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UA-Umfrage: »Klopp oder Tuchel sollten her«

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Aus und vorbei: Oliver Bierhoff (stehend links oben) und Hansi Flick (Mitte) haben bei den Befragten der UA-Umfrage überwiegend schlechte Karten. © Imago Sportfotodienst GmbH

Nach dem zweiten Fußball-WM-Debakel der DFB-Elf innerhalb von vier Jahren hagelt es in der UA-Umfrage massive Kritik an den Team-Leistungen und den Entscheidungen der Verantwortlichen.

Für die Mehrzahl der heimischen Fußballexperten kam die Pleite nicht mehr ganz überraschend. Es führte zur Forderung, dass es so auf keinen Fall mehr weitergehen dürfe. Bis zur EM 2024 im eigenen Land müsse es grundlegende Konsequenzen geben.

Andreas Bernhardt (Kreisfußballwart): Die letzten 15 Minuten gegen Spanien fand ich super. Dass wir drei Spiele länger als Italien dabei waren, war auch super. Was überhaupt nicht super ist: Ein Bundestrainer, der schon vor einem entscheidenden Spiel auf die Reporterfrage, ob er auch beim WM-Vorrunden-Aus weiter Bundestrainer bleibt, diese Frage sinngemäß mit »ja, von mir aus schon« beantwortet. So was will ich doch nicht hören, sondern, dass man alles tut, damit das nicht passiert. Wo bleiben Leidenschaft und Emotion? Geht gar nicht. Teammanager Bierhoff ist bei mir auch durch. Drei erfolglose Turniere. Ein Wechsel muss unverzüglich erfolgen. 2024 wollen wir doch im eigenen Land nicht nach der Vorrunde nur den Anderen zugucken.

Harald Hyngar (stellv. Kreisfußballwart): Die deutsche Nationalmannschaft ist nur noch Mittelmaß. Nicht mehr und nicht weniger. Spieler wie Süle oder Schlotterbeck wurden zu hochgepuscht. Sie haben in der Nationalelf nichts zu suchen. Nationaltrainer Flick trägt die Verantwortung. Immer wieder wurde in der Mannschaft gewechselt. Sie konnte sich nicht einspielen. Meiner Meinung nach ist ein rigoroser Rundumschlag notwendig, auch auf die Gefahr, dass wir in Zukunft Mittelmaß bleiben werden.

Bernd Moses (Kreisrechtswart): Ich habe mich noch nie so wenig über ein Ausscheiden der Nationalmannschaft geärgert. Die Erwartungshaltung war auch noch nie so gering. Es fehlt die Gier, ein Tor machen zu wollen. Bei der Usinger TSG gab es einst Kai Schnitter. Er war nicht der beste Spieler, aber er war ein Torjäger, weil er es wollte. Der hatte immer die Geilheit, unbedingt ein Tor machen zu wollen. Wir hatten 26 Torschüssen gegen Japan und 32 gegen Costa Rica. Da haben Tore gefehlt. Es war überhaupt keine Euphorie vorhanden, weil die Erwartungshaltung so gering war. Es wurden ja vorher schon so viele Spiele durch katastrophale Abwehrfehler verloren. Ich erinnere an Nord-Mazedonien. Es war abzusehen. Wir sind nicht mehr komplette Weltspitze. Insofern hat es mich verwundert, dass der DFB Weltmeister werden wollte. Ich hätte mir mehr Demut gewünscht. Zur fußballerischen Qualität gehört insbesondere der verletzte Florian Wirtz. Das ist ein guter Mann. Unsere Außenverteidiger sind nicht Weltklasse. Es lag nicht an der Kaderzusammenstellung. Viel mehr Potenzial haben wir nicht. Hansi Flick ist ein guter Trainer. Heute heißt es, dass Spieler schnell sein müssen. Das ist mir zu viel Einheitsbrei. Der individuelle Spielertyp ist gar nicht mehr gewünscht. Deswegen haben wir keinen Neuner.

Gregory Strohmann (Ex-Trainer SG Wehrheim/Pfaffenwiesbach): Große individuelle Fehler bei den Gegentoren. Wenig Effizienz vor dem gegnerischen Tor, aber Hauptsache viel Ballbesitz. Der deutschen Mannschaft fehlen Charaktere und Führungspersönlichkeiten. Es ist mehr als bezeichnend, dass der erst 19-jährige Musiala oftmals die Verantwortung übernahm, wenn jemand gesucht wurde. Der Nimbus einer großen Mannschaft ist bei Deutschland verblasst.«

