Hauptrunden-Platz sechs und damit als Außenseiter in das Playoff-Viertelfinale gegangen, hat am Sonntag durch einen 4:
3-Erfolg beim ESV Kaufbeuren die Führung in der Best-of-seven-Serie überraschend auf 3:0 ausgebaut.
»Unsere fünf Verteidiger haben sich heute hier Herz rausgespielt. Die ersten 35 Minuten - so gut habe ich uns selten gesehen. Und dennoch: Das Ergebnis, zeigt, wie eng die Serie ist. Wir haben es irgendwie über die Zeit gebracht«, sagte EC-Trainer Harry Lange, nachdem es 26 Sekunden vor dem Ende - nach zwei ESVK-Toren binnen 46 Sekunden) - plötzlich doch noch einmal spannend geworden war.
Ausschlaggebend für den Sieg: die Über- und Unterzahl-Formationen, Torwart Felix Bick und die Psyche. Bad Nauheim nutzte seine beiden Powerplay-Chancen, traf in Unterzahl, blieb gegen die beste Überzahl-Mannschaft der Hauptrunde ohne Gegentore, hatte das nötige Scheibenglück und profitierte ab der vierten Minute von einer Führung, den Druck auf die Hauherren erhöhte, was deren Spiel erkennbar lähmte.
Bitter: Der Kanadier Grayson Pawlenchuk musste in der 41. Minute, gestützt von Physiotherapeuten, in die Kabine geführt werden. Im Lineup hatten ohnehin schon Marius Erk (gesperrt) und Mick Köhler (verletzt) gefehlt, sodass die Gäste mit fünf Verteidigern durchrotieren mussten, wobei Kevin Schmidt - mit drei punkten bester Scorer - das Eis gar nicht mehr zu verlassen schien.
Die Schlüsselmomente dieser Begegnung: Bad Nauheim traf in Unterzahl durch Taylor Vause zum 1:4 (27.), dann aber musste Patrick Seifert nach einem Check gegen Joe Lewis für fünf Minuten auf die Strafbank.
Bad Nauheim überstand dabei über 55 Sekunden gar eine doppelte nummerische Unterlegenheit und hätte durch Philipp Wachter, von der Strafbank kommen, fast sogar noch nachlegen können.
Bad Nauheim nutzte gleich das erste Powerplay zur Führung. Geduldig war Daniel Wei freigespielt worden (4.). Als die ESVK-Defensive geschlafen hatte, konnter Kevin Schmidt erhöhen (19.). Fabian Herrmann setzte im zweiten Powerplay noch einen drauf (21.), ehe Lewis zu viel Raum hatte und den Anschluss herstellen konnte. (24.). Durch die ESVK-Überzahl schien das Momentum zu wechseln, doch die Gastgeber verkrampften in dieser Situation. Bad Nauheim verteidigte clever, kompakt, stellte Schuss- und Passwege zu und konnte durch Vause gar den Drei-Tore-Vorsprung erzielen (27.).
Im Schlussdrittel konzentrierten sich die personell dezimierten Hessen darauf, den Vorsprung zu verteidigen. Vier Minuten vor dem Ende nahm Kaufbeuren den Torwart vom Eis, kam durch Alex Thiel (72 Sekunden vor dem Ende) und Laaksonen (26 Sekunden vor der Schlusssirene) aber nur noch auf 3:4 heran.