Weltelite ist am Start

Hochtaunuskreis . Wer Pferde liebt, muss sich über seine Freizeitgestaltung an den Pfingstfeiertagen keine Gedanken machen. Freunde von gutem Reit- und Springsport haben seit dem gestrigen Freitag bis Montag einen Pflichttermin im Biebricher Schlosspark, denn Pfingsten und das Internationale Reit- und Springturnier sind untrennbar miteinander verbunden.
1929 trafen sich die Reiter zum ersten Mal zu Pfingsten in Wiesbaden, seit 1949 ist das Turnier auf der großen Wiese vor der malerischen Kulisse des Biebricher Schlosses zu Hause, schon zum 84. Mal ist der Wiesbadener Reit- und Fahr-Club der Gastgeber.
Die Teilnehmerlisten in den insgesamt 26 internationalen Prüfungen lesen sich wie ein »Who is Who« des Reitsports. Alleine in das Dressur-Viereck werden fünf Olympiasieger einreiten, angeführt von Isabell Werth, die in Wiesbaden schon 20 Mal den Grand Prix Special sowie die spektakuläre Grand Prix Kür unter Flutlicht gewann.
Auch Reiter aus der Hochtaunus-Region haben sich beim Grand Prix Special schon in die Siegerliste eintragen können. Der Kronberger Matthias Rath siegte 2011 und 2014 auf Totilas. 2017 triumphierte der Bad Homburger Sönke Rothenberger auf Favourit, nachdem schon sein Vater Sven 1990 und 1991 den Grand Prix Special und 1990 bis 1993 gleich viermal in Folge die Kür in Wiesbaden gewonnen hatte.
Einsatz von Cosmo wohl kein Thema
Matthias Rath besitzt einige Pferde, die bald in Championaten an den Start gehen könnten. Foundation deckt aktuell sehr viel, bekommt deshalb eine Pause im Turniersport. Destacado, der im März im italienischen Ornago sowie vor einem Monat in Mannheim den Special gewann, soll eine Woche nach Wiesbaden bei den deutschen Meisterschaften in Balve starten, wird deshalb geschont. Und so sattelt der Kronberger im Grand Prix und im Special den neunjährigen Totilas/Wahajama-Sohn Thiago. »Er ist 2021 noch im Nürnberger Burgpokal gestartet, das wird erst sein dritter Grand Prix. Bei der Premiere in Troisdorf war er siegreich, nun wurde er in München Zweiter. Das unterstreicht sein Potenzial. Aber um gegen solche Klasse, wie sie in Wiesbaden am Start ist, zu bestehen, muss er noch Erfahrung sammeln, routinierter werden«, sagt Rath.
Mannschafts-Olympiasieger Sönke Rothenberger wird vor dem Biebricher Schloss seine fünfjährige Nachwuchshoffnung Foxi Brown vorstellen. Vor drei Jahren hatte der 27-Jährige die internationale Tour der Fünfjährigen in Wiesbaden mit Fendi gewonnen, mit dem er sich in diesem Jahr schon das Final-Ticket für den Louisdor-Preis gesichert hat. An den Pfingstfeiertagen möchte Rothenberger mit dem westfälisch gezogenen Flashdance-Sohn überzeugen.
»Ich bin auf jeden Fall froh, dass er über genügend PS verfügt«, sagt sein Reiter. Eine Einschätzung sei schwierig, denn Rothenberger und Foxi Brown, den seine Familie vor eineinhalb Jahren bei einer Auktion erwarb, waren zusammen erst einmal am Start, Anfang 2021 gewannen sie eine A-Dressur. »Mal sehen, wie er mit der riesigen Kulisse zurechtkommt«, sagt Rothenberger.
Ein Start in Wiesbaden mit seinem Ausnahmepferd Cosmo, stand zunächst nicht zur Debatte. Der 15 Jahre alte Wallach, mit dem Sönke Rothenberger 2016 Olympiasieger, 2018 Weltmeister und 2019 Europameister in der Mannschaft wurde, soll aber bald wieder bereit sein. Das Pferd, dass die Fachwelt mit seiner tänzerischen Leichtfüßigkeit begeisterte, plagen seit fast vier Jahren gesundheitliche Probleme. Mittlerweile kann Cosmo wieder voll trainieren. »Da gibt er mir das Gefühl, dass er absolut fit ist. Aber er und ich, wir müssen nichts mehr beweisen. Absolute Priorität hat sein Wohlbefinden. Uns sitzt kein fremder Besitzer im Nacken, der den Einsatz um jeden Preis fordert«, erklärt Rothenberger. Cosmo werde nie an den Start gehen, um einfach nur teilzunehmen, sagt Sönke Rothenberger.
»Den richtigen Zeitpunkt zu finden, wenn er so weit ist, ist sehr schwierig. Wenn alles passt, kann er jeden Konkurrenten schlagen. Sollte ich nicht überzeugt sein, dass er die Leistung im Wettbewerb bringt, würde ich ihn daheim auf Gestüt Erlenhof genießen und Spaß an unseren Ritten haben. Denn eines ist mir wichtig: Cosmo soll in der Erinnerung als das tolle Pferd bleiben, das er ist.«
MICHAEL LÖFFLER