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Das ewige Rätsel Sané

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Viel zu passiv: Leroy Sané (l.) beim 1:1-Unentschieden in Italien im Zweikampf gegen Alessandro Florenzi. FOTO: DPA © DPA

Dem mäßigen Nations- League-Start mit dem 1:1-Unentschieden in Italien soll heute ein Sieg im Klassiker gegen England folgen. Dafür plant Bundestrainer Hansi Flick Veränderungen. Der Bayern-Block bröckelt.

Hansi Flick ist kein Mensch, der wütet. Wenn ihm etwas missfallen hat, verkündet er das in sachlicher Terminologie. »Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen, den Rhythmus verloren und die Räume nicht mehr gefunden«, sagte der deutsche Fußball-Bundestrainer nach dem 1:1 bei den Italienern am Samstag in Bologna. Doch mit Blick auf das zweite Nations-League-Spiel am heutigen Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) in München fand er schnell zu positiver und gnädiger Sichtweise zurück. Er hatte da was analysiert, was er der Mannschaft in der Video-Nachbesprechung vorführte. Motto: Das habt ihr hervorragend gemacht, das will ich in der Allianz-Arena auch sehen.

Es geht um »die Bereitschaft, aktiv zu sein«. Die sah er darin verwirklicht, »wie die Mannschaft sich nach dem 0:1-Rückstand gezeigt hat«. Er hatte mitgezählt: Eine Stafette über 28 Kontakte - wie in den Clips von Pep Guardiolas Manchester City - führte zum Ausgleich durch Joshua Kimmich (73.), nachdem Lorenzo Pellegrini drei Minuten zuvor die Italiener in Führung gebracht hatte. »Der erste Ballkontakt Italiens war der Wiederanstoß - doch nach zehn Sekunden hatten wir den Ball, und es wäre fast das 2:1 daraus geworden«. Seine Schlussfolgerung: »Die Szenen haben gezeigt, was für Potenziale wir haben. Und dieses gute Gefühl wollen wir gegen England einbringen.«

Grundstimmung also: Mit dem festen Vorsatz, zum hochintensiven Vortrag, dem Markenzeichen in der souverän bestrittenen WM-Qualifikation zurückzukehren, geht es in ein Stadion, das ausverkauft sein wird. Volle Hütte - schön vor allem für Flick, der das in seiner Blütezeit als Bayern-Trainer nicht erleben durfte. Sein Alltag waren Geisterspiele.

Tadel für Süle vom Trainer

Irgendwie ist er immer noch ein bisschen Bayern-Coach, so hat er auch in Bologna aufgestellt: Sieben Münchner Spieler fingen an, dazu Benjamin Henrichs (Leipzig), den er gerne verpflichtet hätte, und Timo Werner (Chelsea), der für ihn ebenfalls vorstellbar gewesen wäre im Bayern-Team. Doch war es richtig, einen Bayern-Block auf den Rasen zu schicken, wo doch der Meister in der letzten Saisonphase wenig Erbauliches bot? Nun, Flick verteidigt seine Personalauswahl, sie sei unter dem Eindruck von je einer Woche Training in Marbella und Herzogenaurach erfolgt: »Da haben sie ihre Qualität gezeigt.« Trotzdem: Er wird die erste Elf »auf der einen oder anderen Position verändern«, was heißen wird: Weniger Bayern-Spieler zu Beginn.

Gefährdet ist Niklas Süle. Den Innenverteidiger tadelte der Bundestrainer in Bologna namentlich: »Da besteht auch die Möglichkeit, dass Niklas den Ball klärt«, gab er dem künftigen Dortmunder eine Mitverantwortung am Gegentor zum 0:1.

Weichen muss wohl auch Leon Goretzka; gegen England soll Ilkay Gündogan spielen, der Manchester City mit zwei Treffern am letzten Spieltag zur Meisterschaft verholfen hat. Flick: »Er ist ein beruhigendes Element, war, nachdem er in Italien eingewechselt wurde, mit Jo Kimmich immer anspielbar.«

Sicher auf der Bank finden wird sich Leroy Sané. Am Hochbegabten lief das erste Nations-League-Spiel komplett vorbei, Flick seufzte, als er am Montag auf »das Rätsel Leroy Sané« angesprochen wurde. »Leroy kann der Unterschiedsspieler sein - wenn er die Bereitschaft hat, zu zeigen, dass er im Spiel ist.« Die geforderte Intensität könnte er »locker bringen«. Es ist ein ewiges Einerseits-Andererseits mit Sané. Flick fand ihn »letzte Saison über weite Strecken überragend«, weiß aber, »dass man bei Leroy das Ende der Saison sieht«. Keine Torbeteiligung seit Februar. Flick ist es »wichtig, dass man mit den Spielern spricht und erfährt, was treibt sie privat um«. Doch ebenso wird Sané »auch klare Vorgaben von uns bekommen«.

Hansi Flick wird Korrekturen vornehmen für das nächste Spiel, der ganz normale Trainerjob. Seine tiefe Überzeugung wurde nicht über den Haufen geworfen: »Wir haben eine gute Qualität.«

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