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»UTSG zwölf Jahre Heimat«

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Pascal Bretschneider (vorne) möchte in den restlichen Spielen für die Usinger TSG das Bestmögliche noch erreichen. © Gerhard Strohmann

Hochtaunuskreis . Die Lage, sie ist verworren. Zum Teil sogar unübersichtlich - weil nach wie vor ungeklärt. Das trifft nicht nur auf die Gruppenliga-Fußballer des 1. FC-TSG Königstein zu, die seit Dienstag nach den Rücktritten von Till Sommerfeld und Toshitake Tanaka ohne Chefcoach und auch ohne Co-Trainer dastehen - das gilt vor allem auch für die Usinger TSG.

Die Gerüchte, wonach das einstige Aushängeschild des Hochtaunus-Fußballs seine Mannschaft am Saisonende freiwillig zurückziehen und der ehemalige Landesligist nur noch für die Kreisoberliga melden wolle, halten sich hartnäckig.

Mit Rang zwölf (Königstein) und 14 (UTSG) sind die beiden Clubs aktuell überdies nicht gerade auf der Sonnenseite der Tabelle platziert. Sei’s drum, am morgigen Sonntag (15.30 Uhr) treffen beide auf dem Kunstrasenplatz an der Falkensteiner Straße aufeinander. Wir unterhielten uns mit Pascal Bretschneider. Der 32-Jährige, der in Frankfurt als Teamleiter im Recruiting eines Personaldienstleisters beruflich tätig ist, bildet gemeinsam mit Tim Tilger das Trainergespann bei der UTSG. Aber nur noch bis zum Saisonende. Dann werden die beiden ihre Zelte jenseits der Saalburg abbrechen und schließen sich - als reine Spieler - dem Ligakonkurrenten FSV Friedrichsdorf an.

Nach einer 5:2-Führung nur ein mageres 5:5 gegen die SG Ober-Erlenbach, zuletzt ein 1:3 gegen den FSV Friedrichsdorf: Ihr Rückblick fällt gewiss nicht positiv aus.

Das muss man leider wirklich so sehen. Es klemmt an allen Ecken und Enden - sei es an der Kadergröße oder einfach nur an der Trainingsbeteiligung. Wir sind ganz schön gebeutelt.

Was wohl in erster Linie mit der ungewissen Zukunft an den Usinger Muckenäckern zusammenhängt, stimmt’s?

Ja, noch immer ist das letzte Wort darüber nicht gesprochen, ob es in der Gruppenliga weitergeht oder man freiwillig in die KOL zurückgeht. Abschließende Gespräche sind noch nicht geführt worden. Bis Mitte Mai muss dann aber alles geklärt sein. Da ist die Deadline.

Ungeachtet der noch ausstehenden Entscheidung, für die zu Saisonbeginn wohl noch nicht einmal im Ansatz ein Gedanke verschwendet wurde: Weshalb hat man mit der DJK Bad Homburg, Ober-Erlenbach und der TSG Ober-Wöllstadt bislang nur drei Vereine in der Tabelle hinter sich lassen können?

Aufgrund von unterschiedlichst bedingten Ausfällen konnten wir bis zum heutigen Tage lediglich fünf Spiele in voller Besetzung bestreiten. Das Thema beschäftigt uns eigentlich seit Saisonbeginn. Zrakic, Gasch, Pinto da Silva, Bitiq - ständig fielen wichtige Spieler aus. Kaum war der eine wieder fit, fiel der nächste aus. Dadurch ließ sich die ganze Breite unseres Kaders nie aufs Feld bringen. Jungs, die eigentlich eine Ruhepause verdient gehabt hätten, mussten viel eher als gedacht wieder ran. Und die meisten, die sonst konstant 110 Prozent im Spiel geben, liefern nur 95 Prozent ab. Das reicht nun mal nicht.

Wenn es nicht zu all diesen Ausfällen gekommen wäre, wo hätten Sie die Usinger TSG im Optimalfall in der Tabelle erwartet?

Auf alle Fälle im einstelligen Bereich. Ursprünglich hatten wir eine Platzierung zwischen fünf und sieben ins Auge gefasst. Wenn man aber oftmals statt 15 bis 17 lediglich zehn bis zwölf Mann im Training begrüßt, kann das auf Dauer nicht hinhauen.

Rang 14 als aktuelle Usinger Platzierung mag zwar nicht zufriedenstellen, gibt allerdings auch keinen Anlass zur Sorge. Immerhin könnte bei günstigem Saisonverlauf Schlusslicht TSG Ober-Wöllstadt sogar für die Relegation planen.

Das mag ja sein, wir haben aber trotzdem den sportlichen Ansporn, die Saison bestmöglich ausklingen zu lassen. Was nicht zuletzt auch für Tiger (Spitzname von Tim Tilger, Anm. d. Red.) und mich gilt, die wir ja beide die UTSG am Saisonende verlassen, nachdem wir hier - wenn auch ursprünglich nur als Notlösung gedacht - unsere allererste Trainerstation übernommen hatten. Man sieht es aber gegenwärtig auch bei den großen Vereinen wie Bayern München. Herrscht um eine Mannschaft Unruhe, dann färbt das auch auf die Spieler ab. Da fehlen dann auf dem Platz gewisse Prozentpunkte.

