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BVB feuert Trainer Rose

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Marco Rose ist nicht länger Trainer in Dortmund. FOTO: IMAGO © IMAGO

(sid). Am Samstag noch schwärmte Marco Rose von der grandiosen Südtribüne und den außergewöhnlich warmherzigen Abschieden - sechs Tage später wird er selbst ruppig-kalt vor die Tür gesetzt. Nach einer monatelangen Achterbahnfahrt mit Blamagen in drei Pokalwettbewerben hat Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund die »unbefriedigende« Zusammenarbeit mit seinem Trainer per Paukenschlag beendet.

Roses Nachfolger, laut Sky-Informationen Edin Terzic, wird der siebte BVB-Coach in sieben Jahren.

Die Trennung ist durchaus logisch, sie kommt angesichts der vorherigen Ruhe in der Chefetage aber dennoch überraschend. Wenige Zeilen war dem BVB die Nachricht wert: »Dieser Tag ist kein einfacher für uns alle, denn die gegenseitige Wertschätzung untereinander war, ist und bleibt groß«, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: »Wir mussten feststellen, dass wir in vielen Teilbereichen nicht das Maximum aus unseren Möglichkeiten herausgeholt haben.« Somit erfolgte das Aus nach »intensiver Saisonanalyse«, an der Rose selbst, Watzke, Sportdirektor Michael Zorc, dessen Nachfolger Sebastian Kehl und der externe Berater Matthias Sammer teilgenommen hatten. Über die künftige Lösung soll bald gesprochen werden - favorisiert wird anscheinend Roses beliebter Interimsvorgänger Terzic.

Zunächst steht fest: Die ewige Suche nach einem Mann, der an die 2015 beendete Ära Jürgen Klopp anknüpfen kann, ist erneut gescheitert. Mit Thomas Tuchel gab es interne Querelen, Peter Bosz bekam keine Konstanz hinein, Peter Stöger musste auch gehen, Lucien Favre ging den Verantwortlichen am Ende auf die Nerven. Terzic, gefeierter Pokalsieger 2021, wurde im Anschluss eigens zum Technischen Direktor erklärt, um als Co-Trainer nicht ständig über Marco Rose zu schweben. Nun scheint er ihn doch abzulösen.

Der für fünf Millionen Euro vom Rivalen Borussia Mönchengladbach gekommene Rose war, so liest es sich, mit der Erwartung ins Analyse-Tribunal gegangen, in der kommenden Saison den großen Umbruch in der Mannschaft zu moderieren. Aber: »Während unseres Gespräches ist in mir der Eindruck gereift, dass die hundertprozentige Überzeugung aller Verantwortlichen nicht mehr vorhanden ist«, sagte er: »Letztlich haben wir uns deshalb gemeinsam entschieden, die Zusammenarbeit zu beenden.« Rose hatte 2021 einen Dreijahresvertrag unterschrieben.

Zweifel gab es früh. Viele Fans sahen keine angemessene Entwicklung von Schlüsselspielern, das gesamte Mannschaftsgefüge war allerdings auch nicht stimmig. Dem blamablen Aus in einer lösbaren Champions-League-Gruppe folgten das Pokal-Debakel beim FC St. Pauli und miese Europa-League-Vorstellungen gegen die Glasgow Rangers. In der Liga riss der Kontakt zum Dauermeister Bayern München früher ab als erhofft.

Der BVB macht nun reinen Tisch: neuer Sportdirektor, neuer Trainer, eine in größeren Teilen neue Mannschaft. Für die seit Jahren anfällige Abwehr wurden die Nationalspieler Niklas Süle und Nico Schlotterbeck verpflichtet, Karim Adeyemi soll den Schmerz nach dem Abgang des Topstürmers Erling Haaland lindern. Salih Özcan soll vom 1. FC Köln kommen, weitere Transfers werden folgen.

In Sachen Trainer ist der BVB zum Schleudersitz geworden - und im gesamten Liga-Umfeld dreht sich das Karussell schwindelerregend. Der VfL Wolfsburg, der FC Augsburg, die TSG Hoffenheim, Schalke 04, Hertha BSC, Borussia Mönchengladbach: Sie alle wechseln zur neuen Saison. Da ist Kreativität gefragt. Oder die Besinnung auf das, was sich ohnehin schon im eigenen Stall findet.

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