Denkzettel für Weltmeister

(sid). Fußball-Weltmeister Frankreich sucht nach seiner WM-Form, die Niederlande und Dänemark rücken in den Kreis der Mitfavoriten - und Stefan Kuntz blamiert sich mit der Türkei im Nordatlantik. Ein Überblick zu den Schlaglichtern der Nations League:
Formsuche: Dem Abstieg konnte Frankreich gerade noch entgehen, nach einem enttäuschenden 0:2 in Kopenhagen gegen Dänemark zeigt die Formkurve des Weltmeisters jedoch wieder einmal nach unten. »Ich werde die Situation nicht schwarzmalen«, gab sich Nationaltrainer Didier Deschamps nach dem Spiel auch mit Blick auf die aktuelle Verletztenmisere zunächst trotzig. Wenig später schickte er dann doch eine Warnung an seine Spieler. Nach diesem »Denkzettel« werde er »keine Ausreden gelten lassen«. Die Spieler müssten bereit sein für »das, was uns in zwei Monaten erwartet«. Denn, das wissen sie auch bei der Equipe Tricolore, in der aktuellen Verfassung rückt die angestrebte Titelverteidigung in Katar in weite Ferne.
(Geheim)favorit I: Louis van Gaal wollte sich nicht zufriedengeben. »Wir haben sehr schlecht gespielt«, konstatierte der niederländische Bondscoach nach dem 1:0 seiner Mannschaft gegen Belgien. Dabei hat der frühere Bayern-Trainer zwei Monate vor der WM in Katar allen Grund, optimistisch zu sein. Seit der 71-Jährige die Nationalmannschaft im Sommer 2021 übernommen hat, ist er in 15 Spielen ungeschlagen. In der Nations League qualifizierte man sich souverän für das Final-Turnier im eigenen Land. »Das schafft Vertrauen«, sagte Kapitän Virgil van Dijk mit Blick auf die »nächste Station« Katar und betonte: »Hoffentlich wird es dann eine besondere Weltmeisterschaft.« Van Gaal jedenfalls hat dafür schon einen Plan bereit: Er müsse einfach seine Serie ausbauen, berichtete der erfahrene Trainer augenzwinkernd, denn wenn diese »bis zum Ende des Jahres anhält, bedeutet das, dass wir Weltmeister sind.«
(Geheim)favorit II: Zum Gruppensieg reichte es am Ende nicht, dennoch war die Stimmung im Parken in Kopenhagen prächtig. Auch im zweiten Aufeinandertreffen in der Nations League bezwang die dänische Nationalmannschaft Weltmeister Frankreich. Zu dem laut Nationaltrainer Kasper Hjulmand »großartigen Spiel« mischten sich schnell die Eindrücke der vergangenen EM, als sich Danish Dynamite bis ins Halbfinale kämpfte - und sich nun in Katar getrost zum erweiterten Favoritenkreis zählen darf.
Blamage: Der Juni verlief für Stefan Kuntz noch blendend. Vier Spiele, vier Siege, 14:0 Tore - der Nationaltrainer der Türkei konnte mit der Leistung seiner Mannschaft hochzufrieden sein. Gänzlich anders erging es dem langjährigen Coach der U21-Nationalmannschaft im September. Das wilde 3:3 gegen Luxemburg am Donnerstag hatte der 59-Jährige noch als »vielleicht sehr hilfreich« beschrieben - Pustekuchen. Auf den Färöern setzte es eine 1:2-Blamage, bei der die Türken, so Kuntz, »niedergeschlagen« wurden. »Es tut wirklich weh«, sagte Kuntz nach der Partie - da konnte auch der feststehende Aufstieg in den Pool B die Stimmung nicht mehr aufhellen. Zumal türkische Medien bereits über eine Entlassung von Kuntz spekulieren.
Talfahrt: Abstieg aus der A-Gruppe der Nations League, nur ein Sieg aus sechs Spielen: Ralf Rangnicks Zwischenbilanz als Teamchef Österreichs ist enttäuschend. »Niederlagen fühlen sich nie gut an, trotzdem haben wir genug Selbstvertrauen, um uns für die EM zu qualifizieren«, sagte der frühere Bundesligatrainer jedoch betont zuversichtlich. Dennoch: Bei der 1:3-Niederlage vor 45 700 Zuschauern gegen Vizeweltmeister Kroatien setzte seine Mannschaft ihre sportliche Talfahrt ungebremst fort. Bei seinem Debüt im Juni hatte der 64-Jährige gegen denselben Gegner noch die ersten drei Punkte eingefahren, seither holte Österreich aus fünf weiteren Partien nur einen Zähler. Aktuell viel zu wenig, wie Rangnick bei allem Zweckoptimismus einräumen musste: »Wir müssen uns weiterentwickeln und verbessern.«