Wann hatten Sie sich erstmals damit befasst, der UTSG den Rücken zu kehren?

Schon vor der Winterpause hatte ich mich mit Tiger unterhalten. Wir mussten immer mehr Energie reinstecken, mehr als ursprünglich gedacht. Da auch die Vorstandsmitglieder im Regen standen und von anderen im Stich gelassen wurden. Irgendwann wurde die Belastung immer größer, Entlastung in gleichem Maße weniger. Obendrein hatte ich mich darüber geärgert, dass viel zu früh kommuniziert wurde, dass ich 2023/24 nicht mehr Spielertrainer in Usingen sein würde. Es kam also einiges zusammen. So reifte bei Tiger und mir in der Winterpause der Plan, wenn sich nichts zu 180 Grad ändern würde, am Saisonende zu gehen.

Warum fiel die Wahl auf den FSV Friedrichsdorf?

Mit den Friedrichsdorfern verstehen wir uns ohnehin sehr gut. Eric Bueno Oliva war ja bereits von Usingen zum FSV gewechselt - »Adi« Bitiq ging den umgekehrten Weg. Der Kontakt war folglich schon immer da.

Um was geht es für Sie jetzt noch in den restlichen sechs Spielen im UTSG-Trikot?

Da kann ich nur für mich selbst sprechen. Usingen war jetzt zwölf Jahre lang meine fußballerische Heimat. Bei der UTSG habe ich mich immer super wohlgefühlt. Nach meiner Zeit beim KSV Klein-Karben ging es in Usingen ebenso super weiter. Ganz ehrlich, während meiner zwölf UTSG-Jahre hatte ich nie auch nur ansatzweise an einen Wechsel gedacht. Darum will ich bis zum letzten Spiel alles nur Erdenkliche reinwerfen. Das bin ich dem Verein auch schuldig. Ich will etwas zurückgeben. Natürlich hätte ich mich am liebsten als Meister bei der UTSG verabschiedet. Schade, dass es in wenigen Wochen auf diese Art auseinandergeht. Aber wie man sieht, Unruhe gibt es auch in ganz anderen Vereinen.

Kann Ihre Mannschaft am Sonntag Bestbesetzung in Königstein aufbieten?

Ich hoffe, dass ich nach abgeklungener Mandelentzündung zumindest eine Halbzeit lang spielen kann. Definitiv fehlen werden uns Vladi Fomin wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel, Adrian Bitiq hat muskuläre Probleme und Leon Gallm wird durch einen Außenbandriss nicht spielen.

Beim FSV Friedrichsdorf werden Sie sich mit Tim Tilger wieder unterordnen müssen - als reine Spieler unter der Regie von Trainer Metin Yildiz. Werden Sie die Zeit als Spielertrainer missen?

Überhaupt nicht. Ich freue mich darauf, wieder nur Spieler zu sein. Die Erfahrungen, als Trainer Verantwortung zu übernehmen, weiß ich zwar zu schätzen. Die Position eines Spielertrainers wird in nächster Zeit aber keine Option mehr für mich sein. Da hat man sich oftmals um zu viel gleichzeitig zu kümmern - und dann läuft noch manches obendrein ganz anders als besprochen.

Sie kommen als 32-jähriger Spieler nach Friedrichsdorf. Wie lange gedenken Sie denn noch dem runden Leder nachzusetzen?

Den Fußball benötige ich einfach als Ausgleich. Wenn ich nicht - toi, toi, toi - ernsthaft verletzt werde, hoffentlich noch einige Jährchen. Vielleicht ja bis 37, mal schauen. Solange meine Birgit, die bei den Spielen zumeist dabei ist, damit einverstanden ist. Am 3. Juni werden wir erst einmal heiraten, im heimischen Bad Homburg. Eigentlich ist es ja auch eher sie, die davon ausgeht, dass ich sogar noch Fußball spielen würde, wenn ich 40 bin.

Was trauen Sie dem FSV Friedrichsdorf als Ihrer künftigen Mannschaft in der kommenden Saison zu?

Ich hoffe auf einen starken Kader, denn ich möchte mit dem FSV gerne ganz vorne mitspielen. Großartig involviert sind wir natürlich nicht in die personellen Planspiele dort, aber ab und zu tauschen wir uns schon mal aus. Vergangene Woche hatten wir ja gegen den FSV gespielt. Noch aber spiele ich für die Usinger TSG, und mit der will ich die Saison bestmöglich beenden.

Wie endet das Spiel am Sonntag gegen Königstein?

Ich will unbedingt gewinnen. Ein Tor werden wir wohl schlucken - aber am Ende heißt es 3:1 für uns.

Abschließend noch ein Streiflicht auf den großen Fußball: Wie wird sich das weitere Titelrennen in der Bundesliga gestalten?

Ich hoffe, dass der FC Bayern nicht allzu schnell in die Spur zurück findet. Drum wünsche ich es den Dortmundern. Darauf wetten würde ich allerdings nicht.

Und wo erwarten Sie die Frankfurter Eintracht am Saisonende?

Die Eintracht muss es irgendwie noch ins internationale Geschäft schaffen. Am besten als DFB-Pokal-Sieger.

WOLFGANG BARDONG

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