Andere Lage, gleiches Ziel

Nach zwei Geisterjahren wird am Mittwoch die Vierschanzentournee wieder zum riesigen Fanfest. Doch sportlich sind die Aussichten für die DSV-Adler um Karl Geiger diesmal nicht so rosig.
Bei Weihnachtsgans, Bratapfel und Lebkuchen genossen Karl Geiger und der Rest der deutschen Skispringer daheim im Familienkreis ruhige Stunden vor dem großen Vierschanzentournee-Trubel. Doch statt satt und zufrieden trudelten die DSV-Adler hungrig und hochmotiviert am gestrigen Montag am Treffpunkt im Teamhotel hoch über Oberstdorf ein - schließlich bleibt trotz mauen Saisonstarts für Geiger und Co. der erste deutschen Tourneesieg seit 21 Jahren das große Ziel.
»2021 bin ich im Gelben Trikot mit einem ziemlich breiten Kreuz angereist. Jetzt ist alles mit ein bisschen mehr Unsicherheit behaftet«, sagt Geiger vor dem Auftakt des Schanzenklassikers in seinem Heimatstädtchen (Qualifikation am Mittwoch, Entscheidung am Donnerstag), »aber in Oberstdorf will ich einfach immer richtig performen«. Zumal es erstmals nach zwei Corona-Geisterjahren wieder vor vollem Haus und mehr als 25 000 Fans zur Sache geht. »Das freut mich extremst«, sagt der 29 Jahre alte Olympiadritte, der 2020 vor leeren Rängen am Schattenberg triumphierte: »So ganz vorstellen kann ich mir das fast gar nicht mehr.«
Früher war in der Tat mehr Lametta. Mehr Fans, aber auch mehr deutsche Erfolge: Im Vorjahr traten der damalige Weltcup-Gesamtführende Geiger und der sechsmalige Weltmeister Markus Eisenbichler als zwei Kernfavoriten zur Tournee an. Die Chancen auf den ersten Gesamtsieg seit Sven Hannawalds »Grand Slam« 2001/02 schienen groß wie nie. »Aber auch aus dieser Situation haben wir eben nicht gewonnen«, erinnert sich Bundestrainer Stefan Horngacher achselzuckend. Mehr noch: Erstmals seit 2016/17 landete kein Deutscher unter den besten Drei.
Im laufenden Winter liegt Geiger, zuletzt in Engelberg immerhin klar verbessert, auf Gesamtweltcup-Platz sieben, sorgte als Dritter in Titisee-Neustadt für den einzigen deutschen Podestplatz - im Vorjahr waren es sieben bis zur Tournee. Horngachers Hoffnung: Vielleicht läuft es ja jetzt genau gegenteilig - pfui vor, hui bei der Tournee.
»In unserer Situation bist du immer im Arbeitsmodus drin und willst zu den Besten aufschließen, die derzeit ein Stück weg sind. Wenn dann einer ins gute Fahrwasser kommt, kann es richtig abgehen«, sagt der Österreicher. Und überhaupt: »Wir müssen noch nicht in Oberstdorf gewinnen.«
Oft starteten die DSV-Adler am Schattenberg grandios, feierten dort 22 Tagessiege. Oft ging ihnen dann aber die Luft aus - in Innsbruck und Bischofshofen gelangen zusammengerechnet nur 21 Erfolge. Eine stetige Leistungssteigerung bis zum Höhepunkt am 6. Januar - das wäre nach Horngachers Geschmack: »Vielleicht haben wir ja mal das Glück.«
Das wird es brauchen, um die dominierenden Springer zu bezwingen. Der Pole Dawid Kubacki (4), Tourneesieger 2019/2020, und der Slowene Anze Lanisek (3) gewannen sieben der acht Saisonspringen, auch Halvor Egner Granerud (Norwegen) und Stefan Kraft (Österreich) waren meist deutlich stärker als Geiger. »Ich wäre schon zufrieden, wenn einer der Deutschen auf dem Podest steht«, sagte der noch immer nachfolgerlose Hannawald.
