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Abgang auch eine Chance

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Ein Bild, das in Erinnerung bleiben wird: Filip Kostic bejubelt vor der Eintracht-Fankurve in Sevilla den Europa-League-Sieg mit dem Pott im Arm. © IMAGO

Filip Kostic hat das Spiel von Eintracht Frankfurt über Jahre geprägt. Nun geht der Europapokal-Held der Hessen - er hinterlässt eine große Lücke. Die SGE will noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen.

Es sollten dann doch die letzten Momente von Filip Kostic vor seinen Fans sein. Stolz klopfte sich der Serbe auf die Brust, er winkte immer wieder ins Publikum, als er sich bei der letztlichen 1:6-Niederlage gegen Bayern München nach seiner Auswechslung auf einer kleinen Ehrenrunde feiern ließ. Nur vier Tage nach dem Auftaktspiel der Fußball-Bundesliga ist klar: Es war sein Abschied von Eintracht Frankfurt.

»Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge«, gab Trainer Oliver Glasner in Helsinki vor dem Supercup-Spiel gegen Champions-League-Sieger Real Madrid zu, das am späten Mittwochabend ausgetragen wurde. Natürlich habe Kostic, der die Hessen vor allem aufgrund seiner Leistungen beim Europa-League-Triumph als »Held« verlasse, die Offensive »sehr geprägt«, natürlich sei es »eine Schwächung für uns«. Aber immer, wenn jemand einen Verein verlasse, sei es auch »gleichzeitig eine Chance«, betonte der Österreicher.

Über Jahre erhoben sich die Fans in der Frankfurter Arena, wenn Kostic zu seinen gefürchteten Läufen über links ansetzte. Doch nun, nach Wochen voller Spekulationen und Gerüchte, verlässt der 29-Jährige die Mainmetropole. Das nächste Ziel? Juventus Turin. Selbst auf den Supercup gegen das große Real Madrid verzichtete der Serbe. Juventus hat darauf gedrängt, dass Kostic kein Spiel mehr für die Eintracht macht. Man weiß warum: Verletzungsgefahr. Das ist nicht weit hergeholt, erinnert sei nur an den Fall Leroy Sané vor drei Jahren, dessen Wechsel zu den Bayern schon so gut wie klar war, er aber trotzdem für Manchester City im eher unbedeutenden englischen Supercup auflief und sich prompt das Kreuzband riss. Die Bayern nahmen erst einmal Abstand von einer Verpflichtung.

»Es ist vielleicht ein bisschen schneller gegangen, als wir alle gedacht haben«, sagte Eintracht-Coach Glasner. Doch der Klub habe sich auf den kaum zu verhindernden Abgang eingestellt. Er sei jemand, versicherte der Eintracht-Coach, »der sehr gerne die Chancen sieht«. Andere Profis können sich in den Fokus spielen. Die Eintracht hat die Möglichkeit, sich unberechenbarer aufzustellen - bislang war vieles auf Kostics Wucht ausgerichtet. Ein Systemwechsel, weg von den dynamischen Schienenspielern, sei »durchaus denkbar«, sagte Glasner.

»Ich mache mir gar keine Sorgen, weil wir sehr viel Qualität in unserem Kader haben«, sagte auch Sportvorstand Markus Krösche. Die rund 17 Millionen Euro, die der Kostic-Wechsel in die Kassen spült, könnten dennoch zumindest zum Teil reinvestiert werden. Im Stadtwald sind sie jedenfalls sogar froh, dass sich das Wechseltheater nicht bis Ende August gezogen hat, so kann der Verein selbst noch auf dem Transfermarkt zuschlagen, was er auch tun wird. Vielleicht noch vor dem nächsten Bundesligaspiel in Berlin. Laut Medienberichten soll Frankfurt schon länger an Junior Dina Ebimbe von Paris St. Germain interessiert sein.

Überrascht war die Mannschaft keineswegs von der Nachricht, dass Kostic nicht einmal mehr mit nach Helsinki zum UEFA-Supercup gegen Real Madrid reisen würde. Torhüter Kevin Trapp sprach vom »Teil des Geschäfts«. Der Abgang sei »nichts, was uns aus der Bahn werfen wird oder großartig geschockt hat«. Das Thema habe es »gefühlt jedes Jahr« gegeben. Im vergangenen Sommer etwa, als Kostic gar mit einem Streik einen Wechsel zu Lazio Rom hatte forcieren wollen. Die Eintracht zeigte sich unbeeindruckt, der dribbelstarke Linksfuß, der 2018 nach Frankfurt gekommen war, musste bleiben - er spielte die vielleicht beste Saison seines Lebens.

»Filip hat mit dem Verein Geschichte geschrieben und sehr viel geleistet«, sagte Trapp. Die beiden Tore bei der Sensation in Barcelona, die Bilder mit dem Pott - als Europa-League-Held wird Kostic in Erinnerung bleiben. »Das«, betonte Glasner, »gönne ich ihm von Herzen.« MITARBEIT: DUR

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