Ausreißer Pedersen obenauf

Nach dem Stress im Hochgebirge überraschen bei der Tour de France die Ausreißer die Sprinter. Mads Pedersen ist nicht zu schlagen. Simon Geschke stellt im Bergtrikot einen deutschen Rekord auf.
Ausreißer Mads Pedersen hat in der Hitze von Saint-Étienne das erwartete Sprint-Spektakel verhindert und bei der 109. Tour de France seinen ersten Etappensieg gefeiert. Der dänische Ex-Weltmeister setzte sich am Freitag bei Temperaturen von über 35 Grad vor dem Briten Fred Wright und dem Kanadier Hugo Houle durch. Simon Geschke verteidigte sein Bergtrikot nach 192,6 Kilometern einmal mehr erfolgreich und schrieb ein kleines Stück deutsche Tour-Geschichte.
»Es ist unglaublich, endlich den Etappensieg zu holen. Die Form ist gut und es hat viele Versuche gekostet. Für einen Fahrer wie mich gibt es bei dieser Tour wenig Chancen, da musste ich diese nutzen«, sagte Pedersen. »Lange Zeit dachte ich, es war ein Fehler, in die Gruppe zu gehen. Der Vorsprung war nicht groß, aber die Strecke war schwer genug.« Es war bereits der dritte dänische Etappensieg bei dieser Tour, die in Kopenhagen startete.
In der Gesamtwertung hatte Jonas Vingegaard erwartungsgemäß keinerlei Probleme, sein Gelbes Trikot zu verteidigen. Der Däne liegt 2:22 Minuten vor Titelverteidiger Tadej Pogacar und 2:26 vor dem walisischen Ex-Toursieger Geraint Thomas.
Nach dem Start in Bourg d’Oisans am Fuße des Anstiegs zur Alpe d’Huez versuchten es zahlreiche Fahrer mit einem Ausreißversuch, darunter auch der deutsche Meister Nils Politt. Letztlich entstand eine siebenköpfige Spitzengruppe ohne deutschen Fahrer, in der Zeitfahr-Weltmeister Filippo Ganna vertreten war. Unter den Sprinter-Teams herrschte jedoch keine Einigkeit in der Nachführarbeit, sodass die Ausreißer sich ins Ziel retteten.
Bergkönig Geschke verzichtete auf Attacken und weitere Punkte und hielt sich nach den anstrengenden Tagen im Hochgebirge im Feld auf. Mit 43 Punkten steht der Berliner noch immer an der Spitze der Bergwertung, der Südafrikaner Louis Meintjes ist vier Zähler zurück Zweiter. In Saint-Étienne erhielt der 36-Jährige das berühmte weiße Trikot mit den roten Punkten zum fünften Mal und stellte damit eine deutsche Bestmarke auf.
»Ich wusste das nicht mit dem deutschen Rekord. Das ist schön, aber ich hoffe vielmehr, dass ich das Trikot mit in den Ruhetag nehmen kann. Und dann kommen die richtig schweren Etappen«, sagte Geschke. »Ich erhole mich Tag für Tag und probiere, so viele Kräfte wie möglich zu sammeln für die Pyrenäen.«
Bisher war Marcel Wüst der Radprofi, der das Bergtrikot bei der Tour aus deutscher Sicht am häufigsten getragen hat. Vier Etappen lang trug der Sprinter aus Köln das Trikot bei der Tour 2000. Geschke hat gute Chancen, die Führung in der Wertung bis zum zweiten Ruhetag am Montag zu verteidigen. Die Etappen am Wochenende führen durch das Zentralmassiv und sollten dem Cofidis-Profi vom Profil her liegen. Die Frage ist nur, wie es um die Kräfte steht.
Einer von Geschkes Konkurrenten um das Bergtrikot musste sich am Freitagmorgen kampflos geschlagen geben. Warren Barguil musste die Tour als sechster Radprofi wegen eines positiven Corona-Tests verlassen. Die Tests der anderen sieben Fahrer der Mannschaft, darunter der Gesamtsechste Nairo Quintana aus Kolumbien, waren nach Angaben des Teams negativ. Der Franzose Barguil hatte 2017 das Bergtrikot der Tour gewonnen, lag vor der 13. Etappe mit 30 Punkten in Schlagdistanz zu Geschke.
Nach den Alpen macht die Tour einen Abstecher ins Zentralmassiv. Am Samstag führt das 14. Teilstück über 192,5 km von Saint-Etienne nach Mende. Dabei warten zwar keine Bergriesen, aber doch vier Anstiege der dritten und einer der zweiten Kategorie. Vor allem die letzten drei Kilometer zum Flugplatz hinauf sind mit durchschnittlich 10,2 Prozent Steigung anspruchsvoll.