Und dieser jemand kann eigentlich nur Geiger sein - auch wenn drei weitere Springer des DSV-Aufgebots dies bereits geschafft haben. Olympiasieger Andreas Wellinger (2. 2017/18) fehlt aber trotz Ausreißern nach oben die nötige Konstanz, dem ebenfalls lange verletzten Stephan Leyhe (3. 2018/19) das einstige Niveau - und Eisenbichler (2. 2018/19) derzeit fast alles.
»Ich muss auf der Schanze den Knoten einfach wieder lösen, dann fällt mir das andere alles leichter«, sagte der »Eisei«, der die Generalprobe in Engelberg fluchend auf Platz 30 beendet hatte. Und deshalb sind seine Tournee-Ziele diesmal anderer Natur: »Ich möchte einfach wieder das Gefühl haben, einen geilen Sprung zu machen.«
(dpa). Schöner hätten diese Weihnachten für Dirk Nowitzki wohl kaum sein können. Erst ehrten die Dallas Mavericks die deutsche Basketball-Ikone, dann sah der langjährige Mavericks-Profi den Sieg des jetzigen Teams gegen die Los Angeles Lakers mit dem aktuellen deutschen Nationalmannschafts-Kapitän Dennis Schröder.
»Es war emotional«, sagte Dirk Nowitzki, nachdem der 44-Jährige am ersten Feiertag bei strahlend blauem Himmel seine eigene Statue vor dem American Airlines Center in Dallas enthüllt hatte. Als die zylinderförmige Verhüllung in die Luft gehoben wurde, »fühlte es sich an, als ob die Sonne heute einfach perfekt ist und direkt darauf scheint«.
Die Statue zeigt Nowitzkis ikonischen nach hinten abgesprungenen einbeinigen Wurf und ist insgesamt mehr als sieben Meter hoch. »Loyalty never fades away«, steht dazu passend auf dem Sockel der Statue, zu Deutsch: Loyalität vergeht nie. Alle seine 21 Spielzeiten hatte der Würzburger für die Mavericks in der NBA gespielt, dort nahezu sämtliche Franchise-Rekorde aufgestellt und das Team zum bislang einzigen Meistertitel 2011 geführt.
»Dieses Ding wird hier jetzt für immer stehen«, fasste der Geehrte sichtlich gerührt zusammen und stand dabei unweit des ebenfalls nach ihm benannten Nowitzki Way. Die Statue sehe »atemberaubend« aus.
Mavericks-Besitzer Mark Cuban hatte bereits zur Abschiedszeremonie von Nowitzki bei dessen finalem Heimspiel 2019 eine immense Statue angekündigt - und hielt nun gerne Wort. »Es ist ein Versprechen, das ich mit Freude einlösen kann, weil du es verdient hast«, sagte Cuban.
Das aktuelle Team um Trainer Jason Kidd, der 2011 an der Seite Nowitzkis Meister wurde, nahm an der Zeremonie teil. Danach siegte die Mannschaft um den heutigen Starspieler Luka Doncic aus Slowenien mit 124:115 gegen die Los Angeles Lakers - bei denen mit EM-Bronzemedaillengewinner Schröder der aktuell beste deutsche Basketballer spielt.
Als die Mavericks in der ersten Hälfte nur schwer in die Partie fanden, zeigte die Hallenregie Nowitzki auf dem Videowürfel. Der aufbrausende Applaus schien die Mannschaft zu beflügeln: Im dritten Viertel erzielte sie 51 Punkte, mehr gelangen noch keinem NBA-Team in dieser Saison in einem Viertel. Für Nowitzki ist die Ehrenrunde noch nicht vorbei. Erst am Mittwoch wurde bekannt, dass er 2023 aller Wahrscheinlichkeit nach in die Hall of Fame des Basketballs aufgenommen wird.
