Bronze für Braunschweig

Olympiasieger Florian Wellbrock steigt verspätet in die EM ein, sein Zimmerkollege Ole Braunschweig gewinnt mit Bronze die vierte deutsche Medaille.
Als Olympiasieger Florian Wellbrock mit Verspätung in die Schwimm-EM startete, stahl ihm im Foro Italico sein »bester Freund« die Schau. Sein Zimmerkollege Ole Braunschweig sprintete in einem Herzschlagfinale zu Bronze über 50 m Rücken und verwirklichte sich damit »ein Träumchen«. Der Berliner riss die Fäuste hoch, als er nach 24,68 Sekunden um sieben Hundertstel den Kampf um Platz drei gewonnen hatte. »Mega, ich hab einfach Vollgas gegeben«, sagte der 24-Jährige nach dem vierten Edelmetall für das deutsche Team in Rom, »es hat geklappt.«
Mit Doppel-Weltmeister Wellbrock teilt Braunschweig nicht nur das Zimmer im Mannschaftshotel, sondern auch die Einstellung: »Mit Flo push ich mich, wir sind der Hype-Train.« Dass der deutsche Star am Dienstag ebenfalls auf das Podest steigen wird, ist für Braunschweig eine ausgemachte Sache: »Ich würde sagen als bester Freund: Er holt Gold. Da glaube ich ganz fest dran.«
Wellbrock selbst traut sich dagegen noch keine Einschätzung für das Finale über 1500 m Freistil zu. »Wir lassen uns überraschen, ob ich um die Medaillen mitschwimmen kann«, sagte der 24-Jährige nach seinem fünften Platz im Vorlauf: »Ich gucke, was der Körper hergeben kann.« Seinen Trainingsrückstand nach Corona-Erkrankung hat er auch nach dem Verzicht auf die 800 m noch nicht aufgeholt, aber damit ist er nicht allein: »Alle sind irgendwie ein bisschen angeschlagen.«
Auch sein Magdeburger Vereinskollege Lukas Märtens, dem am Montag auf der Jagd nach dem zweiten EM-Edelmetall als Siebtem über 200 m Freistil die Kräfte ausgingen. »Die Beine haben zugemacht, der Kopf hat dann irgendwann auch gesagt: Scheiße, irgendwie läuft’s jetzt nicht mehr«, berichtete der 20-Jährige, der 47 Stunden nach Silber über 800 m »von einer Medaille geträumt« hatte. Jetzt setzt er auf die 400 m am Mittwoch.
Nur 63 Hundertstel trennten Angelina Köhler vom ersten deutschen EM-Edelmetall über 100 m Schmetterling seit Franziska van Almsicks Silber 1993. »Das ist bitter«, meinte die 21-Jährige nach Platz vier, »das hat einen faden Beigeschmack.«
Sieben Wochen nach der WM in Budapest, wo Wellbrock als erster Deutscher seit 40 Jahren fünf Medaillen gewann, schwimmt nicht nur der Olympiasieger auf dem Zahnfleisch. »Es ist eine wahnsinnig lange Saison, nach der WM sind alle auch mental müde«, berichtete er, »unheimlich viele Leute waren krank, egal ob normale Grippe oder Corona.« Im Endlauf will er »Spaß haben, dabei sein«. Die EM im Weltrekordbecken des Foro Italico, wo Paul Biedermann vor 13 Jahren die Schwimmwelt mit Fabelzeiten auf den Kopf stellte, wollte er sich auch von Corona nicht nehmen lassen, »ich war noch nie hier«. Beweisen muss er nach zweimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze in Budapest ohnehin nichts mehr, »ich brauche hier jetzt nicht über die Stränge zu schlagen«.