Michael Caspari (Vorstand FC Neu-Anspach): Ehrlich gesagt kam alles zusammen, was zusammenkommen konnte. Das Japan-Spiel mache ich noch ganz oft und verliere es nicht. Ich war im Stadion vor Ort und alle deutschen Zuschauer hatten sich angeschaut und gefragt: Was passiert hier? Gegen Spanien haben wir ein ganz starkes Spiel gemacht. Der Gegner war eine Hausnummer und das 1:1 mehr als gerecht. Gegen Costa Rica haben wir wieder alles gezeigt, was derzeit im deutschen Fußball möglich ist. Nach der 1:0-Führung war der absolute Wille nicht erkennbar. Das haben uns andere Nationen voraus. Gegen Japan hat man es gesehen. Wenn du nicht 110 Prozent gibst, bekommst du die Quittung. Da haben die anderen Länder aufgeholt. Der DFB muss jetzt handeln. Mit Bierhoff und Flick bekommen wir bei der EM 2024 nicht die Kurve. DFB Präsident Neuendorf muss ein neues Team bilden. Das hat oberste Priorität, um die Fans zurückzugewinnen. Zuerst müssen für die Heim EM die Leute zurückgewonnen werden. Das braucht einen Personenaustausch., um Vertrauen aufzubauen. Wenn wir so weitermachen, werden wir 2024 auch nicht weiterkommen. Jürgen Klopp oder Thomas Tuchel. Einer von beiden soll es machen. Wir haben internationale Top-Trainer. Die sollen es machen. Bierhoff muss mit weg. Er hat seine Zeit gehabt. Der DFB muss in der Lage sein, sich einen der beiden Trainer zu angeln. Wir brauchen in den 18 Monaten bis zur EM Euphorie. Sonst wird die Motivation noch geringer. Die Menschen in Deutschland haben weniger Interesse an der Nationalmannschaft. Ich habe mit vielen im Stadion geredet. Das Interesse war noch nie so gering. Wir brauchen einen Neuanfang und sind in der Pflicht, uns zu beweisen, dass wir so etwas ausrichten können. Das Alkoholverbot in den Stadien in Katar hat mich beeindruckt. Das sollten wir wirklich mal überlegen.

Andreas Arr-You (Trainer SG Eschbach/Wernborn): Im Fußball stehen bestimmte Nationen für eine gewisse Art Fußball zu spielen. Die fehlt beim DFB. Was ist unsere Identität? Die Grundlagen müssen bei der Ausbildung erfolgen. Da haben wir in der Vergangenheit immer wieder umgebaut. Mal war es der spanische Tikataka. Wir müssen aber unsere eigene Identität entwickeln, welchen Fußball wir zeigen wollen. Das werden wir bis 2024 nicht hinkriegen, aber es muss ein roter Faden erkennbar sein. Hansi Flick hat bei Bayern seine Qualitäten gezeigt. Der DFB muss es hinkriegen, beim Turnier im eigenen Land zu vermitteln, wofür er steht. Dann können wir die Fans wieder begeistern. Da darf auch mal etwas schief gehen, aber die Entwicklung muss langfristig sein, man muss sehen, wo es hingehen soll. Wir hatten mal eine Kämpfermentalität, mit der nie aufgegeben wurde und es hieß: »Immer weiter.« In diese Richtung muss es wieder gehen. Die Mannschaft muss für etwas Bestimmtes stehen und für das Gleiche einstehen.

Klaus Schöneich (ehemaliger Trainer SGE Feldberg): Das war sehr enttäuschend, hatte sich aber abgezeichnet. Wir haben ein Riesenproblem. Hinten werden die Spiele gewonnen, aber da sind wir wie Polen offen. Das hat ganz klar mit Qualität zu tun. Süle, Schlotterbeck, Kehrer oder Raum sind gute Bundesligaspieler aber keine Nationalspieler. Das reicht nicht. Die Schuld ist nicht bei Hansi Flick zu suchen. Die Fehler wurden viel früher gemacht. Das fängt mit der Ausbildung an. Junge Spieler kommen in der Bundesliga nicht zum Einsatz. In Frankreich und England sprießen die Talente. Also muss es an der Ausbildung liegen. Das wird zehn Jahre dauern. Wir haben keine Stürmer. Niclas Füllkrug kam nicht wirklich zum Einsatz. Da liegt einiges im Argen. Das größte Problem liegt hinten. Einzige Ausnahme in der Defensive war Antonio Rüdiger. Jetzt muss frischer Wind rein, was gegen Bierhoff und Flick. spricht. Sie hatten ihre Chance. Zur EM 2024 muss es einen Neuanfang geben. Ich hätte da Ideen. Allgemein möchte ich sagen: Das war eine gekaufte WM. Man hat die gekauften Zuschauer gesehen. Unabhängig davon war das Abschneiden des viermaligen Weltmeisters Deutschland ein »No go«.

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