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»Das kotzt mich an«

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Kölns Trainer Steffen Baumgart spricht Klartext. © IMAGO

(sid). Steffen Baumgart hätte Grund gehabt, zufrieden zu sein nach diesem Saisonstart in der Fußball-Bundesliga. 3:1 gegen Schalke 04, das ärgerliche Pokal-Aus abgeschüttelt und die große Mehrheit der 50 000 Fans im Stadion glücklich gemacht - und doch schimpfte der Trainer des 1. FC Köln. Und zwar nicht allein wegen des Verlusts seines Torjägers Anthony Modeste.

Sondern vor allem, weil der nahende Wechsel zu Borussia Dortmund ausgerechnet am Spieltag durchgesickert war. Am Montagabend dann war die Tinte trocken.

»Das kotzt mich an«, sagte Baumgart energisch: »Es ist nicht das erste Mal, dass ich das Gefühl habe, dass etwas rauskommt. Und zwar nicht von uns. Egal, wer dann Scheiße erzählt. Vier Stunden vor dem Spiel kommen wir dadurch in eine schwierige Situation.« Es habe »mit Fair Play zu tun, dass man das unter dem Deckel hält und nicht großkotzig durch die Gegend redet«. Er selbst habe dadurch als Trainer die »Arschkarte«, denn dank der Gerüchte sei er zum Handeln gezwungen gewesen.

»Ich habe zu Tony ein gutes Verhältnis, trotzdem muss ich eine Entscheidung treffen«, sagte Baumgart, der den französischen Top-Stürmer fürs Schalke-Spiel wenige Stunden vor Anstoß aus dem Kader strich. »Wir sind nicht der dickste Fisch im Teich«, sagte Baumgart, was bedeuten soll: Wenn ein großer Klub anklopft und Spieler lockt, hat der FC wenig entgegenzusetzen. »Das ist Teil des Business«, betonte der 50-Jährige. Bereits vor Wochen war Leistungsträger Salih Özcan zum BVB gewechselt. Modeste (34), erhält einen Einjahresvertrag, verdoppelt aber praktisch sein Gehalt.

Das Kollektiv soll den Verlust des mit 20 Treffern besten Torschützen der Vorsaison auffangen. Ja, sagte Baumgart, »Modeste wird uns sicher in der einen oder anderen Situation fehlen«, doch der Franzose habe auch von der Mannschaft profitiert, die ihn in der Vergangenheit immer wieder in Szene gesetzt hatte. Für den finanziell klammen FC ist der Transfer extrem wertvoll: Mit 3,5 Millionen Euro war Modeste Topverdiener in Köln, dazu kassiert der Verein eine Ablösesumme, die laut Sky bei rund 5,0 Millionen Euro liegen soll und womöglich direkt teilweise reinvestiert wird. Kandidaten sollen Joel Pohjanpalo (Leverkusen) und Branimir Hrgota (Fürth) sein.

Für Baumgart war unterdessen klar, dass er Modeste keine Steine in den Weg legen werde. Bereits im vergangenen Winter habe der Stürmer ein lukratives Angebot eines anderen Klubs erhalten, damals habe man ausgemacht, im Sommer Gespräche zu führen. »Wir waren auch nach der Vorgeschichte aus dem Winter der Meinung, dass wir uns mit diesem Transfer auseinandersetzen sollten«, sagte Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller:

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