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Alles ist möglich bei Tottenham

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Eintracht-Schlussmann Kevin Trapp hat letzte Woche im Hinspiel seinen Kasten gegen Tottenham Hotspur sauber gehalten, selbst Starstürmer Harry Kane (r.) wollte kein Treffer in Frankfurt gelingen. Heute kommt es zu einem Wiedersehen. © IMAGO

Keine Frage, Tottenham Hotspur ist im heutigen Heimspiel der Champions League gegen Eintracht Frankfurt favorisiert. Doch garantiert dies noch lange nicht einen Sieg, der deutsche Gast will mitspielen.

Wer will, kann sich den Sportplatz auch aus luftigster Höhe anschauen, vorausgesetzt er schafft die 4155 Stufen, hat keine Höhenangst und ist angeleint: Das und ein paar Pfund, die man berappen muss, benötigt man für den Skywalk hoch auf dem Dach über dem Tottenham-Hotspur-Stadium im Norden Londons, 782 High Road, der Heimspielstätte der gleichnamigen englischen Spitzenmannschaft. Gut, das Spiel am heutigen Mittwochabend zwischen Tottenham und Eintracht Frankfurt (21.00 Uhr/DAZN) kann man nicht von oben sehen, die Tour ist nur an spielfreien Tagen buchbar oder wenn nicht gerade American Football gespielt wird im eigentlichen Fußballtempel.

Am vergangenen Sonntag warfen sich da Spieler der New York Giants und der Green Bay Packers das ovale Ei um die Ohren bei den London Games, die NFL schwappt bekanntlich auch nach Europa. Immerhin muss Eintracht-Trainer Oliver Glasner nicht fürchten, dass die schweren Jungs den fast heiligen Rasen niederkartätscht haben: Für die NFL-Spiele wird ein Football-Spielfeld ins Stadion geschoben, 25 Minuten benötigt die ausgefeilte Technik nur dafür. Und für Mittwochabend ist auch wieder der richtige Untergrund, aus zwei Metern Tiefe, in die Arena gefahren worden. Satt grün der Rasen, der täglich gemäht und geschnitten wird, wie es heißt. Vermutlich sogar mit der Nagelschere.

Am Geläuf wird es also nicht liegen, falls es nichts wird mit einem, sagen wir, Kantersieg, auch nicht an der Rotation. Glasner wird nach den unangenehmen Erfahrungen von Bochum wieder seine stärkste Elf aufbieten, die geschonten Herren sollten wieder ins Laufen kommen dürfen. Da wird, so viel dürfte sicher sein, eine andere Mannschaft auf dem Rasen stehen, sowohl was die Personen angeht als auch an mentaler Stärke.

Am gewohnten Ablauf hat der Frankfurter Fußballlehrer nichts verändert. Am Dienstag, zur Mittagszeit, bat der Coach noch mal zum Abschlusstraining hinters Stadion im Stadtwald, danach ging es in die englische Kapitale, die die Frankfurter Entourage bei Sonnenschein empfing. Britisches Schmuddelwetter ist nicht angesagt, immerhin.

Tja, und wie sind nun die Aussichten der Hessen, den Vorgaben von Sportvorstand Markus Krösche zu entsprechen, international zu überwintern? Nachdem die Eintracht einmal gegen alle Widersacher am Ball war, mit durchaus nicht enttäuschenden Leistungen, scheint das Erreichen des Achtelfinales in der Champions League zwar immer noch möglich, dazu wäre aber ein Erfolg in London schon beinahe zwingend - und da, bei den sehr heimstarken und auch qualitativ am besten besetzten Engländern, hängen die Trauben extrem hoch. Und es ist die Frage, ob die Eintracht stets, quasi auf Knopfdruck, diesen ganz besonderen Spirit kreieren kann, der große Leistungen wie in Barcelona, West Ham oder in Sevilla möglich macht. Andererseits: Gerade in den internationalen Auswärtsspielen haben sich die Hessen von ihrer Sahneseite gezeigt, beim Titelgewinn in der vergangenen Saison hatten sie keine Partie in der Ferne verloren, auch der bislang einzige Sieg in der Königsklasse war ein 1:0 bei Marseille. Ein gutes Omen? Oder geht in Tottenham eine stolze Serie zu Ende?

Selbst bei einer Niederlage bei den punktgleichen Londonern (vier Zähler) muss das freilich noch lange nicht das Aus bedeuten, dazu ist diese Gruppe D zu ausgeglichen besetzt. Den momentan Letzten, Olympique Marseille (drei Punkte), trennt genau ein Sieg gegen den Ersten, Sporting Lissabon (sechs), von der Tabellenführung. »Es ist weiterhin alles eng beieinander«, sagte Kapitän Sebastian Rode vor einer knappen Woche nach dem mannhaft errungenen torlosen Remis gegen die Spurs. Die vier Zähler, die die Eintracht bislang bei ihrem Champions-League-Debüt aufs Konto geschaufelt hat, brachte ihr 3,73 Millionen Euro an Prämie ein.

Am realistischsten ist momentan ein Szenarium, das die Eintracht auf Platz drei in der Gruppe ankommen lässt - zumal die 0:3-Niederlage im Auftaktspiel gegen Sporting Lissabon eine zusätzliche Hürde ist. Denn in der Champions League zählt bei Punktgleichheit der direkte Vergleich, die Hessen müssten also das Rückspiel am 1. November in Lissabon mit mehr als drei Toren Differenz gewinnen, schwierig - selbst wenn die Portugiesen bis dahin schon vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert sein sollten. Andererseits sind die Chancen der Frankfurter in der Europa League, noch die eine oder andere Runde mehr zu erreichen, ungleich größer als bei den Champions. Das haben die Frankfurter ja bereits in der Gruppenphase feststellen müssen, wie intensiv, anstrengend diese Begegnungen sind, auf welchem Niveau sie angesiedelt sind. Das ist dann schon eine andere Hausnummer.

Aufstellungen

Tottenham: Lloris - Romero, Dier, Davies - Doherty, Højbjerg, Bentancur, Perisic - Richarlison, Kane, Son. - Frankfurt: Trapp - Tuta, Hasebe, Ndicka - Jakic, Rode, Sow, Lenz - Götze, Kamada - Kolo Muani. - SR: Carlos del Cerro Grande (Spanien).

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