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Zwei 1000-Kilometer-Flüge

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Pilot Tore Graeber in seinem Ventus, rechts Vereinskollege Daniel Hanner. © Red

Hochtaunuskreis (red). Letztes Jahr schaffte der Luftsportclub Bad Homburg (LSC) erstmals den Aufstieg von der 2. in die 1. Segelflug-Bundesliga und fliegt jetzt unter den besten 30 Segelflugvereinen Deutschlands mit. Am vergangenen Wochenende überragte Tore Graeber mit zwei 1000-Kilometer-Flügen. Aber auch andere Vereinsmitglieder legten große Strecken zwischen 300 und 900 Kilometern zurück.

So konnten auch jüngere Piloten wie Riccardo Mathes und Phillip Wieschnewski Erfahrungen sammeln und persönliche Rekorde knacken. Insgesamt wurden vom LSC Bad Homburg an diesem Wochenende 16 Flüge gemeldet und 9650 Streckenflugkilometer absolviert. Das bedeutet aktuell Platz sechs.

Die Wetterberichte waren sich für Samstag und Sonntag nicht einig, ob es Wolken geben sollte oder nicht. Der eine Bericht versprach Wolken, der andere sprach von Blauthermik, die unter den Segelfliegern nicht so beliebt ist, da die Wolken die Thermik kennzeichnen und somit das Finden der Thermik vereinfachen. Aber dann zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite. An beiden Tagen konnten die ersten Starts bereits um 10 Uhr erfolgen, was zu dieser Jahreszeit einen langen Flugtag versprach und somit alle Voraussetzungen für große Strecken erfüllte.

Zwei ganz besondere Flüge absolvierte dabei Tore Graeber, der am Samstag und Sonntag gleich zweimal über 1000 Kilometer flog. Am Samstag ging es erst nach Paderborn, dann bis 140 Kilometer nordöstlich von Leipzig und dann über den Thüringer Wald, an Erfurt vorbei, wieder in den Taunus zurück. »Meine letzte Wolke hatte ich 450 Kilometer Luftlinie östlich von Anspach entfernt. Der restliche Heimweg verlief ohne Wolken. Da wird einem bei der Entfernung schon mal etwas mulmig im Cockpit. Die 1000 Kilometer waren bis zu diesem Zeitpunkt noch möglich, doch dafür musste der Schnitt von 100 Kilometern pro Stunde gehalten werden, um bis Thermikende wieder zu Hause zu sein und das ist bei Blauthermik durchaus schwierig. Aber man hat ja keine andere Wahl, als einfach weiter zu fliegen und das Beste draus zu machen«, sagte Tore Graeber. Am Samstag reichte es für ihn ganz knapp nicht bis nach Hause. In Braunfels musste er den Motor zur Hilfe nehmen. Die 1000 Kilometer waren aber trotzdem erreicht. So landete er glücklich, aber auch sehr geschafft nach über zehn Stunden Flug wieder in Anspach.

Graeber berichtete: »So ein Flug ist schon etwas Besonderes. Als Nicht-Flieger denkt man zwar, naja, die sitzen da ja nur rum, aber wer schon mal zehn Stunden am Stück mit einem Auto gefahren ist, kann sich vorstellen, dass das durchaus anstrengend ist. Im Flug kann man halt nicht einfach mal rechts ranfahren und Pause machen. Man muss zu jeder Zeit hoch konzentriert sein und am laufenden Band Entscheidungen treffen, zum Beispiel zur Flugwegwahl.«

Solche Flüge sind nur mit viel Training, sowohl mental, körperlich, als auch technisch, möglich. Graeber fliegt seit er 14 Jahre alt ist, also mittlerweile 25 Jahre. »Ich trainiere bei fast jedem Wetter, denn bei schlechtem Wetter lernt man am meisten. Fliegen hat viel mit Erfahrung und Gefühl zu tun. »Man muss sein Flugzeug verstehen können, denn durch kleinste Bewegungen der Flächen kann man leichtes Luftmassensteigen fühlen und somit in den tragenden Linien vorfliegen. Es macht einfach sehr viel aus, ob man in so einer Linie fliegt, in der man 0,5 Meter pro Sekunde steigt oder fällt oder mit 2 Metern pro Sekunde. Das sind die entscheidenden Meter, die über den ganzen Tag gesehen große Flüge möglich machen und das klappt nur durch üben, üben, üben.« Auch die körperliche Kondition und die mentale Einstellung sind wichtig. Das intensive Vor- und Nachbereiten von Flügen ist ebenso wichtig, wie das Interpretieren von Wetterberichten. »Und am Ende gehört auch immer noch ein bisschen Glück dazu, dass man die entscheidende, letzte Thermik am Abend findet, die einen nach Hause bringt«, gibt Tore Graeber zu.

Im Internet finden sich zur Bundesliga detaillierte Informationen unter www.onlinecontest.org/olc-3.0 sowie zum LSC unter www.lsc-badhomburg.de.

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