Vizemeister im »Bermuda-Dreieck«

Hochtaunuskreis (red). Großer Erfolg vier Segelflugpiloten des Luftsportclubs Bad Homburg bei der deutschen Segelflugmeisterschaft in Zwickau: Es starteten Steffen Göttler, Jan Omsels, Burkhard Müller und Nils Deimel, wobei Göttler dort deutscher Vizemeister in der 15-Meter Klasse wurde. Seine 6977 Punkte bedeuteten einen nur hauchdünnen Abstand zum Sieger Henrik Bieler (7044 Punkte).
Beide flogen das Modell Ventus des Flugzeugherstellers Schempp-Hirth; Bieler die 2b, Göttler das schmalere, aber dadurch im Cockpit auch wesentlich engere Modell 2a, das dafür aerodynamische Vorteile bietet. Für Göttler war es sein bisher größter Erfolg bei einer Meisterschaft - mit dem Vizerang hat er sich für die Weltmeisterschaft in Australien im nächsten Jahr qualifiziert.
Die deutsche Meisterschaft wurde in drei Klassen ausgetragen: Club, Standard und 15-Meter. 15 Meter Spannweite haben zwar alle Modelle, aber die Standardklasse hat modernere, leistungsfähigere Flugzeuge als die in der Regel älteren Maschinen der Clubklasse. In der sogenannten 15-Meter Klasse fliegt man mit Wölbklappen: Das sind zusätzliche an der Flügelhinterkannte angebrachte verstellbare Klappen, mit denen das Flügelprofil verändert und so an die verschiedenen Fluggeschwindigkeiten, die von 70 bis über 250 Kilometer pro Stunde reichen, angepasst werden kann.
Göttler berichtet: »Wir hatten eine tolle DM. Von zehn Wertungstagen fielen nur zwei witterungsbedingt aus.. Alle Wertungstage waren in ihrer Meteorologie sehr unterschiedlich und anspruchsvoll für alle Klassen. Jan und ich haben gemeinsam am Flugplatz gecampt und regelmäßig hat unser Team abends gemeinsam beim Grillen die gute Stimmung genossen. In der 15 Meter Klasse flog ich zum ersten Mal und dafür liefs sehr gut.«
Sehr gut brachte Burkhard Müller die segelfliegerische Herausforderung auf dem Punkt: »Anspruchsvolle Aufgaben in komplexer Wettersituation: Zwickau ist bekannt als Bermuda-Dreieck des Segelflugs - es verschwinden zwar keine, werden aber zur Aufgabe/Außenlandung gezwungen - mit der Lage zwischen Erzgebirge, Thüringer Wald, Fichtelgebirge und Leipziger Flachland.«
Der letzte Wertungstag war für Steffen Göttler der spannendste und anstrengendste, da es darum ging, den zweiten Platz zu verteidigen - bei einer DM fliegen die besten Piloten Deutschlands und die Abstände sind üblicherweise ausgesprochen knapp.
Göttler: »Es herrschte anspruchsvolle Blauthermik. Das bedeutet, dass es wegen geringer Luftfeuchtigkeit nicht zur Kondensation von Wasserdampf in der warmen, aufsteigenden Luft kommt - es gibt dann an einem blauen Himmel keinerlei Wolken, die für uns normalerweise die Thermik, in der wir kreisen, anzeigen. Dieser Flug war hochspannend bis zum Schluss, da die ersten vier in der Wertung lange gepokert haben, also den Abflug herausgezögert haben, sodass das Risiko einer Außenlandung auf dem Acker mehr und mehr stieg. Jetzt geht es voraussichtlich für mich zur WM nach Australien im kommenden Jahr.« Die weiteren Platzierungen: Omsels 5. und Deimel 23. in der Standard-Klasse, Müller 28. in der 15-Meter Klasse.